Inhalt
Bei einem Autounfall verliert die 16 jährige Ever ihre ganze Familie und muss ihr Leben von nun an ohne ihre Eltern, ihre 12 – jährige Schwester Riley und ihren geliebten Hund Buttercup bestreiten. Sie ist in sich gekehrt und schottet sich vom Rest der Welt ab, will nichts mehr mitbekommen – gar nicht so einfach, denn seit dem Unfall kann sie die Gedanken anderer Menschen hören und ihre „Auren“ und Stimmungen in verschiedenen Farben sehen. Die hübsche Schülerin, die von nun an bei ihrer Tante wohnt, versucht dem entgegen zu wirken und läuft nurnoch mit hochgezogener Kapuze, ihrem Ipod auf voller Lautstärke sowie einer Sonnenbrille durch die Welt. Trotzdem findet sie auf ihrer neuen Schule Anschluss, denn die etwas seltsame „Gothic – Braut“ Haven und der homosexuelle Miles kümmern sich nur wenig um Äußerlichkeiten anderer Leute. Alles ändert sich, als sich der gutaussehende, allseits umschwärmte Damen Auguste auf Ever’s Schule einschreibt und Ever’s Aufmerksamkeit sofort auf sich zieht, denn: Sie kann weder seine Gedanken hören, noch sehen was er fühlt. Laut Ever müsste er eigentlich tot sein, denn nur bei Toten versagt ihre „Gabe“, doch Damen scheint quicklebendig und vorallem zeigt er ein besonders Interesse an ihr. Doch Ever ist vorsichtig, denn er offenbart ihr rein garnichts über sich selbst…
Zitate
„Jeder hat eine Aura. Der Körper eines jeden Lebewesen sondert Farbenwirbel ab. Ein regenbogenbuntes Energiefeld, dessen sie sich gar nicht bewusst sind. Und es ist nicht so, als wären Auren gefährlich oder unheimlich oder irgendwie schlecht, sie sind ganz einfach Teil des sichtbaren (also wenigstens für mich sichtbaren) Magnetfeldes. Vor dem Unfall wusste ich nichts von solchen Dingen. Und sehen konnte ich sie erst Recht nicht. Doch von dem Augenblick an, als ich im Krankenhaus aufwachte, sah ich überall Farben.“
„Ich sehe Tote. Andauernd. Auf der Straße, am Strand, im Einkaufszentrum, im Restaurant, in den Fluren der Schule, auf dem Postamt, in der Warteschlange, im Wartezimmer beim Arzt, allerdings nie beim Zahnarzt.“
„Ich bin wütend. Und paranoid. Und noch viel Schlimmeres als das, Schlicht und ergreifend eine ganz alltägliche, reizbare, Aura sehende, Gedanken hörende, Seelen spürende Standard – Verrückte.“
Fazit
„Evermore – Die Unsterblichen“ ist der erste Band einer 6 – teiligen Reihe der Autorin Alyson Noel. Vielleicht sucht ihr dieses und die Folgebände (vergeblich) auf meinem SuB, dort werdet ihr sie allerdings nicht finden. Bei dieser Reihe (zumindest den ersten 4 Bänden) handelt es sich um ein Re-Read, denn irgendwann habe ich sie schonmal gelesen. Da ich in naher Zukunft aber vorhabe das „Riley“ Spinn-Off der Autorin zu lesen, sowie die verbleibenden 2 „unbekannten“ Bände der Evermore Reihe, beschloss ich noch einmal von vorne zu beginnen.
Schlägt man das Buch auf, so erhält man direkt vor Beginn der Geschichte eine „Aura-Farbtafel“, auf der die einzelnen Farben genau definiert werden. Anfangs etwas verwirrend, später hinaus jedoch recht klar und man muss eigentlich nurnoch selten wirklich nachschlagen was die Farben bedeuten. Die Geschichte beginnt eigentlich direkt, man landet in einer Situation zwischen Ever und ihrer Freundin Haven und kann sich gleich ein Bild der beiden und ihrem Umgang miteinander machen.
Die Geschichte an sich ist durchaus interessant, man muss sich allerdings doch erst einmal in Ever’s Welt einfühlen und sich vorstellen wie es jemandem gehen könnte, der jeden Gedanken aller „umstehenden“ Personen auffängt, sowie alle „Farben“ um ihre Körper wahrnimmt und somit ihre Stimmungen deuten kann. Unsereins kann wohl froh sein, dass das in der realen Welt nicht möglich ist (zumindest soweit bekannt 😉 ), wir würden vermutlich schneller in der Psychiatrie sitzen als uns lieb ist oder unserem Leben vorzeitig ein Ende setzen – denn zu ertragen wäre es wohl kaum. Aus diesem Grund kann man sich irgendwann sehr gut in Ever hineinversetzen, kann verstehen wie sie sich fühlt und warum sie sich zurückzieht. Nicht nur das plötzliche „Sehen und Hören“ aller Dinge, die jedem anderen verborgen bleiben, auch der Verlust ihrer Familie und ihres Hundes belasten das Mädchen natürlich sehr. Ihre Tante scheint in dieser Situation keine große Hilfe zu sein, ist sie doch selbst zu sehr mit ihrem Verlust beschäftigt, arbeitet zuviel und kann insgesamt nur wenig mit Teenagern anfangen. Trotzdem gibt sie sich alle Mühe Ever ein angenehmen zuhause zu bereiten und wenigstens mit materiellen Dingen eine Entschädigung zu schaffen. Als Ever dem hübschen Damen begegnet gerät ihre Welt vollends aus den Fugen, sie kann nicht nur nicht sehen was er fühlt oder hören was er denkt, wenn sie ihn ansieht oder berührt, verstummt auch die restliche Welt um sie herum. Kein Wunder, dass sie sich sofort zu ihm hingezogen fühlt – wer könnte ihr das bei ihrem Leben auch verdenken? Zusätzlich Kraft kostet Ever die Tatsache, das ihre Freunde Miles und Haven keine Ahnung von ihren Fähigkeiten haben und sie ihr Verhalten nicht immer plausibel erklären kann. Ever wirkt auf den Leser auf die unterschiedlichste Art und Weise, mal stark, mal schwach, mal gefestigt und mal äußerst labil, sie macht scheinbar alle Phasen einmal durch, doch am Ende zeigt sich eigentlich welcher Teil davon der „wahren“ Ever zu entsprechen scheint. Sie wirkt durchweg sympathisch und man verzeiht ihr die Gefühlsschwankungen jedes Mal – einem selbst ginge es vermutlich auch nicht besser.
