Inhalt

Kinder und Jugendliche mit Rheuma sind eine besondere
Herausforderung für Physio- und Ergotherapeuten, denn bei ihnen steht die
Funktion der Gelenke im Vordergrund der Therapie. Neben der medikamentösen
Therapie sind die Physio- und Ergotherapie die wichtigsten Interventionen. Sie
dienen der Schmerzlinderung und der Wiederherstellung bzw. dem Erhalt der
Bewegungsfähigkeit und fördern so den Aktivitätsspielraum der jungen Patienten
im Alltag. Dieses kompakte Buch fasst alle physio- und ergotherapeutischen
Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten zusammen und gibt einen für den
therapeutischen Erfolg wichtigen Einblick in die Krankheitsbewältigung der
Patienten. Bausteine eines ganzheitlichen Therapiekonzeptes sind u.a.:
Behandlungstechniken und -Konzepte in der Physiotherapie und physikalischen
Therapie, Sport und Hilfen für den Alltag. Die funktionelle Ergotherapie wird
in den Prinzipien und mit Behandlungsbeispielen erläutert. Im Kapitel zur
Krankheitsbewältigung machen die Autoren die psychosoziale Belastungen
sichtbar, mit denen die erkrankten Kindern umgehen müssen, und sprechen Aspekte
der Transition an. Der
Inhalt dieses Buches entspricht – in aktualisierter Form – früheren Beiträgen
aus dem Grundlagenwerk “Pädiatrische Rheumatologie” (Hrsg.
Wagner/Dannecker) für Kinder- und Jugendärzte. Als Ergänzung zur aktuellen
Auflage des Referenzwerkes konzipiert, unterstützt dieses Buch vor allem
Physiotherapeuten und Ergotherapeuten bei der Behandlung von Kindern und
Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen. Kompakt, praxisrelevant und
alltagsnah.(Kurzbeschreibung von www.amazon.de)

Infos zum Buch 

Seitenzahl:  87 Seiten

Verlag: Springer Verlag
Preis:  19,99€ (Taschenbuch) / 6,99€ (Ebook)

Wieso wollte ich ausgerechnet ein Fachbuch über Rheuma bei Kindern und Jugendlichen lesen?
Wie innerhalb meiner Fachbuch-Rezensionen schon mehrfach erwähnt, arbeite ich in einem Therapeutischen Kinderzentrum, wo ich Physiktherapeutisch aktiv bin. Natürlich treten Kinder mit Rheuma dort eher selten auf, da andere Dinge in den Vordergrund rücken, dennoch kommt es durchaus vor, dass ich solche Kinder behandle. Aus diesem Grund erschien es mir nur sinnig, ein Fachbuch zu dieser Thematik zu lesen / bearbeiten, denn je mehr Infos – desto besser.

Gliederung 
Dieses Fachbuch gliedert sich in 2 große Kapitel mit jeweils mehreren kleinen Unterpunkten, die wiederum in viele kleine Kapitel aufgeteilt werden:

1. Physiotherapie, physikalische Therapie, Ergotherapie 
    1.1 Physiotherapie 
    1.2 Physikalische Therapie bei juveniler idiomatischer Arthritis 
          und Kollagenosen
    1.3 Ergotherapie

2. Krankheitsbewältigung im Alltag
    2.1 Krankheitsbewältigung: Eine Begriffserklärung
    2.2 Krankheitsbezogene psychosoziale Belastungen und Anforderungen
    2.3 Strategien der Krankheitsbewältigung
    2.4 Transition

Auf den ersten Blick finde ich diese Aufteilung ganz schön, denn zuerst geht man auf die verschiedenen Therapieformen innerhalb der verschiedenen Berufsgruppen ein und beschäftigt sich anschließend mit der Bewältigung der Krankheit im Alltag – eine Reihenfolge, die ich sehr gut finde. Natürlich ist es wichtig, dass man sich – neben einer professionellen Therapie – auch selbst mit seiner Krankheit beschäftigt, insbesondere damit, was man dagegen tun kann – und da sind einige Tipps ganz hilfreich. 

