Inhalt
Pünktlich zur Zusage ihres Studienplatzes in Maine offenbart sich Naomi Roberts ein Geheimnis: Ihre Großmutter ist der festen Überzeugung das die junge Frau sich ebenfalls irgendwann in einen Katzenmenschen verwandeln wird, wie ihre Urgroßmutter Romina. Naomi glaubt an einen letzten verzweifelten Versuch von Seiten ihrer Großmutter, um sie von Studium abzuhalten und in Deutschland zu bleiben und schenkt ihren Worten nur wenig glauben. In Maine beginnt sie bald ihr Studium, genießt das Studentenleben, ihre Freunde und auch ihre neue Liebe zu dem jungen Professor Roman. Doch im Laufe der Zeit häufen sich die Merkwürdigkeiten – Naomi beginnt zu schlafwandeln, fühlt sich von einer seltsamen Lichtung im Wald angezogen und fühlt sich ständig beobachtet. Trotzdem erinnert sie sich nicht an die Worte ihrer Großmutter, bis sie sich zum ersten Mal verwandelt. Die Verwandlung jedoch bringt einige Gefahren mit sich – denn sie ist nicht alleine…


Zitate
„Naomi war in der Wildnis gelandet. Soviel stand fest. Beim Anflug hatte sie nur Wälder gesehen, Wälder und Seen. Selbst Bangor schien ihr ein Nest mit Kleinstadtcharakter . Ihre Vorfreude wich Enttäuschung. Hier gab es mit Sicherheit nur verschrobene Hinterwäldler und hausbackene Frauen, deren Sprösslinge eine Miniaturausgabe der Eltern waren. Sie würde vor Einsamkeit umkommen.“

„Der Stadtkern war klein. Sie musste aber zugeben, dass die historischen Ziegelbauten und ihre weiß gestrichenen Holzhäuser mit ihren großen Vorgärten wirklich bezaubernd aussahen. Wie aus dem nichts tauchte eine Brücke auf, die über den Stillwater River nach Orono führte. Der Blick von der Brücke über den Fluss war überwältigend. Die Dämmerung brach inzwischen an, und dichte Nebelfelder drängten aus den Wäldern. Die letzten Sonnenstrahlen verwandelten das umnebelte Flussufer in eine zart rosafarbene Wattelandschaft.“

„Der Wind trug ihr den würzigen Duft der Wälder zu. Sie joggte auf der Stelle und versuchte die Baumsorten zu erkennen. Eichen, Kiefern, Ahornbäume und weiß blühende Sträucher säumten den Flusslauf. Alles war in sattes Grün getaucht. Der Geruch nach frischem Gras und feuchter Holunderblüten wahrnehmbar. Sie schloss für einen Moment die Augen und genoß die fremde Geruchsmischung. Plötzlich fühlte sie sich lebendig und frei.“

„Alice prustete ins Telefon. >Gestern hattest Du noch dichte Gewitterwolken vor der Stirn. Und heute? Heute scheint Dir die Sonne aus dem Arsch. Das nenne ich mal wirklich emotional flexibel.<„


Fazit 
„Das Erwachen“ ist der erste Roman der Trilogie „Im Schatten des Mondlichtes“ von J. J. Bidell. Vor einigen Tagen fragte die Autorin bei mir per Mail an, ob ich gerne ihr Buch rezensieren würde – ein Angebot, das ich nach „verschlingen“ der Leseprobe auch dankend annahm. Vorgestern Abend begann ich also mit dem Lesen des eigentlichen Buches – und konnte es einfach nicht mehr aus der Hand legen, bis mich irgendwann doch der Schlaf übermannte. Der Roman ist wundervoll, spannend, interessant, außergewöhnlich, fantastisch. Man wird nicht direkt in die Geschichte geworfen sondern hat die Gelegenheit die verschiedenen Charaktere von Grund auf kennen zu lernen und sich ein Urteil über sie zu bilden – bis sich Naomi im späteren Verlauf das erste Mal verwandelt vergeht eine Menge Zeit, diese braucht man als Leser jedoch um das Gesamtbild im vollen Umfang erfassen zu können. Somit stehen die sozialen Beziehungen zwischen den Protagonisten erst einmal im Vordergrund, die Geschichte um die „Gestaltwandler“ (in dem Fall nennen sie sich Katzenmenschen) beginnt erst recht spät. 

