Inhalt 
Als Franziska mit ihrem Mann Tom, der gemeinsamen Tochter Katharina und ihrer Schwester Marie einen Freund in Mexiko besucht, finden gerade die Feierlichkeiten zu Allerheiligen und Allerseelen statt, die in Mexiko so ganz anders verlaufen als in Deutschland. Als ob es nicht schon unheimlich genug wäre, dass die Festivitäten vorallem auf dem Friedhof stattfinden, betreten Franziska und Marie auch noch gegen den Rat ihres Freundes eine geheimnisvolle Gasse, die sie besser gemieden hätten…


Zitate
„Ein Skelett hielt mit dem knochigen Arm die allgegenwärtige Coronita – Bierflasche an die nicht mehr vorhandenen Lippen, während sein grausig aussehender Kollege eine mit Blüten bemalte Gitarre in Händen hielt, auf der er ein stummes Lied spielte. Neben dem morbiden Paar standen gelbe Studentenblumen in Vasen und verströmten einen intensiven, süßen Geruch, der schwer in den Gassen hing.“

„Sie trug ein lilafarbenes Abendkleid mit eng anliegenden Ärmeln und engem Mieder, das ab der Tallie weiter geschnitten war und bis zum Boden reichte. Am rechten knochigen Handgelenk baumelte ein Sonnenschirm und auf dem Totenschädel trug sie einen ausladenden Hut. Sogar an den nicht mehr vorhandenen Ohrläppchen klebten fröhlich bunte Ohrringe.“

Zusatzinfo: Allerheiligen/Allerseelen in Mexiko
Für diejenigen unter uns, die keine Ahnung haben, was an Allerheiligen und Allerseelen so in Mexiko los ist, habe ich mal ein bisschen recherchiert: Am Tag der Toten (Dìa de los Muertos), der vom 31. Oktober bis zum 02. November „gefeiert“ wird, gedenkt man auf traditionelle Weise den Verstorbenen. In der „Nacht des Hundes“, der Nacht zu Allerheiligen, gedenkt man besonders den verstorbenen Angelitos (kleine Engel), den Kindern.  Dies findet jedoch auf ganz andere Art und Weise statt, wie wir Deutschen es uns wohl vorstellen würden. Der Dìa de los Muertos ist keinesfalls ein Trauerfest sondern eher ein buntes, heiteres Spektakel, bei dem alles geschmückt und dekoriert wird, mit dem Hintergrund, dass die Toten zu „Besuch“ kommen und sich von der langen Reise stärken müssen und an die gemeinsame Zeit erinnern sollen.


Fazit
„Tag der Toten“ ist eine 13 – seitige Kurzgeschichte der Autorin J. J. Bidell, die am 16. Mai 2012 erschienen ist und seit vorgestern auch bei Amazon zu beziehen ist. Da ich von den „Im Schatten des Mondlichts“ – Romanen der Autorin schon über die Maßen begeistert war (Rezensionen gibt es hier und hier), konnte ich mir diese Kurzgeschichte natürlich nicht entgehen lassen und auch dieses Mal kann ich mit Begeisterung sagen: Es hat sich gelohnt! Die Autorin besticht wieder mit grandiosen Umschreibungen (siehe Zitate), durch die man all diese Dinge direkt vor seinem geistigen Auge sehen kann, so deutlich als ob man sie anfassen könnte. Die Geschichte hat großes Potenzial und zieht einen trotz der wenigen Seiten schon in ihren Bann, sodass man regelrecht enttäuscht ist wenn man nach 13 Seiten schon wieder vor dem Ende steht. 

Besonders gut gefallen hat mir die Beschreibung der Altare, die man beim Tag der Toten vor den Häusern finden kann, jede einzelne Stufe wurde detailiert geschildert und detailverliebt beschrieben. Die ganze Umschreibung des Festes fand ich sehr toll, wenn ich mir auch etwas mehr Informationen zum Fest selbst gewünscht hätte. Über die Charaktere lässt sich auf Grund der Länge des Romanes nur wenig sagen, besonders schön fand ich jedoch, dass die Frau des Freundes (Luis Miguel), den Franziska und ihre Familie in Mexiko besucht haben den Namen Esperanza trägt. Denn Esperanza ist das spanische Wort für Hoffnung. 

Die Sprache ist leicht verständlich und kommt ohne Fremdwörter aus, lediglich etwas Spanisch wird gesprochen, dies übersetzt die Autorin jedoch direkt. Insgesamt hat mich dieses Geschichte überzeugt und ich würde mir sehr wünschen, dass die Autorin über eine „Verlängerung“ nachdenkt – ich wäre sehr gespannt wie’s weitergeht!

Wertung: 5 von 5 Sternen!


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