Inhalt

James, der eigentlich immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, folgt seiner besten Freundin Deidre (in die er zufällig auch noch unglücklich verliebt ist) an die Musikschule „Thornking – Ash“, denn zusätzlich ist er ein begnadeter Dudelsackspieler. Schon bald wird er von seinen Gefühlen für Deidre (oder „Dee“) abgelenkt, denn die schöne Nuala, die leider so garnicht menschlich ist, macht ihm ein verlockendes Angebot und zieht ihn tief in die Welt der Feenwesen…


Zitate
„Ich hatte mal irgendwo von einer Studie gelesen, bei der Wissenschaftler einer Gruppe Ratten Rockmusik und einer anderen Gruppe Klassik vorgespielt hatten. An die Einzelheiten konnte ich mich nicht erinnern, aber nach ein paar Wochen stiegen die Klassikratten friedvoll die Karriereleiter empor oder trugen Birkenstocks, während die Rockratten zu Kannibalen geworden waren und sich gegenseitig in Stücke gerissen hatten. Ohne die Angabe, welche Band sich die Rockratten anhören mussten, weiß ich nicht, was das beweisen soll. Ich weiß nur: Wenn ich mir zwei Wochen lang ununterbrochen Pearl Jam anhören musste, würde ich auch meinen Zimmergenossen fressen.“

„Unsterblichkeit wäre in unserer beschissenen Welt unerträglich, wenn man sie als Einziger besäße. Du müsstest Dich ständig an die vielen Jahre erinnern, in denen alle anderen nach und nach verschwunden sind. Zumindest musst Du nicht zuschauen, wie alle, die Du kennst, alt werden und sterben, während Du ewig weiterlebst.“

„>Der Erzengel Michael ist vom Himmel herabgekommen, und ich habe ihn gebeten: > Sage mir, wie ich meinen Freund Paul von dem Besenstil erlösen kann, welchen er verschluckt hat.< und er antwortete: > Das hier dürfte ganz nützlich sein.< Und er gab mir ein Sixpack Heineken. Frag mich nicht, warum ausgerechnet Heineken.<„

„>Dein Hirn muss eine kulturelle Einöde sein. One Republic? Maroon 5? Sherryl Crow? Bist Du denn ein kleines Mädchen? Ich weiß garnicht, welche Deine Cd’s ich auflegen könnte, ohne dass mir davon Brüste wachsen und ich eine Sucht nach Pralinen entwickele.<„

Fazit 
„Ballade“ ist der zweite Roman rund um die Feenwelt von Maggie Stiefvater. Nachdem ich Band 1 mehr oder weniger schnell verschlungen hatte, war ich natürlich gespannt, was mich im zweiten Band erwarten sollte. Dieses Mal konnten wir James als Hauptfigur betrachten, der im ersten Roman nur eine Nebenrolle gespielt hatte und so alles einmal aus einer ganz neuen Sicht betrachten. 

Der Roman beginnt mit einer kurzen „Erzählung“ einer Leanan Sidhe, einer besonderen Feenart. Diese ist nur sehr kurz, jedoch recht aussagekräftig, ihren Sinn findet man allerdings erst viel später in der Geschichte wieder. Das Kapitel endet mit einer SMS, die James beste Freundin Dee schreibt, jedoch niemals absendet – ein Art Kommunikation, die wir im Verlauf des Buches noch öfter antreffen werden. Stellenweise fand ich es sehr interessant, einen Einblick in das Gefühlsleben der ehemaligen Hauptperson (die dieses Mal nur noch sehr wenig auftritt) zu erhalten, andererseits konnte genau das zuweilen doch auch etwas nervig werden und als Leser dachte man irgendwann: Jetzt schick das Teil doch endlich auch mal ab!

