Inhalt
Der 17-jährige Vincent ist wie vor den Kopf geschlagen: Nina ist schwanger. Dabei weiß er eigentlich gar nicht so recht, was das ist – zwischen Nina und ihm, denn eigentlich ist er ja noch mit Carolin zusammen.. Nina jedenfalls scheint zu wissen was sie will: Mutter werden. Und so hat Vincent keine andere Wahl, als sich der Verantwortung zu stellen…

Erster Satz des Buches
„Vincent kommt vom Sprayen nach Hause und geht gleich in sein Zimmer, streift noch im Stehen die Schuhe von den Füßen, ausgelatschte, knöchelhohe Sneakers, die er nie zubindet, vorn am rechten großen Zeh löst sich die Naht.“ 


Fazit
„Vincent, 17, Vater“ ist ein Roman der Autorin Christine Fehér. Bei diesem Roman handelt es sich um die Folgegeschichte von „Elfte Woche“, was ich vor dem Lesen allerdings eher geahnt, als wirklich gewusst hatte (wegen dem gleichnamigen Hauptprotagonisten – hätte aber Zufall sein können). Um diesen Roman zu lesen muss man nicht zwangsläufig den Vorgänger kennen – ob es positiv ist, diese zu kennen? Da bin ich mir ehrlich gesagt noch nicht sicher…

Vincent begegnet uns als junger, unsicherer Mann, der nicht so recht zu wissen scheint wo er im Leben hingehört. Aufgewachsen in einer Familie, die nur wenig Halt und Zugehörigkeit bot, fehlt ihm auch jetzt jegliche Unterstützung – sein Leben bestreitet er weitgehend alleine. Seine Freundin Carolin, deren Vorgeschichte wir im Roman „Elfte Woche“ kennen lernen durften, hat erst seit kurzem ihren Schwangerschaftsabbruch hinter sich und sowohl sie, als auch Vincent leiden noch sehr unter dieser Situation. Die Beziehung der beiden hat massiv gelitten und während Vincent eher still vor sich hintrauert, versucht Carolin ihren Verlust durch Hektik und Unternehmungen zu verarbeiten. Vincent, der mit dieser Art überhaupt nicht umgehen kann, sucht oft nach ihrer Nähe und will seine Trauer durch Zuneigung und Gespräche zum Ausdruck bringen, Carolin hingegen lehnt ihn nur ab und sucht sich ihren Ausgleich im Sport. Als Vincent eines Abends wieder einmal draußen herum streunert, begegnet er auf dem alten Spielplatz seiner ersten Freundin Nina, die er nie wirklich vergessen konnte (und die auch im Vorgänger Roman schon eine Rolle spielt). 

Wie das Leben so spielt, verbringen Nina und Vincent einen wunderschönen Abend auf dem Spielplatz, es knistert gewaltig zwischen den beiden und sie beschließen, sich erneut zu treffen. Schon nach kurzer Zeit ist Vincent seiner ehemaligen Freundin total verfallen: während der schönen Zeit mit Nina kann er seine Sorgen um das ungeborene Kind und das abweisende Verhalten seiner Freundin vergessen und einfach nur glücklich sein. Es kommt wie es kommen muss und Nina wird schwanger. 

Nun ist das Gefühlschaos perfekt – Vincent muss Carolin die Beziehung zu Nina beichten, ihr von Ninas Schwangerschaft berichten und sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass er bald Vater wird – denn Nina will das Kind bekommen.

Da der Roman immer aus Vincent’s Sicht erzählt, erfahren wir hauptsächlich was in seinem Kopf vorgeht, bei den anderen Protagonisten kann man die Gefühle nur erahnen. Wie schon im Vorgängerband konnte ich mit dem 17-jährigen Vincent nicht wirklich warm werden, seine Denkweise ist mir (meist) fremd und sein Handeln, zumindest für mich, nicht immer wirklich nachvollziehbar. Vielleicht mag dies daran liegen, dass ich mich als weibliches Wesen versuche in einen männlichen Protagonisten in einer alltäglichen Situation hineinzuversetzen, vielleicht liegt es aber auch einfach an der Tatsache, dass es sich hier um einen Protagonisten handelt, dem ich vom Alter her um einige Jahre voraus bin. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sich ein Mädchen in Vincents Alter wirklich in seine Situation hineinversetzen könnte – aber das ist reine Spekulation.

Vielleicht sollte ich die Geschichte unabhängig beurteilen, auf Grund der Tatsache, dass ich jedoch den Vorgängerroman dazu kenne (und ihn außerordentlich gut fand), fällt mir das dementsprechend schwer und ich komme einfach nicht drumherum, folgenden Punkt zu beurteilen: Vincent ist ein 17 jähriger Junge, der in seinem Leben bereits ein Mädchen geschwängert hat, welches sich jedoch für eine Abtreibung entschieden hat. Vincent belastet diese Tatsache wahnsinnig und er sucht Ablenkung in einer neuen Beziehung. Innerhalb eines halben Jahres schwängert er dann aber auch seine neue Freundin – da stellt sich mir die Frage: Hat er denn gar nichts gelernt?! Vincent erscheint als Protagonist zwar nicht hochintelligent (aber wer ist das schon?), scheint jedoch ein gewisses Maß an Intelligenz und Verantwortungsbewusstsein zu besitzen (letzteres wird jedoch erst deutlich sichtbar, als sein Sohn das Licht der Welt erblickt hat), eigentlich sollte man also davon ausgehen, dass er es schafft, ordentlich zu verhüten. Oder ist das in dem Moment einfach nur Pech?

Lange Rede kurzer Sinn: Die Geburt des kleinen Finn ist schön geschildert und man bekommt einen guten Einblick, was bei der Geburt so alles vor sich geht, besonders das „Leidensbild“ der Gebärdenden und wie es dargestellt wird, fand ich durchaus sehr interessant. 

Vincents Eltern, die von Ninas Schwangerschaft noch weniger begeistert sind als von Carolin’s sind mir von vorneherein extrem unsympathisch – sie nerven, sticheln und machen sich darüber lustig, dass Nina schwanger ist. Von Unterstützung ist weit und breit nichts zu sehen. Nina’s Mutter, die selbst schon in jungen Jahren mit Nina schwanger wurde, sieht die Sache recht gelassen und ist mir daher wesentlich sympathischer als Vincents Familie (mit Ausnahme von Vincents Schwester).

Interessant fand ich auch, wie sich die einzelnen Charaktere (Nina, Vincent) nach der Geburt des kleinen Finn verändert haben, insbesondere auch die Beziehung der beiden zueinander, bzw. auch zum kleinen Sohn Finn. Aber ich will euch ja nicht zuviel verraten: Lest selbst!

Fazit: Die Geschichte ist interessant, die Charaktere mal mehr mal weniger sympathisch, die Story auf jedenfall Topaktuell – insgesamt kann ich euch dieses Buch also durchaus empfehlen. Ich habe beide Romane („Elfte Woche“ und „Vincent, 17, Vater“ gelesen und leider konnte ich auch nach dieser Rezension nicht wirklich zu einem Urteil kommen und behaupten: Es ist besser/nicht besser die Vorgeschichte zu kennen! Sollte jemand von euch nur „Vincent, 17, Vater“ gelesen haben, würde ich mich sehr freuen zu erfahren, wie ihr dieses Buch bewerten würdet! 
Die Autorin schreibt in einer flüssigen, gut verständlichen Sprache, die Kapitel sind ausreichend lang (aber nicht zu lang) und die Schrift ist ausreichend groß!

Wertung: 4 von 5 Sternen!

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