Inhalt
Die Gestaltwandlerin Naomi leidet fürchterlich unter der Angst Roman nicht vor dem feindlichen Clan beschützen zu können, der es auf ihn abgesehen hat um Naomi zu schaden und beschließt, ihm den „Kuss des Vergessens“ zu geben – damit er ihre komplette gemeinsame Vergangenheit vergisst und ein normales Leben führen kann. Niedergeschlagen bricht sie ihre Zelte in Maine ab und reist zurück nach Deutschland, um dort ihr Kind zu gebären und mehr über ihre Ahnen, sowie den eigenen Clan herauszufinden. Zuhause angekommen übergibt Naomis Großmutter Leandra ihr einen wohl behüteten Brief ihrer verschwundenen Großmutter Romina, der das Duo schon bald nach London reisen lässt. Bald finden sich weitere Aufzeichnungen und es wird immer deutlicher in welcher Gefahr sich Naomi und ihre Familie befinden und auch Roman ist trotz des „Vergessens“ nicht mehr sicher…
Zitate
„Die Nähe zum Park lieferte die ideale Kulisse für einen Horrorfilm, wo Vampire aus Gruften stiegen und in vornehme Hälse bissen oder die angebetete Heldin, im vom Vollmond romantisch beschienenen Park verführten. All die Fantasyromane, die sie gerne gelesen und als blödsinnige Hirngespinste abgetan hatte, fielen ihr wieder ein. Auch jetzt hielt sie diese Geschichten immernoch für Unsinn. So eine Verwandlung war alles andere als romantisch. Ebenso wenig, mit solch einer Last leben zu müssen. Trotzdem musste sie nun zugeben, dass Gestaltwandler sehr wohl existierten. Sie war selbst einer. Hoffentlich träfe sie heute Nacht jemanden aus dem Clan. Diese Unwissenheit über ihr eigenes Wesen ließ sie verzweifeln.“
„Der Blick über den vom Vollmond beleuchtenden Park war bezaubernd. Wie eine silberne Platte lag ihr der See zu Füßen. Die Kronen der unterhalb stehenden Bäume sahen aus die dunkle Wattebäusche unter einem Sternenzelt.“
„Der Stamm der hochgewachsenen Platane zeichnete sich deutlich vor dem hell erleuchteten Himmel ab. Die dunklen ahornförmigen Blätter streckten sich wie tausend Finger dem Vollmond entgegen. Der verkrüppelt wirkende Baumstamm war in sich gewunden und schraubte sich bis zum ersten Astkranz fünf Meter in die Höhe, bevor die ausladenden Äste wie ein Dach in die Breite gingen und die Lichtung beschatteten.“
„Bald verdrängte die salzige Meeresluft die Auspuffgase, die ihr allgegenwärtig schienen. Im Hafenbecken dümpelten Segelboote, an der Hafenmole reihten sich Restaurants aneinander, bis die Mole endete und ihr freien Blick auf das offene Mittelmeer bot. Die aufgehende Sonne verwandelte das Wasser in eine silbern glänzende Oberfläche. Die Gischt der leichten Wellen, die der Wind an die Küste trieb, leuchtete schneeweiß.“
Fazit
Bei „Die Fährte“ handelt es sich um den zweiten Roman der Trilogie „Im Schatten des Mondlichts“ von J. J. Bidell. Nachdem ich den ersten Band schon kaum aus der Hand legen konnte war ich natürlich sehr gespannt darauf, was mich in Band 2 erwartet, und auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht: „Die Fährte“ fesselte mich mindestens ebenso sehr wie Band 1 es geschafft hat und nach beenden des Romans schreit jede Faser meines Körpers nach Band 3! Aber alles der Reihe nach.
„Die Fährte“ beginnt zeitlich direkt nach Ende des ersten Bandes. Naomi befindet sich gerade auf dem Heimweg, von Maine nach Hamburg und kämpft mit ihrer tiefen Trauer weil sie Roman verlassen und ihm den „Kuss des Vergessens“ schenken musste. Auch in diesem Band macht die junge Hauptprotagonistin eine deutliche Entwicklung durch. Als Leser hat man das Gefühl das sie durch jedes Erlebnis, jeden Rückschlag, jede Aufgabe nurnoch stärker und unabhängiger wird. Zu Beginn des ersten Bandes schien sie nicht zu wissen wer sie ist und versuchte sich selbst zu finden, jetzt weiß sie ganz genau was sie will und tut alles Menschenmögliche um ihre Ziele umzusetzen und die Menschen zu schützen, die ihr etwas bedeuten. Trotz ihrer Schwangerschaft wirkt die junge Frau niemals zerbrechlich oder vorsichtig und auch wenn von überall Gefahr lauert so ist sie allem immer einen Schritt voraus und steht mutig „ihre Frau“.