Der Charakter der Naomi entwickelt sich im Laufe des Buches von einem eher abhängigen, jungen Mädchen zu einer selbstbewussten, selbstständigen jungen Frau, die viel tiefgründiger scheint als man es am Anfang erwartet hätte. Naomi wird immer sympathischer und nachdem man die Phase des „Kennenlernens“ abgeschlossen hat (und sie in ihrer Entwicklung immer weiter fortschreitet) gewinnt man sie richtig lieb und fühlt sich ihr über die Maßen verbunden – ein Prozess den ich bisher selten erlebt habe. Meistens mag man die Charaktere von Anfang an oder man „verabscheut“ sie, bei den Charakteren in diesem Buch ging es mir jedoch ausschließlich so, das ich sie (wie im realen Leben) erst besser kennen lernen wollte, bevor ich mir ein Urteil erlaubte. 

Der Charakter des Roman, Naomis späterer Freund, scheint ein sehr verständnisvoller, reifer junger Mann zu sein, der sich Hals über Kopf in Naomi verliebt, es im späteren Verlauf aber nicht besonders einfach mit ihr hat. Trotzdem steht er parat und unterstützt sie, ist für sie da und will nur das beste für sie. Roman scheint ein wahrer „Traumprinz“ zu sein und als Leser wird man fast schon ein bisschen wehmütig, glaubt man doch selbst weniger an die Existenz eines solchen Exemplares von Mann! 

Naomis Großmutter Leandra, sowie ihre Mutter Luna werden zwar nur als Nebencharaktere behandelt, trotzdem spielen sie in Naomis Leben eine zentrale Rolle: Die Großmutter als ewige Beschützerin und die Mutter als der Part, der Freiheiten gibt. Leandra versucht Naomi vor allem Unheil zu bewahren und schon zu Beginn des Buches spielt sie sich eher als Mutter auf, als Luna selbst. Bald erfährt man jedoch, dass dies nur daran liegt, das sie sich vor der Verwandlung ihrer Enkelin fürchtet und ihr unbedingt zur Seite stehen möchte. Luna hat von diesen Dingen jedoch keine Kenntnisse und versucht aus diesem Grund Naomi mehr Freiheiten einzuräumen und sie aus den Fittichen ihrer Großmutter zu befreien. 

Naomis bester Freund aus Deutschland, Karsten, spielt scheinbar die Rolle des großen Bruders – er besucht sie, beschützt sie, ist für sie da. Einen guten Freund wie Karsten wünscht sich eigentlich jeder: Er fliegt sogar von seinem Studienplatz in Barcelona nach Maine, weil er sich um sie sorgt und sie vermisst. Das nenne ich wahre Freundschaft! Alice und Naomi lernen sich in Maine kennen und freunden sich sofort an. Alice wirkt nett und sympathisch, konnte sich in meinem Herzen jedoch keinen besonderen Platz erkämpfen.

Sammy, den Naomi ebenfalls in Maine kennenlernt, scheint so seine ganz eigene Rolle in diesem Roman zu spielen. Er ist interessant und vielschichtig und ich bin sicher wir werden auch noch in den folgenden Bänden einiges von ihm erfahren. Ich bin sehr gespannt über diese Entwicklung, kann aber schon jetzt sagen: Ich bin begeistert von diesem Charakter. Er ist willensstark, interessant und eine Kämpfernatur – mehr davon!

Dieser Roman konnte mich auf alle Fälle mehr als überzeugen. Interessante Geschichte, überaus sympathische und vielschichtige Charaktere (mit eigener Hintergrundgeschichte), eine Liebesgeschichte die glaubhaft wirkt und sich so zart entwickelt das man schon fast selbst die Schmetterlinge im Bauch spürt, genug Action und Blut, Spannung bis zum Umfallen – was will der Leser eigentlich mehr? Das Buch ist locker und leicht geschrieben, es werden gut verständliche Worte benutzt und die Autorin versteht es den Leser mit Worten zu fesseln und bei der Stange zu halten. Ganz besonders muss ich auch noch einmal auf die Wortwahl der Umgebungsbeschreibungen hinweisen (siehe Zitate), die mich wortwörtlich umgehauen hat. Ich hatte immer das Gefühl genau an diesem Platz zu stehen, genau das zu fühlen, zu riechen und zu sehen – mein geistiges Auge konnte in diesen Beschreibungen einfach nur abtauchen und in einer völlig neuen Welt aufwachen. Vielen vielen Dank für diese wunderschönen Formulierungen!


Wertung: 5 von 5 Sternen!

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Vielen lieben Dank an J. J. Bidell für das Bereitstellen dieses Rezensionsexemplares!
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