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Inhalt
“Dieses Buch führt auf fundierte und einfühlsame Weise in das ganzheitlich orientierte Bobath-Konzept ein. Dabei berücksichtigt es neueste Erkenntnisse über Lernprozesse und Regenerationsmöglichkeiten des geschädigten Gehirns. Gerade im Umgang mit Babys und behinderten Kindern hat sich das Bobath- Konzept in der Praxis bestens bewährt. Es zeigt, wie Therapeuten und Eltern ihr Kind – auch wenn es behindert ist – mit Handling und vielfältigen Anregungen liebevoll dabei unterstützen können, seine Fähigkeiten voll zu entfalten. Eine Fülle praktischer Beispiele wird durch viele
Fotos anschaulich. Unter den zahlreichen Ratgebern und Therapiebüchern erhebt sich hier eine Stimme, die etwas sehr Einfaches in Erinnerung bringen will: dass wir ein Kind als Wesen mit einem großen Potential betrachten sollten, das
es entdecken und freizusetzen gilt. Für Therapeuten und Ärzte besonders wertvoll sind die von der Autorin entwickelten Befundbögen nach Bobath. Sie sind interdisziplinär verwendbar und erleichtern die tägliche Arbeit für Physiotherapeuten,
Logopäden, Ergotherapeuten und Ärzte. Der Leitgedanke, mehr Gewicht auf die Stärken eines Kindes zu legen
als auf seine Schwächen, zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch.” (Quelle: Amazon)
  
Infos zum Buch
Seitenzahl: 332 Seiten
Verlag: Richard Pflaum Verlag
ISBN: 978-3790510508
Preis: 34,90 € (Broschiert) 

Fazit
Wieso wollte ich dieses Buch lesen? Derzeit mache ich die Fortbildung zur Bobath-Therapeutin und bin immer wieder auf der Suche nach guter Fachliteratur. 
Inhalt:
1. Das innere Erleben des Kindes verstehen
2. Die Stärken und Schwierigkeiten des Kindes finden und Dokumentieren
3. Den Blick schärfen für das Wesentliche
4. Brücken bauen für ein selbstbestimmtes Leben
5. Anhang
Schon die Einleitung begeisterte mich, denn Anne Söller beschreibt auf wundervolle Art und Weise, wie sie Zugang zu einem schwerbetroffenen Kind gefunden hat – und das gibt Hoffnung.

Das 1. Kapitel: “Das innere Erleben des Kindes verstehen” behandelt die Ganzheitliche Entwicklung des Kindes, sowie die “KEKS-Ebenen”. Dabei beschreibt die Autorin nicht nur den Unterschied zwischen intrinischer und extrinsischer Motivation, sowie deren Auswirkungen auf die Therapie, sondern erklärt auch die Bedeutung der KEKS-Ebenen für die Therapie, wie man den offensten Kanal des Kindes findet (und was das ist), als auch ihren Weg zur fähigkeitsorientierten Befunderhebung. 

Die KEKS Ebenen: 
K – Körperliche Ebene
E – Emotional – soziale Ebene
K – Kognitive Ebene
S – Sensorisch-integrative Ebene

