Inhalt
Die 16 – jährige Hazel hat Krebs, will aber nicht bemitleidet werden und hat für Selbsthilfegruppen erst Recht nichts übrig. Dort lernt sie dann aber den intelligenten, lustigen, schlagfertigen und unvergleichlich hübschen Augustus kennen, der ganz offensiv mit seiner Erkrankung umgeht. Die beiden verstehen sich von Anfang an wunderbar, diskutieren über Bücher und Musik und verlieben sich letzendlich auch ineinander. Augustus „Gus“ sorgt dafür, dass Hazel ihren größten Traum verwirklichen kann: Ihren Lieblingsschriftsteller in Amsterdam zu treffen – und trotz ihrer großen Liebe ist ihre Zeit zusammen sehr begrenzt…
Zitate
„Der Grund, aus dem ich zur Selbsthilfegruppe ging, war derselbe, aus dem ich Krankenschwestern mit einer gerade mal achtzehn Monate langen Ausbildung erlaubte, mich mit Medikamenten mit exotischen Namen zu vergiften. Ich wollte meine Eltern glücklich machen. Denn es gibt nur eins auf der Welt, das ätzender ist, als mit sechzehn an Krebs zu sterben, und das ist, ein Kind zu haben, das an Krebs stirbt.“
„Manchmal liest man ein Buch, und es erfüllt einen mit diesem seltsamen Missionstrieb, und Du bist überzeugt, dass die kaputte Welt nur geheilt werden kann, wenn alle Menschen dieser Erde dieses eine Buch gelesen haben.“
„Ich erzählte Augustus die Grundzügen meines Wunders: Als ich 13 Jahre alt war, wurde bei mir Schilddrüsenkrebs im vierten Stadium diagnostiziert. (Ich erzählte ihm nicht, dass die Diagnose drei Monate nach meiner ersten Periode kam, es war wie: Glückwunsch! Du bist eine Frau. Jetzt stirb.)“
„Du bist keine Zeitbombe, Hazel, nicht für uns. Der Gedanke daran, dass du stirbst, macht uns traurig, aber du bist keine Bombe. Du bist ein Geschenk. Du kannst es nicht wissen, Liebes, weil du noch nie ein Baby hattest, das zu einem hochintelligenten jungen Bücherwurm mit einer Schwäche für grauenhafte Fernsehsendungen herangewachsen ist, aber die Freude, die du uns schenkst, ist tausendmal größter als unsere Traurigkeit über deine Krankheit.“
„Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus, durch eigne Schuld nur sind wir Schwächlinge.“ (Shakespeare)
„Man kann sich nicht aussuchen, ob man verletzt wird auf dieser Welt, […] aber man kann ein bisschen mitbestimmen, von wem.“
Erster Satz des Buches
„Im Winter meines siebzehnten Lebensjahrs kam meine Mutter zu dem Schluss, dass ich Depressionen hatte, wahrscheinlich, weil ich kaum das Haus verließ, viel Zeit im Bett verbrachte, immer wieder dasselbe Buch las, wenig aß und einen großen Teil meiner reichlichen Zeit damit verbrachte, über den Tod nachzudenken.“
Fazit
„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist ein Roman des Jugendbuchautors John Green. Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch durch zahlreiche Lobpreisungen und Empfehlungen anderer Blogs, sowie durch die Leserunde bei Lovelybooks. Manchmal liest man ein Buch, es regt einen zum Nachdenken an und beim Tippen der Rezi weiß man am Anfang noch nicht so recht, wie man es eigentlich bewerten soll – dies ist eines dieser Bücher, bei denen es mir ganz genauso geht.
Die Geschichte von Hazel und Augustus „Gus“ ist eigentlich von Anfang an zum Scheitern veruteilt – zwei krebskranke jugendliche, die eigentlich nur noch ein bisschen Glück mitnehmen wollen. Man erwartet ein herzzerreißendes Drama, etwas, dass einem den Boden unter den Füßen wegzieht und man gar nicht mehr aufhören kann, nach Taschentüchern so kramen – doch „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist keines dieser „üblichen“ Krebsbücher und genau deswegen fällt es mir so schwer, es zu bewerten.
Eigentlich gilt Gus als „geheilt“, er litt unter „Knochenkrebs“, bekam sein Bein amputiert – die Chancen bei dieser Art von Krebs zu überleben, stehen bei 80%. Und doch ist die Unsicherheit da – wird Gus jemals als gesund gelten? Gus begegnet uns von Anfang an als sarkastischer, lustiger, starker junger Mann, der durch sein Leiden kein Stück seines liebevollen Wesens eingebüßt zu haben scheint, vielmehr scheint es ihm die Kraft verliehen zu haben ein glückliches Leben zu führen und dankbar zu sein, dass es ihm gelungen ist, zu überleben. Gus‘ größte Angst ist es, die Welt verlassen zu müssen, ohne ein Andenken hinterlassen zu haben, ohne im Herzen der Menschen zu verweilen, ohne der Welt seinen „Stempel“ aufgedrückt zu haben. Diese Angst macht ihn greifbar, real, wirklich, man kann es mit jeder Faser seines Seins nachempfinden und kommt nicht drumherum, sich vorzustellen, ob man selbst vermisst werden würde – und von wem – wenn man heute plötzlich sterben würde.
