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Inhalt
„Im ersten Lebensjahr machen Babys eine rasante Entwicklung durch. Sie lernen Sinneseindrücke zu verarbeiten und entdecken die Welt immer wieder neu. Mit seinem Praxisbuch hilft Dr. Frans X. Plooij Eltern dabei, die Entwicklung ihres Babys zu begleiten und seine einzigartige Persönlichkeit zu entdecken. Sie finden heraus, welches Spielzeug und welche Beschäftigungen dem Baby in welcher Phase besonders viel Spaß machen und wie sie seine Fortschritte unterstützen können. “ (Quelle: Amazon)
Infos zum Buch
Seitenzahl: 208 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
ISBN: 978-3442176878
Preis: 10,00 € (Broschiert)
Infos zum Autor
„Frans X. Plooij, Jahrgang 1946, studierte in den Niederlanden bei Adriaan Kortlandt an der Universität Amsterdam, bei Hein Oomen an der Universität Nijmegen und bei Gerard Baerends an der Universität Groningen, an der er 1980 seinen Doktortitel erwarb.
Von 1971 bis 1973 befasste er sich gemeinsam mit seiner Frau Hetty van de Rijt bei Jane Goodall im Gombe National Park in Tansania, Ostafrika, mit der Entwicklung freilebender Schimpansenjungtiere. Von 1973 bis 1976 arbeitete er mit Robert Hinde in der Abteilung für Verhaltensentwicklung und -integration im Fachbereich Tierverhalten des Medical Research Council in Madingley, Cambridge, England, von 1976 bis 1980 in der Abteilung für Entwicklungspsychologie der Universität Nijmegen und von 1981 bis 1993 als Leiter der Abteilung für Forschung und Entwicklung am Institut für Kinderforschung der Stadt Amsterdam; dort wirkte er unter anderem an den SOCRATES-LINGUA-Projekten der Europäischen Union zur Einführung einer innovativen Methode des Zweit- und Fremdsprachenerwerbs für junge Schulkinder mit.
Von 1993 bis 1998 war er Professor in der Abteilung für Entwicklungs- und experimentelle klinische Psychologie an der Universität Groningen.
Gegenwärtig ist er Vorsitzender des International Research Institute on Infant Studies (IRIS) in Arnheim, Initiator des europäischen Projekts zur „Interkulturellen Untersuchung der infantilen Regression“ (ISIRP) sowie Leiter von Kiddy World Promotions B.V., einem Beratungsunternehmen für Firmen, die Produkte für Kinder wie beispielsweise Spielzeug herstellen.
Von 1989 bis 1993 war Dr. Plooij Leiter der Presseabteilung der International Society for Human Ethology, stellvertretender Vorsitzender des Institut européen pour le développement des potentialités de tous les enfants (IEDPE), Mitherausgeber der Zeitschrift „Ethology and Sociobiology“ sowie Mitglied im Bewertungsgremium des Journal of Clinical Child Psychology and Psychiatry.
Er ist ordentliches Mitglied mehrerer internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften, die sich mit Kindesentwicklung und Verhaltensbiologie befassen, sowie der New York Academy of Sciences.
Neben zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen hat Dr. Plooij mehrere äußerst erfolgreiche Elternratgeber verfasst, darunter Oje, ich wachse!, das von den USA bis nach Japan in vielen Sprachen erschienen ist. Oje, ich wachse! ist ein weltweiter Bestseller zum Thema frühkindliche Entwicklung und hat sich bereits über 2 Millionen Mal verkauft (Worldwide!)!.“ (Quelle: Amazon)
Gliederung/Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Spielzeug, Spiele und Situationen, Goldene Tipps
- Nach der Geburt
- 5-8 Wochen: Sinneseindrücke: Wie erlebt Ihr Baby seine Welt?
- 8-12 Wochen: Welche Muster faszinieren Ihr Baby am meisten?
- 12-19 Wochen: Fließende Übergänge: Wie das eine langsam in das andere übergeht
- 19-26 Wochen: Ereignisse: Die Kraft von fließenden Übergängen, Mustern und Sinneseindrücken
- 26-37 Wochen: Zusammenhänge: Wie steht das eine mit dem anderen in Verbindung?
- 37-46 Wochen: Kategorien: Wie ist die Welt eingeteilt?
- Register
Gesamt:
Ich lese und rezensiere sehr gerne (Fach/Sach-)Bücher zum Thema kindliche Entwicklung, nicht nur, weil mich das Thema generell interessiert, sondern weil ich von Berufswegen mit Kindern arbeite und daher nicht nur die motorische, sondern die komplette Entwicklung dabei völlig im Blick haben sollte. Aus diesem Grund bin ich immer auf der Suche nach neuer Literatur, auch weil ich gerne etwas an der Hand habe, was ich meinen Eltern empfehlen kann.
Da „Oje ich wachse“ scheinbar ein beliebter Ratgeber zu sein scheint, kam ich natürlich nicht daran vorbei, auch wenn ich mich statt des Standardwerkes für das Praxisbuch entschied. Leider stellte ich erst bei Erhalt des Buches fest, dass dies eher eine Ergänzung zum eigentlichen Werk darstellt… aber nun gut, informativ könnte es ja trotzdem sein – dachte ich und widmete mich diesem Werk.