Fazit zu Vorwort und Kapitel 1.1: Physiotherapie
Im Vorwort sprechen die Autoren davon, dass sie mit diesem Buch ein Exemplar schaffen wollten, welches auch Rheumatologie-Neulingen einen guten Einblick gewährt und auf einen Blick die wichtigsten Informationen bereithält. Es soll einen schnellen Überblick geben, über die spezifischen Gelenkuntersuchungen, sowie die daraus resultierende Herangehensweise für den Therapeuten. Bei all diesen Punkten soll jedoch nicht vergessen werden, dass das Kind mehr ist, als ein Haufen Gelenke, nämlich ein kleiner Mensch mit einer Persönlichkeit, einem sozialen Umfeld und einer Menge Probleme im Alltag. Ich bin sehr gespannt, ob das Buch halten wird, was es verspricht und werde im Gesamtfazit noch einmal näher darauf eingehen – im Hinblick auf den Inhalt dieses Buches klingt dies zumindest sehr vielversprechend. 

Punkt 1.1 beschäftigt sich unter anderem mit verschiedenen Therapieformen, erklärt, weswegen eine Ganganalyse sinnvoll sein kann, weswegen eine komplette Entlastung durch Gehhilfen nicht empfehlenswert ist und berät uns mit einer tollen Tabelle darüber, welche Therapiemethoden einsetzbar (+), wichtig (++) oder sehr wichtig (+++) sind und unterscheidet hier nochmal akute, sowie chronische Stadien. Besonders die Tabelle gefiel mir sehr gut, da man hier einen sehr guten Überblick darüber hat, welche Maßnahmen man einsetzen kann oder sollte und welche nur bedingt zu empfehlen sind. Auf den Folgenden Seiten werden die einzelnen Punkte der Tabelle (z.B. Schlingentisch, Manuelle Therapie, Bobath, Kinesiotaping, etc.) dann genauer erläutert und deren ein paar wichtige Worte zur Wirksamkeit beim Krankheitsbild genannt. Ich persönlich finde diese Art und Weise sehr gut, denn ist man sich unsicher, weswegen eine bestimmte Therapieform wichtig oder sehr wichtig ist, kann man diese Information mit ein paar wenigen Sätzen einholen. 

(c) by Springer, S. 9

Außerdem wird in diesem Kapitel das Behandlungsschema bei Rheumatischen Erkrankungen erläutert – Grundsätzlich unterscheidet sich die meisten Punkte jedoch nicht sonderlich vom normalen vorgehen, weswegen ich einiges in diesem Kapitel nicht neu oder speziell auf die Erkrankungen bezogen empfand. Gut fand ich dann aber trotzdem die Tatsache, dass hier auch auf das Vorgehen bei geplanten intraartikulären Injektionen eingegangen wird und ein paar Worte zum Thema Lagerung, sowie Hilfsmittel geboten wird. Besonders spannend fand ich auch den Unterpunkt “Sport bei oder trotz kindlichem Rheuma”, denn hier werden nicht nur ein paar Gedanken zum Thema aufgeworfen, sondern auch eine Tabelle zur Verfügung gestellt, die Aufschluss über die Entzündungsaktivität der oberen und unteren Extremität zeigt, bei verschiedenen Sportarten. Auch der Punkt “Schmerz und Physiotherapie” war interessant, wenn er auch nicht sonderlich viele, neue Informationen bot. 

(c) by Springer, S. 17

Begeistert hat mich die Tabelle mit den Physiktherapeutischen Schnelltests verschiedener Gelenke, mit den Hinweisen darauf, welche Dinge auf eine Pathologie hinweisen und eine Erklärung zur Durchführung – außerdem der Schmerzbogen, auf dem Kinder schmerzende Gelenke anmalen können – sehr toll! 