Hazel, die an Schilddrüsenkrebs erkrankt ist und nun Metastasen in der Lunge in der Lunge hat, die mit einem bestimmten Medikament in Schach gehalten werden, ist anders, als man es sich wahrscheinlich vorstellen würde. Ich hatte jemanden erwartet, der zwar versucht dagegen anzukämpfen und stark ist, trotzdem aber in irgendeiner Form zusammenbricht, leidet. Hazel hingegen kämpft nicht mehr – denn sie weiß, dass sie den Kampf nicht gewinnen kann -, hat aber trotzdem nicht resigniert und wirkt trotz allem lebendig, einzigartig und gewillt, das beste aus ihren verbleibenden Tagen zu machen. Momentan stoppt das Medikament den Wachstum des Krebses in ihrer Lunge noch, doch niemand weiß wie lange. Durch die Erkrankung ist das Mädchen sehr kurzatmig, muss immer mit einer Sauerstoffflasche herumlaufen und anstrengendere Tätigkeiten kann sie fast gar nicht durchführen – dazu fehlt ihr einfach der Atem. In der Selbsthilfegruppe für krebskranke Kinder und Jugendliche, in die sie regelmäßig gehen muss, lernt sie den schlagfertigen Augustus kennen, der nur an der Selbsthilfegruppe teilnimmt, um seinen besten Freund Isaac, der unter einer seltenen Form von Augenkrebs leidet, zu unterstützen.
Hazel und Gus freunden sich an, Isaac, der gemeinsame Freund der beiden ist auch oft dabei und die beiden versuchen dem letztendlich blinden Jungen gute Freunde zu sein. Sie stellen ihr eigenes Leid niemals über das der anderen, was sie zu überaus selbstlosen Menschen macht – wahrscheinlich wäre nicht jeder von uns in der Lage, seinen eigenen Schmerz – und Kampf gegen die Zeit – zu vergessen, um für jemand anderen da zu sein.
Die Beziehung zwischen Hazel und Gus verändert sich, auch wenn Hazel eigentlich nicht gewillt ist, eine Beziehung mit dem hübschen Jungen einzugehen, sie fühlt sich als tickende Zeitbombe und will ihn nicht verletzen, wenn sie stirbt – das unausweichlich ist. Trotzdem tut er alle für sie und opfert sogar seinen Herzenswunsch auf, den jedes krebskranke Kind bekommt, um mit ihr nach Amsterdam zu fahren und ihren liebsten Schriftsteller persönlich kennen zu lernen.
Die Liebe, die sich zwischen Hazel und Gus entwickelt ist unvergleichlich, unverwechselbar und einzigartig – vermutlich können nur Menschen so intensiv und kompromisslos/bedingungslos lieben, die wissen, dass sie zum Tode veruteilt sind.
Im Vergleich zu vielen anderen Rezensenten fand ich dieses Buch insgesamt aber nicht so gefühlvoll und herzzerreißend, manchmal schien es mir sogar fast schon eher sachlich zu sein – trotzdem fand ich gerade diese Sachlichkeit und das durchführen alltäglicher Dinge und das Beschreiben „normaler Prozesse“ (z.B. das Treffen des Lieblingsautors) interessant und abwechslungsreich – es zeigt, dass auch krebskranke Menschen ein weitgehend normales Leben haben können und nicht 24 Stunden am Tag nur an ihre Krankheit denken. Diese Geschichte wirkt authentischer als jedes andere „Krebsbuch“, dass ich bisher gelesen habe, auch wenn mir die Philosophien zwischendrin manchmal etwas zuviel wurden.
Isaac fand ich persönlich richtig toll, sein Charakter war einfach individuell und seine Krankheitsgeschichte ließ sich mit nichts bisher bekanntem vergleichen – besonders eine Szene, in der er das Auto seiner Ex-Freundin (völlig blind) mit Eiern bewirft ist so tragisch, dass sie einfach nur urkomisch wirkt! Ohne Isaac wäre diese Geschichte nur halb so überzeugend!
Insgesamt konnte mich „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ wirklich begeistern, eines muss jedoch noch gesagt werden: Für dieses Buch muss man sich Zeit nehmen, um es zu würdigen, es ist kein Buch, dass man mal eben so nebenbei lesen kann – dazu ist es einfach zu wertvoll.
Wertung: 5 von 5 Sternen!
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