Inhalt
Als die 16-jährige Tessa erfährt, dass sie den Kampf gegen
den Krebs nach 4 Jahren nun endgültig verloren hat, beschließt sie, all die
Dinge im Leben zu tun, die sie schon immer mal tun wollte – sterben wird sie ja
ohnehin. Einmal Drogen nehmen, einmal Sex haben, einmal einen Freund! Doch bald
ist es viel mehr als das, denn Tessa verliebt sich und es entwickelt sich eine
zärtliche, gefühlvolle Beziehung mit einem bitteren Beigeschmack…
Zitate
“Wenn ich doch nur einen Freund hätte. Ich wünschte,
er würde im Schrank von einem Kleiderbügel hängen. Immer wenn ich wollte,
könnte ich ihn rausholen, und er würde mich so ansehen wie die Junge ins
Filmen, so als ob ich schön wäre.”
“Mir fällt eine Menge auf, während sich die roten
Digitalziffern auf seinem Wecker von 3:15 bis 3:19 bewegen. Zum Beispiel, dass
seine Schuhe umgekippt neben der Tür liegen. Dass die Tür nicht richtig zu ist.
Dass ein merkwürdiger Schatten hinten in der Ecke an der Decke wie ein Gesicht
aussieht. Ich denke an einen dicken Mann, den ich einmal schwitzen sah, als er
unsere Straße langgejoggt ist. Ich denke an einen Apfel. Ich denke, ein
sicherer Platz wäre unter dem Bett oder mit meinem Kopf auf dem Schoß meiner
Mutter. Auf seine Arme gestützt, bewegt er sich langsam über mir, das Gesicht
zu einer Seite gedreht, die Augen fest geschlossen. Das ist es. Es passiert
tatsächlich. Ich erlebe es jetzt. Sex.”
Fazit
“Bevor ich sterbe” ist ein Roman von Jenny
Downham. Da ich in letzter Zeit soviel von diesem Roman gelesen hatte,
beschloss ich irgendwann ihn mir zu kaufen und jetzt – wo ich keinen Druck
durch Rezi-Exemplare hatte – auch zu lesen.
Von Anfang an begleiten wir die 16 jährige Tessa durch ihr
von Krankheit durchzogenes Leben. Zwar versucht sie trotz ihrer tödlichen
Krankheit immer wieder ihr Leben zu meistern, häufig hat sie jedoch auch Tage,
an denen sie nicht einmal aus dem Bett aufstehen möchte, trotzdem begegnet sie
uns als starkes, sympathisches, willensstarkes junges Mädchen. Als sie erfährt,
dass sie bald sterben wird, weil der Krebs ihren Körper immer weiter zerfrisst,
beschließt sie keine Grenzen und Regeln mehr zu beachten und einfach nur das zu
tun, wonach ihr gerade ist. Sie erstellt eine Liste und bald füllen unter
anderem solche Punkte ihren Zettel: Sex haben, Drogen nehmen, gegen das Gesetz
verstoßen, die Eltern wieder zusammenbringen und noch viele weitere Punkte. Als
Tessa jedoch ihren Nachbar Adam näher kennenlernt, verliebt sie sich in ihn und
die Gefühle vertiefen sich immer mehr. Als Leser beginnt man sich zu fragen:
Wieso ist das Leben so ungerecht? Adam liebt sie aufrichtig und zieht sie in
seinen Bann, versucht ihr das Leben zu versüßen und immer für sie da zu sein –
und doch ist der Tod allgegenwärtig und wartet nur darauf das junge Glück zu
zerstören. Als Leser schließt man Adam fast augenblicklich ins Herz, er ist
nett, hilfsbereit, aufopfernd und bereit alles menschenmögliche für seine
kranke Freundin zu tun – wo andere Männer sie wohl schon längst im Stich
gelassen hätten.
Auch Tessa’s beste Freundin Zoey ist allgegenwärtig, auch
wenn sie nicht immer einen guten Einfluss auf das kranke Mädchen zu haben scheint.