Fazit zu Kapitel 1.2: Physikalische Therapie bei juveniler idiopathischer Arthritis und Kollagenosen
Dieses Kapitel beschreibt die verschiedenen physikalischen Maßnahmen (Kryo-, Hydro-, Thermo- und Elektrotherapie, Phonophorese, Lymphdrainage und Massage), die bei Arthritis und Kollagenosen eingesetzt werden können, die bei Jugendlichen auftreten – und deren Ursache unbekannt ist. Bei den einzelnen Maßnahmen wird nicht nur schön beschrieben, wie sie durchgeführt werden, sondern auch, welche Wirkung sie auf das Gewebe ausüben, die Kontraindikationen sowie verschiedene Tipps zu den einzelnen Anwendungen. Insgesamt gefällt mir dieses Kapitel recht gut, da es ein gutes Nachschlagewerk darstellt und die einzelnen Anwendungen kurz und prägnant beschrieben werden. 

Fazit zu Kapitel 1.3: Ergotherapie
Zwar arbeiten wir in unserem Zentrum auch interdisziplinär mit Ergotherapeuten zusammen, dennoch beschäftigt man sich in aller Regel mit seinem eigenen Berufsbild und somit auch seiner eigenen Therapie. Dennoch finde ich die Arbeit der Ergotherapeuten immer sehr spannend und las mit großem Interesse dieses Kapitel. Ob dieses Kapitel allerdings für einen Ergotherapeuten ebenso hilfreich ist, kann ich leider nur schwer beurteilen. 


Fazit zu Kapitel 2.1: Krankheitsbewältigung: Eine Begriffserklärung
Auf etwas mehr als 2 Seiten führen uns die Autoren ein, in den Begriff der Krankheitsbewältigung. Dabei definieren sie kurz, aber verständlich, diesen Begriff, erläutern uns dessen Ziele und beschreiben uns, welche Personen an der Bewältigung beteiligt sind. Auch die Phasen der Krankheitsbewältigung werden hier verständlich und einprägsam erklärt.

Fazit zu Kapitel 2.2: Krankheitsbezogene psychosoziale Belastungen und Anforderungen

(c) by Springer, S. 60

Dieses Kapitel macht uns auf die Belastungen während einer Therapie, sowie der Erkrankung selbst aufmerksam und erläutert uns verständlich, anhand einiger Beispiele, wie sich Ängste und Probleme besonders bei Kindern entwickeln können. Sehr gut gefiel mir unter anderem die Beschreibung der innerpsychischen Prozesse des Rheumakranken Kindes/Jugendlichen durch Verwendung des Eisberg-Modells, da es das ganze erheblich verdeutlicht. Auch der chronische Schmerz und dessen Entstehungsmodell wird in diesem Kapitel kurz und prägnant erklärt. Die Erklärungen zum sozialen Umfeld, auf das man unbedingt auch einen Blick haben sollte, empfand ich persönlich als besonders wertvoll, denn häufig sieht man nur das Kind als Kranken an sich und vergisst ein wenig, dass auch das Umfeld von der Erkrankung betroffen ist. Man wird an die Sichtweise von Müttern, Vätern und Geschwisterkindern herangeführt und auf Probleme innerhalb der Schule / des Kindergartens aufmerksam gemacht. 

Fazit zu Kapitel  2.3: Strategien der Krankheitsbewältigung
Innerhalb dieses Kapitels werden uns die verschiedenen “Bewältigungsstile” einer Erkrankung aufgezeigt (Verleugnender Bewältigungsstil, Singsuchender Bewältigungsstil, Aktiver zupackender Bewältigungsstil, Suche nach sozialer Einbindung und Unterstützung) und so ein Einblick in die Denkweisen der Erkrankten Kinder/Jugendlichen, sowie deren Problematik gewährt. Auch Abwehrmechanismen werden beschrieben, da besonders Kinder und Jugendliche häufig dazu neigen etwas zu suchen, was von der Erkrankung wegführt – sie verschließen quasi die Augen vor der Wahrheit. Auch über psychotherapeutische Verfahren werden wir ein wenig aufgeklärt.

(c) by Springer, S. 67

Besonders wertvoll fand ich persönlich den Unterpunkt der Beratung und Patientenschulung da dieser Unterpunkt als Therapeut besonders wichtig ist. Hier findet man einige Tipps für den kindgerechten Umgang mit der Erkrankung, sowie die dementsprechende Aufklärung. Auch auf die Therapeuten-Patienten-Beziehung wird hier noch einmal eingegangen und verdeutlicht, wie wichtig es ist, gut pädiatrisch geschult zu sein und auf die kleinen Patienten eingehen zu können. 

