Inhalt
Lindsay O’Neil, die selbst noch mit einer schweren Kindheit zu kämpfen hat, weil sie aus einer gewaltreichen Alkoholiker-Familie kommt, hat es sich zur Aufgabe gemacht misshandelten Frauen zu helfen und arbeitet nun in ihrem selbst eröffneten Frauenhaus. Eines Morgens findet ihre Mitarbeiterin Ruby neben den Mülltonnen eine Leiche. Ausgerechnet Lindsay’s „noch – Ehemann“, der als Mordkommissar arbeitet, übernimmt den Fall und als weitere Leichen auftauchen und Lindsay Botschaften besonderer Art enthält wird schnell deutlich: Der Täter hat eine besondere Verbindung zu ihr und er wird nicht aufhören zu morden…
Zitate
„Die Frau grinste, als wüsste sie es besser.
>Ich wüsste, was ich tun würde, wenn mein Mann mich schlagen würde – ich würde ihn erschießen.<
Nervöses Kichern plätscherte durch die Reihen. Lindsay lächelte.
>Wissen Sie, wie man einen lebenden Frosch kocht?<
Das Kichern erstarb.
>Man setzt ihn in kaltes Wasser und erhöht dann ganz langsam die Hitze. Wenn der Frosch die Gefahr bemerkt, ist es bereits zu spät und das heiße Wasser tötet ihn.<
Die wenigsten im Raum verstanden die Analogie wirklich.“
Fazit
„Mein Wille sei Dein Wille“ ist ein Thriller von Mary Burton, erschienen im Egmont Lyx Verlag. Im Grunde lese ich hin und wieder gerne einen Thriller, weswegen ich schon gespannt auf den Roman wartete, der dann schließlich am 10.05.2012 in einem meiner Lieblingsverlage erschien. Dieses Mal erwartete mich jedoch nicht nur ein „einfacher“ Thriller, besonders interessiert war ich auch an der „Hintergrundthematik“ der misshandelten Frauen. Ich war gespannt wie die Autorin mit diesem heiklen Thema umgeht und wie sie es mit ihrem Roman verschmelzen lässt und ich muss sagen: enttäuscht wurde ich keinesfalls. Heraus kam ein spannender, blutiger, aber auch gefühlvoller Thriller, der den Leser sehr zum nachdenken anregt und ihn dazu zwingt das Buch nicht zur Seite zu legen, bis die letzte Seite beendet wurde.
Lindsay, geprägt durch ihre eigenen Erfahrungen als Kind, ist ein sehr gefühlvoller, hilfsbereiter und sympathischer Mensch. Sie lebt für ihre Arbeit und versucht rund um die Uhr, den misshandelten Frauen und deren Kindern in ihrem Frauenhaus einen besonderen Schutz und moralischen Beistand zu bieten – keine ganz leichte Aufgabe. Oftmals geben die Frauen im Endeffekt nach und reagieren auf die Anrufe ihrer Männer oder gehen von selbst zu ihnen zurück – der Gedanke alleine zu sein und ohne „ihn“ Leben zu müssen wird von den meisten Frauen nicht ertragen. Und so ist es in Lindsay’s Frauenhaus ein auf und ab, Tag und Nacht ist sie für ihre Schützlinge DER Ansprechpartner und immer versucht sie den Frauen mit all ihren Fähigkeiten zu beweisen, dass sie auch ohne ihre Männer zurechtkommen und sie zur Selbstständigkeit zu „erziehen“. Immer wieder versucht sie ihnen zu beweisen, dass sich ihre gewalttätigen Männer nicht ändern werden, auch wenn ihre Anrufe und Kontaktversuche durchaus liebreizend, geduldig und nett erscheinen mögen. Als die Leiche in der Nähe des Frauenhauses gefunden wird, fragt man sich natürlich was Lindsay damit zu tun hat – vorallem weil man sie im Laufe des Romanes immer besser kennen lernt und immer mehr mitbekommt, welchen Gerechtigkeitssinn diese Frau besitzt und wie sehr sie prügelnde Ehemänner verabscheut. Gegen Ende des Buches wirkt sie oft sehr leichtsinnig und als Leser möchte man Lindsay einfach nur manchmal an den Schultern packen, sie schütteln und sie fragen was eigentlich in ihrem Kopf vorgeht. Trotzdem kann man ihre Gefühle bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen und will ihr einfach nur zur Seite stehen. Die Gefühle, die sie für ihren „Noch – Ehemann“ hegt und zu verdrängen versucht sind sehr deutlich erkennbar, trotzdem weiß man als Leser nicht, ob ein „Neuanfang“ für die beiden wirklich passend und angebracht wäre – dies ist eine der Situationen, die man als Leser am liebsten dem Autor überlasst und einfach gespannt abwartet was passiert.
