Inhalt
Als an Olive’s Schule ein neues Mädchen aufgenommen wird, kursiert direkt ein brisantes Gerücht: Die Neue (mit Namen Miranda) soll tatsächlich ihre Eltern ermordet haben! Olive schenkt dem ganzen keinen Glauben und lebt ihren Schulalltag weiter wie bisher, ohne groß (offensichtliches) Interesse an der Neuen zu äußern. Als diese graue Maus sich jedoch ausgerechnet mit der Schulschönheit Katie anfreundet und von Tag zu Tag mehr ihre Persönlichkeit anzunehmen scheint, während Katie immer grauer und unscheinbarer wird wird Olive’s Interesse geweckt und sie kann nicht länger wegschauen. Bald beginnt sie jedoch an ihrem Verstand zu zweifeln – oder ist die Neue tatsächlich irgendwie unheimlich und geheimnissvoll und – hat sie vielleicht wirklich ihre Eltern ermordet und sucht ein neues Opfer?

Zitate
„Das Gedächtnis ist eine verquere Sache. Es gibt Dinge, Songs zum Beispiel, die ich buchstäblich nur einmal zu hören brauche und die dann für immer in meinem Hirn eingeschlossen sind. Andere Sachen, zum Beispiel algebraische Formeln, können mein Hirn betreten und wieder verlassen, ohne die geringste Spur zu hinterlassen.  Aber manchmal erinnert man sich an Zeugs, selbst wenn man nicht will. Von einigen Dingen weißt Du, dass sie Dir, bis ins kleinste Detail, für den Rest Deines Lebens erhalten bleiben. Von dieser Art war der Moment, als ich das erste Mal Augenkontakt mit Miranda hatte.“

„Warum gab es bloß keine Notrufnummer für Fälle, wenn einem das Gesicht so rot anläuft, dass akute Entzündungsgefahr besteht?“

„Ich blieb stehen, wo ich war, und sehnte irgendeine Naturkatastrophe herbei. Ein Erdbeben vielleicht. Einen Hurrikan. Egal was, Hauptsache, es lenkte mich davon ab, wie ich mich fühlte. Hauptsache, es brach das eisige Schweigen, das sich um mich zusammenzog.“


Fazit
„Du denkst Du weißt wer ich bin“ ist der Debütroman der Autorin Em Bailey. Als ich das Buch vorhin beendete und mich meine Mutter nach meinem Eindruck fragte waren meine ersten Worte übrigens folgende: „Den Thriller in diesem Buch suche ich immernoch!“ Grundsätzlich fand ich dieses Buch sehr gut, die Geschichte war interessant und vielfältig, die Charaktere waren charismatisch und tiefgründig, es gab Gefühlshoch’s und -tief’s und ein Fantasy oder schon fast Science Fiction Anteil war auch vorhanden. Der „Thriller“ Anteil, denn das Buch wurde als Thriller „ausgeschrieben“, fehlte meiner Ansicht nach jedoch komplett – für mich ist ein Thriller jedenfalls was anderes. 

Die Geschichte beginnt spannend, nämlich mit den Worten der Olive, die es kaum erwarten kann die Neue mal von nahem zu sehen – endlich mal ein interessanter Mensch auf der Schule! Die Enttäuschung offenbart sich jedoch schnell: Miranda ist unscheinbar und wirkt unsicher, kein Mensch also der so aussieht als ob er seine eigenen Eltern ermordet hätte! Im Laufe des Romanes wird Miranda jedoch schlagartig beliebter, schöner und selbstsicherer, erst jedoch muss sie sich mit der schönen Katie anfreunden. Während Miranda sich zum scheinbar positiven hin verändert, kehrt sich Katie in’s krasse Gegenteil um, die wird „unsichtbarer“, ungepflegter und immer unscheinbarer. Auch Katies Charakter scheint Miranda plötzlich wieder zu spiegeln und Katie ist so garnicht mehr sie selbst. Doch niemandem, außer Olive und ihrer Freundin Ami, scheint dies wirklich aufzufallen. Die beiden versuchen jedoch tatkräftig hinter Mirandas „Geheimnis“ zu kommen – denn offensichtlich ist an Miranda irgendetwas faul – und stoßen auf eine fast schon unglaubliche Vermutung! Ich persönlich fand es etwas seltsam, dass sich die Geschichte in solch eine Richtung zu entwickeln schien, der Sinn und Zweck des ganzen erschließt sich mir zwar nämlich nicht völlig. Vorallem fand ich es sehr schade, dass sich bezüglich diverser Vermutungen noch eine offene Fragen auftürmen, die zumindest für mich auch am Ende des Buches nicht wirklich beantwortet waren. Vielleicht war’s ja Absicht und man soll am Ende des Buches noch etwas spekulieren? Oder eventuell Platz für eine Forsetzung lassen? Man weiß es nicht…

