Inhalt
Die 17 jährige Thara mit den violetten Augen fällt augenblicklich in eine tiefe Ohnmacht, als sie das erste Mal an einer violetten Schwertlilie – einer Iris – riecht. Gleich darauf findet sie sich in einer seltsamen Aschewelt wieder, die so ganz anderes ist als die Welt in der sie aufgewachsen ist. Dort treiben sich seltsame Schattenwesen aus Asche herum und plötzlich begegnet sie einem Jungen mit regenbogenfarbenen Augen – Nate – der jedoch sein Gedächtnis verloren hat und sich an nichts mehr erinnern kann. Einzig Nate kann ihr helfen vor den Gefahren der Aschewelt zu fliehen, doch während Thara zwischen ihrer und der sonderbaren Welt hin und her springen kann ist Nate für immer dort gefangen. Thara versucht ihn aus dieser Welt zu befreien und begegnet dabei einem alten Feind…


Zitate
„Etwas besonders dummes zu tun, hilft manchmal, sich darüber klar zu werdenm dass gerade das, was wichtig erscheint, oft noch dümmer ist.“

„So begann meine erste Reise ins Cinerarium. Verloren in der Bewusstlosigkeit und im Dunkeln hörte ich kraftvolle Schläge in mir, die dumpf und düster hallten, rhythmisch, langsam, stetig. Es war mein Herz. Meine Sinne waren verwirrt, nichts ergab einen Sinn, nirgendwo konnte man sich festhalten. Mit dem Mund hörte ich Töne, schwarze Töne, meine Augen berührten glatte, sich wieder auflösende Oberflächen, meine Hände sahen Schluchten und EInsamkeit. Die Verwirrung, in die ich gestoßen worden war, war unbeschreiblich. Ich war wach, aber ich verstand nichts. Ich verstand nicht, was geschehen war, wo ich war, wohin ich ging und ob ich überhaupt irgendwohin ging.“

„Schon seit einer Weile war mein Leben nicht mehr dasselbe, aber es braucht immer Zeit, bis man eine Veränderung bemerkt. Erst wenn man bis zum Hals drinsteckt, begreift man, dass sich alles verändert hat und nie mehr so werden wird wie früher.“

„Es gibt kein Schicksal. Es gibt nur Fehler, und entweder man macht sie, oder man macht sie nicht.“


Fazit
„Ascheträume“ ist der erste Roman einer Trilogie, geschrieben von Maurizio Temporin. Direkt zu Anfang der Geschichte stürzt man ins geschehen und die Geschichte rankt sich mit jeder Seite weiter um einen herum, zieht einen regelrecht hinein und lässt einen nicht mehr los bis man die letzte Seite in sich „aufgesogen“ hat. Man wird in eine überaus spannende, gut durchdachte und interessante Geschichte katapultiert, die nicht nur von der Story her überzeugt sondern auch von den genialen Charakteren und den wunderbaren Umschreibungen von Gefühlen, Orten und Situationen. 

Die Hauptprotagonistin Thara wirkt von Anfang an sympathisch und ihre Ausflüge in die Aschewelt sind geprägt von sonderbaren Erlebnissen und Begegnungen, die die Geschichte erst so richtig in Schwung bringen. Man fiebert mit und taucht voll und ganz ein, glaubt „live“ dabei zu sein und bei jedem Schritt will man Thara unterstützen, seelisch, moralisch, körperlich. Tharas Gefühle sind greifbar und nachvollziehbar, ihre Handlungen wenig vorhersehbar und ihr Charakter tiefgehend. Obwohl sie im Rahmen der Geschichte  älter, verantwortungsbewusster und reifer wirkt, bleibt der Autor auf einer realistischen Bahn und übertreibt keineswegs.

