Inhalt
Als Till eine alte Kamera, eine Leica M4, im Keller findet, geht er davon aus, dass diese seinem Vater gehört hat, der ihn schon recht früh im Stich ließ. Seitdem trägt er sie dauerhaft mit sich herum, schwört sich aber, die Bilder nicht zu entwickeln, bis sich sein Vater bei ihm meldet und ihm zum Geburtstag gratuliert. Eines Tages bittet ihn Paula, die Chefredakteurin der Schülerzeitung, darum, zukünftig als Fotograf für die Zeitung zu fungieren, denn so erhofft sie sich einen Preis zu gewinnen: die goldene Ente. Zuerst lehnt er ab, doch irgendwie geht ihm Paula nicht mehr aus dem Kopf… und bringt ihn in die Bredouille: soll er seinen Vorsatz über Bord werfen?
Info’s zum Buch:
Erster Satz des Buches
„Der Klein griff nach dem Beethoven-Kopf und stütze sich auf der Lockenmähne aus Gips ab.“
Fazit
„Zoom: Alles entwickelt sich“ ist ein Roman der Autorin Lena Hach. Über Blogg Dein Buch bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und hab mich dann einfach mal darauf beworben!
Till ist ein eher schüchterner, zurückhaltender Junge, der sich ganz gerne hinter seiner Leica M4 versteckt. Wie er wirkt, ist ihm herzlich egal, denn durch die Kamera fühlt er sich mit seinem Vater verbunden, der die Familie schon früh verließ und so betrachtet er die Welt nun am allerliebsten durch die Linse seiner neuen, alten Kamera. Sein bester Freund ist zugegeben etwas seltsam, denn Valentin kennt nichts anderes, als die Angst vor Keimen und bildet sich ständig ein, irgendeine Krankheit zu haben. Trotzdem verstehen sich die beiden sehr gut, auch wenn man über die eigentliche Freundschaft der beiden nur sehr wenig erfährt. Trotzdem finde ich Valentin eigentlich ganz lustig und ich finde es schade, dass er vergleichsweise wenig auftritt.
Paula ist die die Chefredakteurin der Schülerzeitung und eine mehr als sympathische Person. Sie ist extrem ehrgeizig und will unbedingt einen gewissen Preis gewinnen, den es für die beste Schülerzeitung gibt: Die goldene Ente. Zu diesem Zweck mobilisiert sie das komplette Team und setzt alle Hebel in Bewegung, um ihr Ziel zu erreichen. Als sie auf die Idee kommt, einen Fotografen zu engagieren, fällt die Wahl recht schnell auf Till, denn mit seiner Kamera, die ständig präsent ist, scheint er eine gute Wahl zu sein. Als Till ablehnt, ist Paula erst einmal wie vor den Kopf gestoßen, denn schon sieht sie ihre Chance auf die goldene Ente schwinden. Doch wieso lehnt Till ab? Für Paula absolut unverständlich – wie kann er nur ablehnen, wo sie ihm sogar das Titelbild anbietet?
Die Geschichte zwischen Till und Paula entwickelt sich langsam und äußerst realistisch, es könnte also genau SO an irgendeiner Schule im Umkreis passiert sein. Zu Beginn kennt Paula Till gar nicht, denn sie muss die 10. Klasse wiederholen und hat kein gesondertes Interesse an den „kleinen“. Einzig die Gruppe der Schülerzeitung findet ihre Aufmerksamkeit und in diesem kleinen, eingeschworenen Kreis versuchen sie, die Zeitung zu managen. Durch Zufall wird Paula also auf Till aufmerksam und versucht daraufhin, ihn zur Mitarbeit zu bewegen – allerdings nicht sehr erfolgreich. Obwohl er die Zusammenarbeit mit Paula abgelehnt hat, geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf und bringt ihn zu der Überlegung, seinen Schwur mit sich selbst zu brechen und die Fotos zu entwickeln.. oder Paula zu erzählen, wieso er nicht an dem Projekt teilnehmen kann. Im Grunde kann man sich als Leser sehr gut in Tills Situation hineinversetzen: ein einsamer Junge, ohne Vater, der sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich Kontakt mit seinem verschollenen Erzeuger aufzunehmen. Es scheint, als ob er mit seinem Stiefvater Urs nicht unbedingt soviel zu tun haben will, auch, wenn man schnell den Eindruck bekommt, dass Urs ihn gut behandelt. Seiner Mutter gegenüber ist Till nicht immer fair, er lässt sie oft spüren, dass er seinen Vater vermisst und Urs eigentlich nicht in seinem Leben haben will. Trotzdem gibt sie sich Mühe und man merkt deutlich, dass Till ihr manchmal ziemlich weh tut, mit seinem abweisenden Verhalten.
Im Grunde fand ich die Idee zur Geschichte ganz gut, denn die Autorin versucht uns langsam an diese ernste Thematik heranzuführen, bleibt realistisch und nimmt Personen, wie unsereins, die genau SO existieren könnten. An der Umsetzung jedoch hapert es meiner Ansicht nach etwas, denn die Tatsache, dass das Buch weder aus Paulas, noch aus Tills Perspektive erzählt wird, sondern aus der eines unbekannten Dritten fand ich doch mehr als merkwürdig. Zu Beginn wird diese Tatsache zwar deutlich gemacht, nach einer Weile vergisst man es wieder, bis der Unbekannte dann plötzlich selbst mit den Protagonisten interagiert?! Dies fand ich alles ein wenig befremdlich und ich persönlich konnte mich mit dieser Situation nur schwerlich anfreunden. Vom Erzähler bekommen wir nichts mit, wir wissen nur, dass er wohl ebenfalls an der Schülerzeitung mitarbeitet und in eine der 10ten Klassen geht – ob jedoch Paula’s oder Till’s Klasse kann ich bis jetzt nicht so genau sagen, ebenso wenig, in welchem Verhältnis er zu unseren Hauptpersonen steht. Diese Sichtweise störte mich das ganze Buch über und auch wenn ich nicht nur Paula und Till, sondern auch die übrigen Protagonisten recht sympathisch fand, konnte ich doch nicht wirklich eine Bindung zu den einzelnen Figuren aufbauen, wie es für mich in einem Roman üblich ist. Aus diesem Grund verstand ich zwar oft die Beweggründe des einzelnen, konnte es aber vom Gefühl her nicht unbedingt nachvollziehen oder auch „mitverfolgen“, was mir den eigentlichen Zugang zum Buch nicht gerade erleichterte.
Insgesamt kann ich euch dieses Buch nur eingeschränkt empfehlen: wenn die oben genannten Punkte für euch kein Problem darstellen, solltet ihr hier zugreifen, denn wie erwähnt, ist die Story an sich durchaus lesenswert!
Wertung: 3 von 5 Sterne!
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