Sie unterstützt sie in den Phasen, in denen Tessa am meisten eine Freundin
braucht und ist immer für sie da. Als Leser weiß man Zoey vielleicht anfangs
nicht richtig einzuordnen, später erkennt man jedoch ihr Potenzial und ihr
Wesen wird einem durchaus sympathisch. Tessa’s Familie spielt in diesem Roman
ebenfalls eine zentrale Rolle und auch wenn ihr Vater und ihre Mutter
eigentlich getrennt leben bilden sie irgendwo doch eine halbwegs intakte
Familie. Tessa’s Vater, der die 16 jährige die letzten Jahre bei ihrer
Krankheit begleitet hat, scheint ein herzensguter, aufopfernder Mann zu sein,
der einem auf Grund Tessa’s häufiger Wutausbrüche (weil ihr Vater so sensibel
ist und nicht wahrhaben will, dass seine Tochter zum sterben verurteilt ist)
manchmal ein bisschen leid tun kann. Tessa’s Mutter scheint eigentlich immer
nur dann da gewesen zu sein, wenn Tessa nicht in’s Krankenhaus musste und hat
sie augenscheinlich auch nie dorthin begleitet – trotzdem kann man ihr das
irgendwie nicht übel nehmen und Tessa scheint wohl auch lieber mit ihrem Vater
dort zu sein. Tessa’s jüngerer Bruder Cal scheint sich mit der ganzen Situation
seiner Schwester etwas schwer zu tun, tut jedoch alles für sie und auch wenn es
die üblichen Kabbeleien zwischen Geschwistern gibt hat man doch das Gefühl
einer tiefen Verbundenheit.
Die Geschichte, die sich den ganzen Roman über immer
weiter entwickelt und fortschreitet bringt uns zum lachen und weinen, zum
mitfühlen, zum hassen, zum verstehen und zum “verständnislos sein”.
Man will sich nicht vorstellen, dass genau so etwas wahrscheinlich tagtäglich
irgendwo auf der Welt passiert. Menschen sterben, sehen ihrem Tod entgegen und
sowohl der Betroffene, als auch seine Angehörigen können nur hilflos
danebenstehen und zuschauen. In der ganzen Geschichte kommt immer wieder genau
diese Hilflosigkeit heraus, auch wenn Tessa mit allen Mitteln versucht diese
Phase hinter sich zu lassen und sich mit ihrem Schicksal abzufinden, vielmehr
sogar versucht das beste daraus zu machen und wirklich jeden Tag so zu nehmen,
als ob es ihr letzter wäre. Tessa ist stark, wütend und kämpft um’s überleben,
eine Tatsache die den ganzen Roman so lebhaft und realistisch gestaltet und den
Leser immer weiter in’s perfekte Gefühlschaos zieht. Durch diese Geschichte bekommen
wir einmal mehr vermittelt wie wichtig es ist, die kleinen Dinge im Leben mehr
zu schätzen und vorallem auch mehr zu beachten, uns auch einmal über Dinge zu
freuen die uns alltäglich erscheinen und aufmerksamer als sonst durch’s Leben
zu gehen – denn dadurch entdecken wir vielleicht mehr Dinge an denen wir uns
erfreuen können als es uns bewusst war.
Besonders der Schluss des Buches hat mich wahnsinnig
berührt und war meiner Ansicht nach unglaublich sensibel und liebevoll erwählt
und auch ausgeführt. Für mich hätte es kein passenderes Ende mehr geben können
und keine wundervolleren Formulierungen für ein so tragisches, wenn auch
vorhersehbares, Ereignis.
Abschließend muss ich sagen, dass mich dieser Roman mehr
berührt und bewegt hat, als es in den letzten Monaten je ein Roman geschafft
hat, denn hier ging es um das wirkliche Leben, um’s blanke ÜBERleben und eine
Situation, die jeden von uns vielleicht irgendwann mal trifft. Vielleicht als
Patient, vielleicht als Angehöriger, vielleicht aber auch nur als stiller
Beobachter. Und vielleicht lernen wir durch solche Geschichten, uns wieder
etwas mehr um unsere Umwelt zu kümmern und vielleicht zu bemerken wie wichtig
uns manche Dinge oder Personen sind – bevor es vielleicht zu spät dafür ist.

Wertung: 5 von 5 Sternen.
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