Zack, Lindsays Ehemann, scheint trotz seiner Alkoholsucht und seinem Drogenmissbrauch (beides mittlerweile bekämpft) kein schlechter Kerl zu sein und seine Gefühle für seine „Noch – Ehefrau“ stehen ihm praktisch ins Gesicht geschrieben. Er ist ein guter Cop und trotz der Tatsache, dass ihn sein Partner auf Grund der „schlimmen Vergangenheit“ (Drogen, Alkohol) noch nicht wirklich akzeptiert, setzt er alles auf eine gute Zusammenarbeit und gibt sich redlich Mühe von ihm akzeptiert zu werden.
Lindsays heimliche Mitbewohnerin Nicole Piper, geboren als Christina Braxton, studierte damals zusammen mit Lindsay und ist vor kurzem erst vor ihrem Ehemann geflohen – dank ihrer neuen Identität findet sie sich ganz gut zuerecht und scheint eine sehr nette Frau und gute Freundin für Lindsay geworden zu sein. Ihr Charakter erscheint durchaus sympathisch und auch wenn sie lange Zeit eher die „Ermittlungen“ behindert (weil sie Lindsay beispielsweise kein Alibi für die Tatzeiten geben kann, weil Lindsay Nicoles Anwesenheit vertuscht) will man sie nicht wegdenken und schließt die arme Frau einfach ins Herz.
Die restlichen Charaktere wie Zack’s Partner, eine TV – Moderatorin, Zack’s Familie, die Mitarbeiterin im Frauenhaus etc. scheinen alle sehr gut ausgearbeitet, haben Charakter und Tiefgang und keiner scheint wirklich unsympathisch zu sein – was die Eingrenzung des Täters verdammt schwierig macht. Lange lange Zeit musste ich darüber nachdenken wem ich die Täterschaft zutraue, denn wie immer trügt der erste Schein! Doch ich muss sagen: Bis zum Ende tippte ich nur ins blaue, kam auch nicht auf den richtigen Täter und mag dieses Buch dafür umso mehr. Vorhersehbar ist es also auf keinen Fall. Das Ende, sowie die „Angabe“ des Täters erscheint durchaus logisch und hätte wirklich so passiert sein können, keine unlogischen Schlüsse oder Wendungen. Die Thematik der misshandelten und geprügelten Frauen fand ich sehr interessant, vorallem unter dem Aspekt der Vergangenheit der Hauptprotagonistin. Dies alles regte mich doch sehr zum Nachdenken an, wie würde ich mich in solch einer Situation verhalten? Ich bin zwar ähnlicher Meinung wie die Dame oben im Zitat, ich würde eher jemanden erschießen als mich prügeln zu lassen, doch: Lindsay hat mit ihrer Analogie schon recht: Manchmal bemerkt man die Dinge erst dann, wenn es zu spät ist. Alles in allem eine schwierige Thematik, die mich auch nach beenden des Buches nicht richtig losgelassen hat und mit der ich mich zumindest gedanklich noch eine Weile beschäftigen werde.
Das Buch wurde in gut verständlicher, flüssiger Sprache geschrieben, die Kapitel waren nicht zu kurz oder lang und die Seitenanzahl genau richtig.
Wertung: 5 von 5 Sternen
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