Die Quintessenz des Ganzen ist wohl, dass ich wohl bei der Lektüre eines Ratgebers, Fachbuches o.ä. noch nie soviel geflucht habe, wie bei „Oje, ich wachse! Das Praxisbuch“. Grund dafür ist, dass der Autor überhaupt kein Augenmerk auf die motorische Entwicklung der Kinder legt und sogar Übungen vorschlägt, bei der sich mein Physiotherapeuten-Herz (mit Kinder-Fortbildung!) nicht nur vor Schreck verlangsamt, sondern regelrecht erstarren lässt. Ich muss gestehen, nachdem ich so einige furchtbare Dinge – motorisch gesehen- gelesen habe, habe ich die einzelnen Kapitel nur noch quergelesen und dabei noch mehr entdeckt… worauf ich das Buch dann zugeklappt habe. Ein Ratgeber sollte genau das tun – Rat geben, wo man ihn braucht und besonders Eltern sind so sensible Ratsuchende, dass sie den Inhalt eines solchen Ratgebers nicht hinterfragen – verständlicherweise. Unten angefügt findet ihr ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind und die Begründung, weshalb dies aus Physiotherapeutischer Sicht absolut nicht zu empfehlen ist.
S. 28, Kapitel Spielzeug, Spiele, Situation
In diesem Abschnitt beschreibt der Autor, dass sich Kinder nach ihrem eigenen Tempo entwickeln und die einen in einem bestimmten Alter eben Dinge beherrschen, die für andere noch gar nicht so spannend sind. An sich bin ich absolut dieser Meinung, mit dem Folgesatz schießt der Autor jedoch den Bock ab: „So kann es sein, dass ein Baby sich zunächst stark fürs krabbeln interessiert und das bereits im Alter von sechs Monaten beherrscht. Bedeutet dies, dass ein ebenfalls sechs Monate altes Kind, das gerade mal aufrecht sitzen kann, der Entwicklung hinterher ist?“ (S. 28). Bei allem Respekt dem Autor gegenüber, aber das ist vollkommender Blödsinn. Die motorische Entwicklung betrachtend hätte ich den ersten Satz vielleicht noch ignorieren können, denn es mag Überflieger geben, die schneller Dinge beherrschen, als es die motorische Entwicklung als „Norm“ ansieht. Die Behauptung, dass ein sechs Monate altes Kind aufrecht sitzen kann, ist jedoch absolut weit hergeholt, denn im Alter von sechs Monaten beschäftigen sich Kinder eher damit, sich vom Rücken auf den Bauch und anschließend anders herum zu drehen! Das sitzen ist hier noch kein Thema. Insofern vermittelt der Autor damit falsche Information und suggeriert den Eltern, dass ihre Kinder Dinge noch nicht können (und somit eine Retardierung vorliegt), die sie in diesem Alter definitiv aber noch nicht können müssen!
S. 68, „Kapitel 8-12 Wochen)
Beschreibt die Übung „Willst Du sitzen?“ und eine „Turnübung“, die man mit dem Kind machen kann, um die Muskulatur zu kräftigen! Man bedenke, dass das Kind in der Zeit 8-12 Wochen alt ist (laut Autor) und sich das Kind an den Händen (die es um die Finger des Erwachsenen legt) mit den Armen hochziehen soll – ohne dass der Erwachsene mithilft. Mal ganz davon abgesehen, dass das Kind in diesem Alter noch einen Handgreifreflex besitzt und sich keineswegs aus reiner Willkür an den Fingern festhält, die Übung an sich ist auch völliger Schwachsinn – außer man möchte ein Kind, das irgendwann nur noch schreit, weil es nicht gesetzt wird. Von selbst kommt es nämlich in dem Alter noch nicht mal ansatzweise in solch eine Position. Davon abgesehen kräftigt es die benötigten Muskeln für die motorische Entwicklung von ganz alleine…
S. 105, Kapitel „12-19 Wochen“
Dieses Kapitel beschreibt eine „Übung“, die beschreibt, wie das Kind auf den Beinen zum stehen kommt – da rollen sich mir als Physio definitiv die Fußnägel! Ein Kind sollte solange nicht auf die Füße gestellt werden, wie es nicht von selbst in diese Position kommt und es in diese Position zu bringen ist absolut Kontraproduktiv und sollte keinesfalls regelmäßig durchgeführt werden!
S. 127, Kapitel „19-26 Wochen“
„Turnen auf der Laufstalldecke“. Auch wenn ich es an sich positiv finde, sich neben sein Kind auf die Decke zu legen und seine Bewegungen zu beobachten, bzw. mit ihm zu interagieren, kann ich dem Autor absolut nicht zustimmen, wenn er sagt, dass man dafür sorgen soll, dass sich das Kind zwischendrin ausruht. Und das Kind in der Bewegung stoppen! Das Kind hört schon von alleine auf, wenn es nicht mehr kann und es definitiv nicht notwendig, das Kind ruhigzustellen! Und dem Kind „in den Pausen“ die „Übungen“ mit denen es sich derzeit beschäftigt selbst vorzumachen ist ebenfalls nicht nötig, denn das Kind wird dies nicht als solches „Vorturnen“ wahrnehmen.
Gesamt: Da sich der Autor scheinbar überhaupt nicht mit der motorischen Entwicklung beschäftigt hat und nicht nur Dinge empfiehlt, die absolut nicht zu empfehlen sind und ggf. sogar schaden, kann ich dieses Buch leider nur schlecht bewerten. Der Autor suggeriert den Eltern eine vermeintliche motorische Aktivität, die die Kinder in den einzelnen Altersstufen noch gar nicht vorweisen können und verunsichert so eher, als dass er mit Rat und Tat zur Seite steht.
Wertung: 0-1 von 5 Sterne!
Ein ganz herzliches Dankeschön an den Verlag, für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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