Der geheimnissvolle Junge aus der Aschewelt, Nate, wirkt geheimnisvoll und interessant und besonders seine regenbogenfarbenen Augen faszinierten mich das ganze Buch hindurch. Durch die Tatsache das sich Nate nicht an sein Leben vor der Aschewelt erinnern kann, wirkt er verletzlich, verschafft sich aber durch die Abwehrhaltung, die er stellenweise an den Tag legt, Respekt und zeigt Thara von vorneherein Grenzen auf (zumindest bis er weiß was er von ihr halten soll). Trotz der anfänglichen Skepsis beschützt er sie immer wieder vor den Aschewesen und freundet sich schnell mit ihr an. Thara gibt ihm Hoffnung da sie ihm viele Dinge beibringen und zeigen kann, die er schon längst verloren geglaubt hatte. Im Gegenzug zeigt er ihr die Schattenwelt und gemeinsam versuchen sie einen Ausweg aus dieser Welt zu finden – zumindest für Nate, denn Thara kann zwischen den „Welten“ wandeln.

Die Nebencharaktere sind, im Gegensatz zu anderen Büchern, nicht blass, farblos und oberflächlich gehalten,  jeder spielt seine eigene kleine Rolle in diesem ganz besonderen Schauspiel. Jeder hat scheinbar eine Aufgabe und man erfährt eine Menge aus der Vergangenheit der Protagonisten, alle sind irgendwie miteinander verstrickt, jedes Schicksal, jede Vergangenheit, alles ist miteinander verknüpft. Der „Schurke“ der Geschichte erinnert mich, nicht nur von der optischen Beschreibung her, etwas an Graf Dracula, er ist interessant, böse, grausam und blutrünstig aber er weist eine deutliche Anziehungskraft auf, der sich auch der Leser nicht so richtig entziehen kann. Anders als bei anderen Romanen konnte ich den Schurken hier einfach nicht „hassen“ oder „verabscheuen“, dazu war er mir auf gewisse Weise doch zu charismatisch – für mich eine ganz neue Erfahrung!

Die grundsätzliche Idee durch eine Schwertlilie oder Iris in eine neue Welt zu gelangen finde ich geradezu genial, es ist neu, es ist anders – und es gefällt! Die ganze Geschichte ist gut durchdacht und immer wieder werden die entstehenden Ungereimtheiten und Fragestellungen beseitigt bzw. aufgedeckt, keine Frage bleibt offen. Durch die rasch fortschreitenden Entwicklungen in der Geschichte kommt niemals langeweile auf, es geht aber auch nicht zu schnell voran, sodass man das Gefühl hat nicht mehr mitzukommen. Das Tempo ist genau richtig gewählt, die spannenden Stellen genau richtig gesetzt und grandios ausgearbeitet. Die Aschewelt hat ihre eigenen Regeln was die Gefühlswelt der „Bewohner“ und „Besucher“ angeht, sodass die aufkeimenden zärtlichen Gefühle zwischen Nate und Thara schon im Keim erstickt werden. Dies lässt den Leser einen bittersüßen Geschmack verspüren und man wünscht sich nichts sehnlicher als eine Lösung für dieses „Problem.“  Die Beschreibungen der verschiedenen, auftretenden „Wesen“ fand ich einzigartig, hier hat sich endlich mal jemand Gedanken gemacht und versucht aus dem ewigen „Werwolf, Vampir, Hexe -Schema“ auszubrechen und etwas neues zu kreieren. Meiner Ansicht nach ist das absolut gelungen! 

Das Buch ist flüssig und spannend geschrieben, die Sprache ist gut verständlich und die Länge der Kapitel gut gewählt. Besonders schön fand ich die Illustration einer Iris zu Beginn jedes Kapitels. Alles in allem konnte mich dieses Buch mehr als überzeugen und ich wage schon fast zu sagen: Mein absolutes Highlight für den Monat März!

Wertung: 5 von 5 Sternen!

Hier geht es zur Leseprobe!
Vielen herzlichen Dank an den Ivi – Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!

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