Ami ist Olive’s einzige Freundin, zumindest seit einem gewissen „Vorfall“. Dieser Vorfall wird in einem großen Teil des Buches nur so genannt aber nicht wirklich erklärt was passiert – bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Für den Leser ist es jedoch meiner Ansicht nach relativ leicht zu durchschauen – nur die Hintergründe sind lange unklar. Als diese jedoch ans Licht kommen scheinen sie durchaus plausibel und zumindest ich für meinen Teil kann Olive ein bisschen verstehen – auch wenn ich ihr Verhalten nicht befürworten kann und will. Ami, die Olive immer unterstützt und ihr als Freundin tatkräftig zur Seite steht, spielt eine ganz besondere Rolle und scheint die einzige zu sein, die Olive wirklich versteht und für sie da ist. Bei Olive’s Mutter stößt Ami allerdings auf wenig Begeisterung, lange habe ich persönlich jedoch nicht verstanden woran das liegt. Die Offenbarung der Ursache lässt einem jedoch alles wie Schuppen vor die Augen fallen – eine dramatisch gute „Wendung“ der Geschichte!

Eine Katie, Drama-Queen, Schulschönheit und Prinzessin, braucht scheinbar jede Schule und auch jeder Roman der ansatzweise mit schulischen Aktivitäten zu tun hat – ohne wäre es ja langweilig. Trotzdem hat mich mein Gefühl nicht getäuscht, Katie scheint oberflächlich und tussig zu sein, doch hinter der Fassade steckt etwas mehr als man am Anfang vielleicht denken würde. Trotz ihrer eigentlich unsympathischen Art und Weise mochte ich sie ganz gerne und freute mich jedes Mal, wenn sie mal wieder einen ihrer „Auftritte“ hatte.

Miranda ist sehr schwer zu durchschauen. Was will sie, was bezweckt sie, welche Hintergründe türmen sich auf? Man weiß es nicht, man vermutet, man liegt falsch, stellt neue Vermutungen auf. Miranda ist wohl der wechselhafteste Charakter des ganzen Romans, eine Tatsache die es verteufelt schwer macht hinter ihre eigentlichen Charakterzüge zu kommen und sie auch nur im geringsten einzuschätzen. Sobald man denkt sie durchschaut zu habe und zu wissen was als nächstes passiert, merkt man dass man sich getäuscht hat und wieder nur dasteht und sich über ihr Verhalten wundert. 

Alles in allem fand ich diese Geschichte sehr interessant und spannend aufgebaut, mit wunderbaren Charakteren und grandiosen Formulierungen, die einen Sog erschufen dem man sich weder entziehen konnte noch wollte. Die Seiten flogen nur so dahin und die Zeit verging wie im Flug. Trotzdem muss ich diesem Roman einen Stern abziehen, denn wenn man den Klappentext liest erwartet man eigentlich eine ganz andere Geschichte als die, die man im Endeffekt geliefert bekommt. Auch bleiben mir einige Fragen zu offen und ungeklärt, Dinge die ich lieber gewusst als vermutet hätte und der Spielraum für eine Fortsetzung hätte auch anderes geschaffen werden können. Die Sprache ist leicht verständlich und die Worte gut gewählt, die Kapitel sind nicht zu lang oder kurz und die Schrift ist in normaler Größe abgedruckt.

Wertung: 4 von 5 Sternen!

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