Inhalt
Jedes Jahr im April ist es Blues Aufgabe, des Nachts mit ihrer Mutter auf den Kirchhof zu gehen und ihr dort zu helfen, die Seelen derer zu „empfangen“, die im Laufe des nächsten Jahres sterben werden. Normalerweise sieht Blue die Seelen nicht, sondern spürt sie nur, doch dieses Jahr ist alles anders: Nicht nur, dass sie nicht ihre Mutter, sondern ihre Tante Neeve begleitet, sie sieht auch noch einen Jungen, der sterben wird: Gansey. Dies kann nur eines bedeuten: Sie wird der Grund dafür sein, dass er stirbt. Außerdem wird Blue schon ihr Leben lang prophezeit, dass ihre wahre Liebe stirbt, wenn sie den Jungen küsst. Ist etwa Gansey ihre große Liebe und sie tatsächlich der Grund für ihren Tod?


Erster Satz des Buches
„Blue Sargent wusste mittlerweile schon gar nicht mehr, wie oft ihr gesagt worden war, dass sie ihrer wahren Liebe den Tod bringen würde.“

Zitate 
„Die Oberfläche der Welt tief unter ihnen erstreckte sich in dunklem Grün, durch das sich ein schmaler, glitzernder Fluss wie ein Spiegel des Himmels schlängelte. Er konnte ihm mit bloßem Auge bist zu den Bergen folgen.“

Fazit 
„Wen der Rabe ruft“ ist der erste Band von vieren, um die „Raven Boys“, von der Autorin Maggie Stiefvater. Am Wochenende war ich ein bisschen im Buchladen stöbern und konnte mich zuerst gar nicht so recht entscheiden, was ich lesen möchte. Irgendwann fiel mir dann dieses Buch in die Hände und ich wusste, dass ich es lesen muss. Ich liebe die Reihe um die Wölfe von Mercy Falls, von der Autorin und aus diesem Grund konnte ich es mir einfach nicht nehmen lassen, auch diese Reihe von ihr zu beginnen.

Blue Sargent ist nicht wie andere Mädchen. Sie lebt in einem Haus voller Wahrsagerinnen, sieht jedoch selbst nichts, wenn sie versucht, die Zukunft vorherzusagen. Blues einzige Gabe besteht darin, die Kräfte der anderen zu verstärken und wird oft zu Sitzungen hinzugezogen. So ist es auch Blues Aufgabe, jedes Jahr, am Vorabend des Markustages mit ihrer Mutter auf den Kirchhof zu gehen und dort Wache zu halten. In diesem Jahr jedoch begleitet Blue nicht ihre Mutter, sondern ihre Tante Neeve, die seit kurzem bei den Sargents zu Besuch ist. Stets notierte Blue nur die Namen derer, die dem Tod geweiht waren und die sie von ihrer Mutter, oder dieses Jahr Tante Neeve genannt bekommt, doch plötzlich verändert sich etwas: Blue kann auf einmal den Geist eines Jungen sehen, der (für sie) mutterseelenallein über den Kirchhof wandelt. Dass Blue plötzlich die Gabe des „sehens“ hat, bedeutet nichts gutes, denn nun ist eines sicher: sie ist der Grund für den Tod des Jungen. Da Blue zeit ihres Lebens schon prophezeit bekommt, dass sie ihre wahre Liebe tötet, wenn sie ihn küsst, werden ihr die Zusammenhänge schnell klar und sie fragt sich, ob Gansey tatsächlich ihre wahre Liebe sein könnte! Durch einen dummen Zufall lernt sie Gansey schließlich kennen und ist sich direkt sicher: in diesen Kerl wird sie sich definitiv nicht verlieben! Doch schon bald ist er nicht mehr ganz so unsympathisch, wie er auf den ersten Blick auf sie wirkt und sie freundet sich mit seinen Freunden/Mitbewohnern an…

Blue einzuschätzen fiel mir den kompletten Roman über recht schwer, denn irgendwie konnte ich mich nicht so sehr in sie hineinfühlen, wie ich es mir gewünscht hätte. Sicher ist, dass Blue ein Mädchen ist, das mit wenig Regeln aufgewachsen ist, keine Einschränkungen kennt, dadurch aber scheinbar trotzdem nicht auf die falsche Bahn geraten ist, sondern ihr Leben ganz gut meistert. Auch wenn sie weiß, dass sie anders ist (als Tochter einer Wahrsagerin), scheint sie das nicht großartig zu stören und sie lebt ihr Leben so, wie sie es für richtig hält. Ob Blue Freunde hat, erfährt man nie so wirklich, außer natürlich den Raven Boys, mit denen sie sich im Laufe des Buches anfreundet (darauf werde ich aber später noch eingehen). An sich fand ich Blue recht sympathisch, sie wirkt bodenständig, vernünftig und weniger naiv, als man es von einer 16-jährigen Protagonistin erwarten würde. 