Kapitel 2 beinhaltet nicht nur 6 verschiedene Befundbögen für Kinder ab dem ersten Lebensmonat an, sondern auch einen für das Schulkind mit einer Behinderung. Ich persönlich finde diese Befundbögen als unterstützende (wenn auch nicht ausschließliche) Maßnahme absolut wichtig und sinnvoll und komme bei meiner täglichen Arbeit sehr gut damit zurecht – wir haben bereits begonnen, verschiedene Aspekte dieser Bögen in unsere eigenen zu integrieren. Auch die Hilfe am Ende des Kapitels zu gemeinsamen Zielvorstellungen gefällt mir äußerst gut und beschreibt noch einmal in aller Deutlichkeit, worauf es hierbei ankommt.
In Kapitel 3 gefiel mir besonders die Tabelle zum erkennen des jeweiligen Muskeltonus besonders gut, denn sie bietet nicht nur einen guten Überblick, sondern ist darüber hinaus ein gutes Nachschlagewerk. Außerdem sind mir die verschiedenen Tabellen der Übersicht der Probleme und Therapieziele der ICP und anderer senosmotorischer und neurologischer Entwicklungsstörungen bereits eine große Hilfe gewesen! Spannend fand ich auch die beiden Fallbeispiele, bei denen einmal Defizit- und einmal Fähigkeitenorientiert untersucht wurde, denn hier werden die Unterscheide für den Patienten mehr als deutlich. Auch wenn ich mich immer bemühe, positiv auf Kind und Eltern einzuwirken und genau zu erklären, was ich tue, ist einem manchmal doch nicht bewusst, wie man vielleicht wirkt – und das verdeutlichen diese beiden Fallbeispiele! Eine richtig tolle Idee, die in jedes Fachbuch gehört! Auch der ausgefüllte Bobath-Befundbogen gibt einen genaueren Einblick und man erhält neuen Input! 
Kapitel 4 ist, zugegeben, eines meiner Lieblingskapitel, denn neben den 7 Regeln zur Behandlung von Kindern (die sich JEDER Therapeut hinter die Ohren schreiben sollte!) bekommen wir eine Menge nützlicher Information zur Bedeutung von Stell- und Gleichgewichtsreaktionen, Hand- und Handwurzelstütz, der Füße und des Stehens, sowie der Regulation des Muskeltonus innerhalb der Behandlung. Die anschließend folgenden Fallbeispiele mit ausführlichen Erklärungen zu Therapieverlauf, den verschiedenen Phasen der Therapie, Aufgaben-Tipps für den häuslichen Bereich und vielen tollen Bildern verdeutlichen die vorangegangene Theorie und geben einen fantastischen Einblick in die Welt der Bobath-Therapie. Am wichtigsten, in diesem Kapitel, ist jedoch der Abschnitt des Handling – dem wichtigsten Objekt der Bobath – Therapie. Hier erklärt die Autorin liebevoll, die Handling vonstatten geht, worauf man achten muss, was Handling überhaupt ist, sowie die Ziele des Ganzen – und untermalt dies mit vielen aufschlussreichen Bildern. 
Der Anhang enthält nicht nur die Geschichte des Bobath-Konzeptes in Kurzform, sondern auch ein Glossar, ein Literaturverzeichnis und ein Inhaltsverzeichnis. 

Gesamt:
“Zeig, was Du kannst: Die Behandlung von Säuglingen und Kindern nach dem Bobath-Konzept” ist nicht nur ein fantastisches Lehrbuch für alle Bobath-Therapeuten in Ausbildung, sondern auch ein tolles Nachschlagewerk für alle “fertigen” Bobath-Therapeuten. Anne Söller schrieb ein großartiges Werk, das sich nicht nur durch eine gut verständliche Sprache, überzeugende Bilder und den wichtigsten Info’s zum Bobath-Konzept auszeichnet, sondern vor allem durch das Herzblut, dass die Autorin in dieses Werk gesteckt hat. Für mich als Bobath-“Azubi” kurz vor dem Abschluss war dieses Fachbuch eine wahre Bereicherung, das neben dem Bobath-Kurs einige neue Anregungen und Hilfen für den Alltag enthielt. Für Eltern oder Erzieher finde ich dieses Buch hingegen eher ungeeignet, da die Fachsprache unvermeidbar ist. Auch wenn die Autorin mit Fußnoten vieles zu erklären versucht und auch ein hilfreiches Glossar am Ende des Buches zu finden ist, so würde ich als Elternteil zu umständlich finden, alles nachzuschlagen. Auch mit den Befundbögen können diese nur bedingt etwas anfangen, weswegen ich die Buchempfehlung vor allem für Therapeuten aussprechen möchte!    
Wertung: 5 von 5 Sterne!

Ein ganz herzliches Dankeschön an den Verlag, für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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