Inhalt
Die 17 jährige Caitlin, die von allen nur „Cat“ genannt wird, ist vor kurzem nach Bamberg gezogen und findet nach einer missglückten Party eingeschlossen in einem dunklen „Keller“ wieder. Dort entdeckt sie hinter einem losen Pflasterstein in der Wand einen alten Kupferhalsreif, sowie ein seltsames Leder mit einer alten Inschrift. Neugierig geworden legt sie den Halsreif um und betrachtet sich das wundersame Leder. Als sie beginnt den Text laut vorzulesen wird sie ins Jahr 1632 katapultiert – eine Zeit in der die Hexenverbrennung in Bamberg ihren Höhepunkt fand. Verwirrt wandelt sie nun durchs altertümliche Bamberg und wird schon kurz nach ihrer Ankunft Zeugin einer schrecklichen Hexenverbrennung. Verwirrt und geschockt irrt sie durch die Stadt und begegnet bald Dorothea (die sich mit Kräutern sehr gut auskennt) und ihrem Bruder Jakob (einem Mönch), der Cat auf Anhieb sehr gut gefällt. Der Halsreif um Cats Hals lässt sich nicht mehr ablegen und zieht sich mit dem abnehmenden Mond immer weiter zu – doch nicht nur das lässt Cat um ihr Leben bangen: Die Menschen im alten Bamberg halten sie für eine Hexe…


Zitate
„Hexe, Hexe Du sollst brennen,
mit dem Kopf nach unten hängen.
Teufelslieder sollst Du singen,
bis die Flammen Dich umringen.
Hexe, Hexe Du sollst sterben,
mit Deiner Asche den Himmel färben.“

„Die einsamen Sanddünen im Winter, das Meer mit seinen hunderten Schattierungen von Bleigrau bis fast Schwarz. Und der pastellfarbene Himmer, der die eisige Luft in Blaugraurosatöne verpackte und den eigenen Atem wie weißen Drachenrauch aussehen ließ.“

„Am liebsten hätte ich mich, wie damals, als ich ein kleines Kind war, auf den Boden geschmissen und mit beiden Fäusten laut schreiend auf den Boden gehauen, um meinen ganzen Frust und meine Panik herauszubrüllen. Aber weil ich inzwischen 16 war und wusste, dass das nichts an der Situation ändern würde, atmete ich zweimal tief durch und versuchte, kühl und logisch zu überlegen.“

Fazit
„Purpurmond“ ist der erste Fantasyroman der Autorin Heike Eva Schmidt. Seit jeher mag ich eigentlich Romane, in denen es um spektakulärere Ereignisse in der Geschichte geht, sei es die Hexenverbrennung oder die Zeit der Pest. Fantasyromane an sich liebe ich aber fast noch ein bisschen mehr und so war ich natürlich begeistert als ich diesen Roman entdeckte: Da vermischte sich doch ein spektakuläres Ereignis mit Fantasy – da musste ich natürlich zugreifen und ich wurde nicht enttäuscht. Der Roman um die 17 jährige (wobei  im Roman selbst auch immer mal wieder „16“ steht) Cat beeinhaltet eine überaus spannende und interessante Geschichte, die es meiner Ansicht nach so noch nie gegeben hat. Durch den Halsreif und das beschriebene Leder hat das Mädchen die Gelegenheit in die Vergangenheit zu reisen und tief in die Geschichte des alten Bambergs einzugreifen. Immer wieder finden Zeitsprünge statt, die die Geschichte sehr interessant und vielseitig werden lassen, vorallem da man immer wieder erfährt, was mit Dorothea und ihrem Bruder Jakob passiert, auch wenn sich Cat in ihrer eigenen Zeit befindet. Die lässige, sprücheklopfende Cat muss sich natürlich erstmal an die „neue Zeit“ gewöhnen und erntet sowohl Bewunderung als auch Missgunst, denn sie ist nicht wie die Frauen dieser Zeit: sie widerspricht und sagt deutlich ihre Meinung. Zusätzlich fällt sie durch ihre Wortwahl auf, die natürlich nicht so Recht ins Bamberg des 17. Jahrhunderts passen will. 