Direkt danach beginnt James aus seiner Sicht zu erzählen und wir werden in die Geschichte hineingesaugt, die  meiner Ansicht nach jedoch nur schleppend vorwärts kommt. Recht schnell begegnen wir Nuala, die von nun an irgendwie an allen Ecken und Enden zu lauern scheint, wirklich in die Feenwelt involviert oder ausreichend darüber informiert werden wir jedoch nicht. Wo ich im ersten Band an jeder Ecke einen kleinen Spannungsbogen sah, so musste ich in diesem Roman eher danach suchen, auch wenn die Geschichte im wesentlich garnicht mal so uninteressant war, der „Fortschritt“ beruhte bei diesem Roman aber eher auf der Gefühlsebene und bezog sich am ehesten auf den Konflikt, dem sich James mit seinen Gefühlen für Deidre und Nuala’s Anziehungskraft gegenüber stellen muss. Die Musik rückt hier noch wesentlich mehr in den Vordergrund als im Vorgänger, trotzdem fügt sie sich nur mäßig ins Geschehen ein und alles wirkt manchmal etwas gezwungen und aufgesetzt. Als man dann die Gesänge des „Dornenkönig’s“ – dem König der Toten vernimmt, der dann auch noch eine zentrale Rolle in der Geschichte spielen soll, wird man eher etwas überfahren als positiv überrascht und fragt sich lange Zeit, wieso der König der Toten so wichtig für die Feenwelt zu sein scheint. Trotz meiner negativen Kritikpunkte bin ich jedoch nicht völlig enttäuscht von der Geschichte, so manche Erklärung und Erzählung fand ich durchaus interessant, annehmbar oder sogar richtig gut. Die humorvollen Aspekte, die man anhand der Zitate weiter oben, durchaus herauslesen kann, machten einiges wieder wett und so manches Mal musste ich doch mehr als nur ein bisschen schmunzeln – vorallem auch über die „Heineken“ –  Geschichte, die in dem Zitaten erwähnt wird. Auch die einzelnen Beschreibungen der Umgebung/Figuren/Orte waren nicht zu verachten und für mich ergab sich eigentlich ein gut vorstellbares Gesamtbild, abgerundet durch das doch sehr überzeugende Finale.

Die Figur des James, die im ersten Band „Lamento“, nur als Nebenrolle auftrat, wird hier näher beleuchtet. James ist, trotz seiner locker lässigen, spöttischen Art ein sensibler, etwas verrückter junger Mann, der dazu neigt,Worte, die er nicht vergessen will, auf seine Hände und Arme zu schreiben. Dies führt dazu, dass er die meiste Zeit völlig bekritzelt durch die Gegend läuft und dadurch wohl mehr Aufmerksamkeit erregt als ihm manchmal recht zu sein scheint. Als er Nuala trifft, die ihm anbietet einen Pakt zu schließen, bei dem seine musikalischen Fähigkeiten auf’s äußerste verbessert werden, lehnt er erstmal eiskalt ab und erscheint so erstmal als charakterstarker, vernünftiger, junger Musiker. Diese Fassade beginnt jedoch im Laufe des Buches zu bröckeln und je größer die Anziehungskraft der schönen Fee auf ihn wirkt, umso mehr lockt ihn  der Ruhm als Musiker…

Hinter der Fassade der schönen Nuala, steckt wesentlich mehr, als man am Anfang glaubt. Sie hat jede Menge Gesichter: Hart, unbamherzig, kalt, gefühlvoll, liebend, sarkastisch. Man weiß nicht ob man ihr trauen kann oder nicht und sie wirft das Bild, das wir uns im ersten Roman von den Feen machen konnten gehörig durcheinander. Durch ihr ständiges auftauchen – mal unsichtbar, mal sichtbar, entwickelt sie sich aber doch recht schnell zur Nervensäge, die diesen Ruf nur mäßig schnell wieder los wird. 

Die Charaktere an sich, und seien es nur die unwichtigen Nebencharaktere, scheinen alle einen tiefern Sinn zu haben, einen Hintergrund, eine Geschichte, ein Gefühlsleben. Insgesamt konnten mich alle Charaktere irgendwie überzeugen, auch wenn mir nicht alle auf Anhieb so sympathisch waren. Der ein oder andere Bekannte aus Band 1 tritt aber auch noch auf, was bei manchen doch ein Anlass zur Freude war – zumindest für mich. 

Als Fazit kann ich nur sagen: Eigentlich lohnt es sich, trotz meiner vielen Kritikpunkte, durchaus, dieses Buch zu lesen. „Ballade“ sprüht vor Humor, begeistert mit interessanten Charakteren, entführt uns durch wunderbare Beschreibungen in ein „fernes Land“ und endet mit einem spannungsgeladenen Finale. Für diejenigen, die Band 1 „Lamento“ (Rezi gibts hier) noch nicht gelesen haben: „Ballade“ lässt sich auch unabhängig lesen, vermutlich ist es jedoch, gerade auf die Feenwelt bezogen, verständlicher, wenn man vorher den ersten Band gelesen hat.

Wertung: 4 von 5 Sternen

Ein herzliches „Dankeschön“ an den Pan-Verlag, für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!


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