Genauso wichtig ist jedoch auch die Familiäre Beratung und Bewältigung, sowie die Information an die jeweilige Schule, denn ein Rheumakrankes Kind kann mit kleinen Hilfen ohne weiteres eine Regelschule besuchen und muss nicht mit körperlich beeinträchtigten Kindern unterrichtet werden. 

Auch auf die berufliche Bildung und Orientierung wird hier eingegangen und es werden einige hilfreiche Tipps gegeben, um den Jugendlichen zu motivieren und diese in ihren Entscheidungen zu bekräftigen – sodass sie sich nicht zurückgestellt und unfähig fühlen.

Toll fand ich die Beschreibungen bzw. Erklärungen zu den sozialrechtlichen Aspekten, denn so kann man als informierter Therapeut durchaus ein paar Fragen beantworten und auch einige Tipps in die richtige Richtung geben. 

Fazit zu Kapitel 2.4: Transition

Dieses Kapitel definiert zu allererst einmal, was man überhaupt unter Transition versteht und erläutert die Prinzipien kurz und einprägsam. Interessant fand ich die Unterscheidung zwischen Pubertät und Adoleszenz, welcher mir als solches überhaupt nicht bewusst war und gibt einige Hinweise auf den Umgang mit den sensiblen Jugendlichen. Auch zur Beruflichen Eingliederung, sowie zur weiteren Lebensplanung und der (gewünschten) Compliance (die, wie in einem Exkurs dargestellt wird, oft deutlich schlechter ist, als man es erwarten würde!) des Jugendlichen werden ein paar Worte verloren. 

=> Zum Schluss finden wir noch ein Literatur-, sowie ein Stichwortverzeichnis.

Gesamtfazit
Fasse ich nun meinen Eindruck von allen Kapiteln zusammen, so muss ich sagen, dass ich die Erklärungen in aller Regel als sehr gut verständlich empfand, wobei darauf geachtet wurde, nicht allzu sehr abzuschweifen. Im Fazit zum Vorwort beschrieb ich, was die Autoren mit diesem Buch erreichen möchten.. hier noch einmal eine kurze Erinnerung:


Im Vorwort sprechen die Autoren davon, dass sie mit diesem Buch ein Exemplar schaffen wollten, welches auch Rheumatologie-Neulingen einen guten Einblick gewährt und auf einen Blick die wichtigsten Informationen bereithält. Es soll einen schnellen Überblick geben, über die spezifischen Gelenkuntersuchungen, sowie die daraus resultierende Herangehensweise für den Therapeuten. Bei all diesen Punkten soll jedoch nicht vergessen werden, dass das Kind mehr ist, als ein Haufen Gelenke, nämlich ein kleiner Mensch mit einer Persönlichkeit, einem sozialen Umfeld und einer Menge Probleme im Alltag.”



Vom jetzigen Standpunkt aus betrachtet, muss ich wirklich sagen, dass die Autoren ihre Arbeit gut gemacht haben, denn sie erreichen genau das, was sie sich vorgenommen haben: Sie haben ein Werk geschaffen, was einen guten Einblick in die Thematik gewährt, viele Infos bereithält und äußerst leicht zu verstehen ist, da es mit wenigen Fachbegriffen auskommt, oder diese ausreichend erklärt. Die verschiedenen Kapitel sind häufig mit Grafiken, Exkursen oder Bildern unterlegt, die das Ganze noch mehr verdeutlichen und bieten dem Leser so die Möglichkeit sein wissen etwas mehr zu vertiefen. Die Gliederung ist sinnig gewählt und man merkt, dass hier Fachleute am Werk waren, die sich mit der Thematik, wie auch den wichtigsten Punkten auseinandergesetzt und präzise ausgewählt haben, was für ein Fachbuch wichtig ist. 

Alles in allem kann ich dieses Fachbuch wirklich jedem empfehlen, der mit Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen zu tun hat, denn es ist absolut schlüssig und gut verständlich gehalten. Eine wertvolle Ergänzung für jeden Fachbuchschrank!

Wertung: 5 von 5 Sterne!

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