Gansey bekommt in der Geschichte seine ganz eigene Geschichte zugesprochen. Anders als in anderen Romanen ist er nicht „nur“ der Geliebte, der Angebetete oder einfach „irgendein“ Junge. Er ist ein wichtiger Charakter, der seine ganz eigenen Ziele verfolgt. Gansey ist einer der Jungs, die die Aglionby Academy besuchen, jede Menge Geld in der Tasche haben und nach außen hin unantastbar und unerreichbar wirken. Lernt man Gansey und seine Freunde Adam, Ronan und Noah jedoch besser kennen, so bemerken wir (wie so oft), dass Klischees nunmal nicht immer Anwendung finden und man dem ersten Eindruck nicht trauen darf. Bei Gansey handelt es sich war um einen sehr reichen Jungen, doch das schlägt ihm absolut nicht aufs Gemüt, denn Geld interessiert ihn im Grunde nicht. Andere Dinge sind ihm deutlich wichtiger, beispielsweise die Suche nach dem „schlafenden“ König Glendower, der angeblich nicht tot sein soll, sondern nur schlummernd in der Erde, bis man ihn findet. Wer ihn aufweckt, der steht in dessen Gunst… und genau das Ziel hat unser werter Gansey. Dafür setzt er alle Hebel in Bewegung und motiviert all seine Freunde zur Hilfe.

Ganseys Freunde, ebenfalls Schüler der Alignonby Academy (liebevoll auch die Raven Boys genannt, wegen der Raben als Schulwappen), könnten unterschiedlicher nicht sein: Adam, der sich die Schule nur wegen eines Teilstipendiums leisten kann und in einer Wohnwagensiedlung wohnt, Ronan, ein gutmütiger Kerl, der stets wirkt wie ein Schlägertyp und Noah.. der stille und ruhige Noah, über den man nur ganz wenig erfährt. Erstmal. 

Ich muss zugeben, dass mich die „Mercy Falls Reihe“ direkt von Beginn an ziemlich vom Hocker riss, was ich von dieser Reihe, bzw. diesem ersten Band nun nicht wirklich sagen kann. Anfangs hatte ich meine Probleme, mich in die Geschichte einzufinden, insbesondere weil ich die beiden Parallelstränge zwischen Blues Wahrsagerfamilie und Ganseys Suche nach König Glendower nicht unbedingt unter einen Hut bringen konnte. Im Laufe des Buches legt sich dieses Problem dann, denn die Handlungsstränge verbinden sich immer mehr, was ich durchaus positiv bewerten möchte. Die Geschichte an sich und besonders die Entwicklungen, die man das Buch über erkennen kann, fand ich außergewöhnlich, aber spannend und ich frage mich, wie sich das ganze über die 4 Bände, die erscheinen sollen, weiterhin entwickeln wird. Gut finde ich auch, dass wir nach und nach etwas mehr über die einzelnen Charaktere erfahren, jeder zu seiner Zeit und man so nie das Gefühl hat, jemanden gar nicht „zu kennen“. 

Besonders toll finde ich den Umgang zwischen Gansey und seinen Freunden, denn man merkt, wie unglaublich wichtig sie ihm sind und dass er alles für sie tun würde. Auch Blue reiht sich recht bald in dieses Gespann ein und besonders ihre Freundschaft zu Adam, sowie die aufkeimenden Gefühle für ihn, erwartet man so gar nicht – wo man doch denkt, dass sie sich automatisch in Gansey verlieben wird! 

Wie immer gibt es auch in diesem Roman von Maggie Stiefvater kleine, aber tolle Umgebungsbeschreibungen, sodass man immer weiß, wo man sich genau befindet. 

Wertung: 4 von 5 Sterne! 

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