Auch die altbekannten Charaktere aus Band 1 begegneten mir wieder, ganz zu meiner Freude. Oftmals werden in Trilogien zu viele neue Charaktere eingebaut und darüber hinaus die alten vergessen, was oftmals zu großer Verwirrung meinerseits führt. Dies ist hier jedoch zum Glück ganz und gar nicht der Fall, es treten eigentlich alle Bekannten „Gesichter“ wieder auf.
Roman, der sich nach Naomi’s speziellem Kuss an nichts mehr (aus den letzten Wochen) erinnern kann, kämpft gegen seinen Blackout an und versucht krampfhaft seine Erinnerung zurückzuholen. Durch seinen Onkel Bertram, sowie seinen Kollegen Robert erfährt er einiges über Naomi und zerbricht sich den Kopf darüber wer sie ist und wieso sie so einfach verschwunden ist. Romans Kampfgeist beeindruckte mich das ganze Buch über, er wollte seinen Gedächtnisverlust einfach nicht hinnehmen und die Neugier siegte letztendlich über den Frust des Vergessens. Trotz des langen und beschwerlichen Weges zur Erinnerung gibt Roman den ganzen Roman über nicht auf und versucht das Mädchen zu finden, das nach Meinung seines Onkels „die Frau des Lebens“ für Roman darstellt. Er reist von Maine nach Holland und über Deutschland nach Barcelona und immer ist da ein kleiner Hoffnungsfunke. Ich finde es wahnsinnig toll das jemand soviel Energie für etwas aufbringt, an das er sich nicht erinnern kann und niemals ernsthaft erwägt aufzugeben. Von diesem Kampfgeist können sich wohl die meisten von uns eine gewaltige Scheibe abschneiden!
Auch Leandra, Naomis Großmutter, stellt wieder eine der Hauptprotagonistinnen da. Wie schon in Band 1 ist sie die Beschützerin ihrer Enkelin und die einzige die sie wirklich versteht und unterstützt, was vorallem daran liegt, das Naomis Mutter Luna, von den ganzen Vorgängen nicht die geringste Ahnung hat. Um sie zu schützen behalten Leandra und Naomi das Geheimnis um die Katzenmenschen für sich und müssen sich so manche Ausrede einfallen lassen um Luna von der Wahrheit fernzuhalten. Leandra ist trotz ihres Alters noch eine agile und taffe Frau, die für ihre Enkelin alles stehen und liegen lassen würde und auch vor mehreren Reisen nicht zurückschreckt um das Familien-/Clangeheimnis zu lüften. Auch in Leandras Gefühlswelt erhalten wir hin und wieder einen Einblick, besonders wenn es um ihre Mutter (also Naomis Urgroßmutter) Romina geht, was sie trotz ihrer Stärke zu einer sensiblen und liebenswürdigen alten Dame macht.
Auch Naomis Freunde Alice und Karsten treten wieder auf und wirken als große Stütze für die Schwangere, auch wenn ihnen viele Dinge ein Rätsel bleiben müssen. Sammy tritt ebenfalls wieder auf und auch dieses Mal erfahren wir wieder einiges neues über den guten Mann, es bleibt also überaus spannend! Weitere, neue Figuren treten auf und begeistern den Leser ebenfalls mit Tiefgang und interessanten Persönlichkeiten, auf deren Entwicklung man sich vermutlich schon im Voraus freuen darf.
„Die Fährte“ ist eine wundervolle Fortsetzung, sie besticht mit Spannung, Witz und Charme und auch die grandiosen Formulierungen aus Band 1 musste ich dieses Mal nicht vermissen (siehe Zitate). Wie schon in Band 1 dreht sich die Geschichte Hauptsächlich um die Entwicklung der Charaktere und die Zusammenhänge der Familien, einzelnen Clans und Persönlichkeiten. Die Verwandlungen selbst treten zwar auf, Rücken jedoch eher etwas in den Hintergrund, was die Geschichte zu einer Art spannenden Detektiv-, Liebes-, Kriminalmischung mit deutlichem fantastischen Einflüssen macht. Die Autorin besticht mit wundervollen Formulierungen und spannenden Passagen bei denen auch die Actionszenen nicht fehlen und Blut fließen darf, insgesamt also ein Buch das für jeden das passende Etwas enthält. Die Kapitel sind nicht zu lang, der Roman ist flüssig und leicht verständlich geschrieben und die Seiten fliegen nur so dahin – und plötzlich ist er vorbei! Das Ende ist spannungsgeladen und endet mit einem Cliffhanger, der die Sehnsucht nach Band 3 noch deutlich vergrößert. Alles in allem bin ich wieder absolut begeistert von diesem Band und bedanke mich auch dieses Mal recht herzlich bei J. J. Bidell für das Bereitstellen dieses Rezensionsexemplares!
Wertung: 5 von 5 Sternen!
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