Cat ist eine tolle Figur, sie hat Charakter, sie setzt sich durch und ist einem durch ihr forsches Wesen sofort sympathisch. Sie lässt sich nichts gefallen und versucht immer anderen zu helfen – auch wenn sich für sie daraus Nachteile entwickeln könnten. Ihre Gefühlswelt ist eine Berg und Tal-Bahn, einerseits die Ängste als Hexe verbrannt zu werden oder einen grausamen Erstickungstod (durch das zusammenziehen des Halsreifes) zu sterben. Andererseits das Kribbeln der zarten Gefühle für Dorotheas Bruder Jakob und die freundschaftlichen Gefühle die sie Dorothea gegenüber entwickelt. 

Dorothea selbst ist eine typische Frau des 17ten Jahrhunderts. Angepasst und still, nur nicht besonders auffallen. Als sie später jedoch einen Mann ehelichen soll, den sie nicht leiden kann, statt ihres Liebsten, rebelliert die sonst so schüchterne Dorothea und offenbart ihre Kämpfernatur. Man leidet und fühlt mit Dorothea, man liebt und weint mit ihr und freut sich immer von ihr zu lesen – sie ist einfach ein Charakter den man mögen muss!

Dorotheas Bruder Jakob ist ein gläubiger Mönch, doch für seine Schwester umgeht er alle Schranken und versucht immer für sie da zu sein. Anfangs ist er eher der typische „Moralapostel“ doch dies legt sich mit der Zeit und macht ihn zu einem großen Bruder, den sich jeder von uns wünschen würde. Als er bemerkt, das er selbst auch Gefühle für Cat hegt wird er immer sympathischer und will ihn garnicht mehr missen.

Die restlichen Charaktere in dieser Geschichte sind alle großartig ausgearbeitet und man hat sofort das ein oder andere Gefühl diesen Personen gegenüber. Den einen mag man, den anderen verabscheut man und diese Gefühle bestätigen bzw. vertiefen sich mit fortlaufender Geschichte umso mehr. Jede Geschichte braucht seine Schurken und meiner Ansicht nach ist der Schurke in dieser Geschichte besonders gut gelungen – jede Aussage, jede Beschreibung lässt den Leser eine tiefere Abneigung gegen diesen Menschen verspüren und man wünscht ihm einfach nur alles schlechte dieser Welt.

Purpurmond ist ein wundervoller Roman mit einer außergewöhnlichen Geschichte, wundervollen Landschaftsbeschreibungen (siehe Zitate), grandiosen Charakteren und einem Einblick in die schreckliche Zeit der Hexenverbrennungen. Man fiebert mit und die Seiten fliegen nur so dahin, man will das Buch garnicht mehr aus der Hand legen. Er ist in „Ich-Form“, aus der Sicht von Cat verfasst, was den Leser der Protagonistin immer sehr nahe bringt und all die Erfahrungen und Gefühle noch besser verspüren lässt. Die einfachen aber flotten Formulierungen lassen einen das Buch gut verstehen und flüssig lesen, die Kapitel sind nicht zu kurz und nicht zu lang. Die leichte Liebesgeschichte zwischen Cat und Jakob ist oberflächlich gehalten und keineswegs kitschig, vielmehr hat man das Gefühl dass Cat ihr erstes „Verliebtsein“ erlebt und am Anfang garnicht so recht weiß was Sache ist. Die zusätzliche Geschichte zwischen Dorothea und ihrem Liebsten Daniel ist so wundervoll, dass es einen richtig schmunzeln lässt wenn man über die beiden liest, man freut sich einfach das sich die 2 gefunden haben und so „toll“ miteinander umgehen – das zu lesen zergeht manchmal wie Schokolade auf der Zunge.

Wertung: 5 von 5 Sternen!

Vielen Dank an den Pan – Verlag für das Bereitstellen dieses Rezensionsexemplares!

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