Damen ist der große, dunkle, geheimnissvolle Mann, der wohl in jedem Fantasyroman früher oder später irgendwann auftritt. Man weiß oft nicht, in welche Schublade man ihn stecken soll, er verschwindet, taucht wieder auf, zieht sich zurück oder überrumpelt Ever mit seiner Zuneigung. Manchmal flirtet er mit Ever’s Feindin Nr. 1, der Schülerin Stacey, manchmal lässt er aber auch diese völlig links liegen. Eine interessante Person ist er aber auf alle Fälle, er hat jede Menge Geheimnisse und als Leser will man unbedingt ergründen, was ihn so geheimnisvoll macht, was er verbirgt und wieso er sich so seltsam verhält. Er wirkt unglaublich anziehend, nicht nur auf die Figuren, auch auf den Leser und erinnert mich persönlich etwas an Stefan aus den Vampirtagebüchern (besser bekannt als Vampire Diaries) – allerdings nur an den aus dem ersten ROMAN, nicht aus der Fernsehserie.
Haven, Evers Freundin aus der Schule, ist eine eher seltsame Figur. Sie scheint nicht so recht zu wissen wohin sie gehört, fühlt sich ungeliebt und wirkt abhängig. Sobald ihr jemand gefällt, kettet sie sich an diese Person und versucht unter allen Umständen zu gefallen und dazuzugehören. Eine wirkliche Freundin scheint sie für Ever nicht zu sein, nimmt sie ihr doch alles was mit Damen zu tun hat übel weil sie glaubt ihn sich „reservieren“ zu können – was jedoch nicht wirklich funktioniert. Haven ist mehr abwesend als wirklich da und ist mehr wankelmütig, mit großen Stimmungsschwankungen als eine feste Konstante in Evers Leben.
Miles, Evers Freund aus der Schule hingegen wirkt ganz anders, er scheint immer für Ever da zu sein, macht sich Sorgen um sie und versucht zumindest immer wieder in ihrem Leben aufzutauchen. Er wirkt sehr nett und sympathisch und manchmal tut er einem, auf Grund seiner ständig scheiternden Beziehungen, doch sehr leid und man möchte ihn am liebsten knuddeln und aufmuntern.
Drina und Evangeline, beides Freundinnen von Haven, sind mysteriöse, undurchschaubare Charaktere, die man auch im Verlauf des Buches nicht so richtig kennen lernt. Sie wirken unnahbar und sind einfach irgendwie „da“, ohne eine eigene großartige Hintergrundgeschichte zu haben. Sie flechten sich in Haven’s Leben ein und besonders Drina vereinnahmt sie mehr, als Haven wahrscheinlich bewusst ist. Sie ändert für Drina ihr Aussehen und stellenweise ihr ganzes Verhalten, wird quasi zu einem „Drina – Klon“. Drina’s Geschichte wird gegen Ende des Buches noch mehr offenbart, sehr interessant und sehr schön weiter ausgeführt. Man darf gespannt sein 😉
Bei anderen Rezensionen ist mir aufgefallen dass die Geschichte vielfach mit Twilight verglichen wird, was ich persönlich nicht ganz verstehe und vorallem sehr schade finde. Man kann doch nicht jeden Roman, der auch nur Ansatzweise nach „Vampirgeschichte“ aussieht mit Twilight vergleichen! Zudem es bei Evermore überhaupt nicht um Vampire geht und der einzige Vergleich wohl der „dunkle Fremde“ ist, wobei selbst das eher hergeholt erscheint (irgendwie empfand ich Edward nie als „dunklen Fremden“). Der Titel „Die Unsterblichen“ gibt erst ab dem hinteren Drittel Sinn, dann wird die Geschichte, die sich vorher vorallem sehr stark um die Beziehungen der einzelnen Figuren drehte, spannender und wesentlich faszinierender. Trotzdem ist das „kennenlernen“ der Charaktere wichtig um die weiterfolgende Geschichte besser zu verstehen und ich würde sie definitiv nicht missen wollen.
Der Roman wurde in Gegenwartsform geschrieben und mit klaren, gut verständlichen Worten in ausreichend großer Schrift verfasst. Ever erzählt als „Ich“ – Person, die Kapitel sind ausreichend lang und wurden an den passenden Stellen gesetzt.
Wertung: 5 von 5 Sternen!
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