Vorsicht, enthält möglicherweise SPOILER aus Band 1 & 2!
Inhalt
Sam, der seit Monaten in Menschengestalt auf die Rückkehr von Grace wartet, die als Wolf durch den Wald von Mercy Falls streift, wird nun endlich für seine Geduld belohnt – Grace verwandelt sich in einen Menschen zurück und die beiden sind wieder glücklich vereint. Bald darauf wird ein totes Mädchen im Wald gefunden, das offensichtlich von Wölfen getötet wurde und Mercy Falls verfällt in Hysterie. Mit Hilfe einer Treibjagd wollen sie die Wölfe ausrotten und es ist an Sam, sein Rudel, seine Familie, zu retten. Zusammen versuchen Grace, Sam, Cole und Isabel eine Lösung zu finden und haben die rettende Idee: Sam muss sich erneut in einen Wolf verwandeln und das Rudel umsiedeln – doch dafür muss er sein Leben als Mensch und seine menschliche Gestalt aufgeben…
Zitate
„Die Sterne über mir waren unendlich und schienen sich hin und her zu drehen, ein komplexes Mobile, geschaffen von Riesen. Sie zogen mich zu sich empor, in dem Weltraum, in meine Erinnerungen. Als ich so auf dem Rücken lag, musste ich daran denken, wie ich von den Wölfen angegriffen worden war, vor langer Zeit, als ich noch jemand anderes gewesen war. Im einen Augenblick war ich allein gewesen und der Morgen und mein restliches Leben hatten vor mir gelegen wie Bilder aus einem Film, jede Sekunde nur ein winziges bisschen anders als die vorangegange. Das Wunder einer nahtlosen, unbemerkten Metamorphose. Und im nächsten waren die Wölfe da.“
„Es gibt keinen besseren Geschmack als jemandes Lachen in Deinem Mund. Nach einer Weile schlief Grace wirklich an meiner Brust ein und ich versuchte erfolglos, es ihr nachzutun. Schließlich griff ich wieder nach meinem Buch, streichelte ihr Haar und las zum Soundtrack ihrer Atemzüge. Ihr Gewicht hielt meine flüchtigen Gedanken am Boden fest und in diesem Moment war ich mehr Teil dieser Welt, als ich es je zuvor gewesen war.“
„Ohne Grace war Sam nur ein Witz ohne Pointe.“
Erster Satz des Buches
„Ich kann leise sein, so leise.“
Fazit
„In Deinen Augen“ ist der dritte und abschließende Teil der Trilogie um die Wölfe von Mercy Falls, geschrieben von Maggie Stiefvater. Nach dem ich von Band 2 (Rezi gibt’s hier) nicht ganz so begeistert war, wie von ersten Band, war ich natürlich gespannt, wie dieser Roman mir nun gefallen würde und vor allem wie die Autorin die Trilogie zu Ende bringen würde und ob sie Band 1 wieder gerecht werden würde.
Grace, die sich am Ende des zweiten Bandes letztendlich in einen Wolf verwandelt hat, wandelt durch den Wald, ohne genaue Erinnerung, ohne Sorgen. Als sie sich schließlich in einen Menschen zurückverwandelt, bemerkt sie, dass sie sich weit außerhalb von Mercy Falls befindet und versucht zuerst, sich Kleidung und ein Telefon zu verschaffen. In einem Geschäft findet sich schließlich die Möglichkeit zu Telefonieren und so bittet sie Sam, sie abzuholen, bis er ankommt, verwandelt sie sich jedoch in einen Wolf zurück und die beiden verpassen sich erstmal.
Grace entwickelt sich im gesamten Roman weiter und zum ersten Mal fällt auch auf, dass sie sich schon im zweiten Band der Trilogie verändert hat, wenn gleich ich persönlich nicht genau sagen kann in welche Richtung. Die Verwandlung zum Wolf scheint Grace jedoch stärker gemacht zu haben, Sehnsüchte geweckt und gleichzeitig gestillt zu haben, sowie die Zugehörigkeit zu Sam, als auch dem Rudel gefestigt zu haben. Die Liebesgeschichte, die in „Ruht das Licht“ eher etwas erkaltet wirkte, flammt hier wieder regelrecht auf und entlockt dem Leser wohl hin und wieder das ein oder andere Seufzen – dadurch dass jedoch das bittersüße aus Band 1 fehlt, wirkt dieser Roman zwar gut, das ganz besondere aus „Nach dem Sommer“ fehlt jedoch nach wie vor.
Sam, der die ganze Zeit sehnsüchtig auf die Rückkehr von Grace wartet, scheint rastlos, einsam und schlaflos, solange Grace im Wald verweilt, dies wirkt auf den Leser jedoch nicht störend oder nervend, vielmehr versteht man seinen Unmut und seine Ungeduld! Als die Wölfe in größte Gefahr geraten, ist es an Sam eine wichtige Entscheidung zu treffen – rettet er sein Rudel, seine Familie – oder behält er seine Menschengestalt? Für mich war von Anfang an klar, wie ICH persönlich gehandelt hätte: Ich würde in solchen Situationen die Menschen retten, die ich liebe und mein eigenes Wohl hintenanstellen. Doch entscheidet auch Sam so, der sein Leben als Mensch genießt? Es bleibt abzuwarten.
Isabel und Cole, die schon in Band 2 verstärkt auftraten, wurden mir in diesem letzten Band fast so sympathisch wie Grace und Sam. Wir erfahren viel mehr Hintergründe, lernen die Charaktere besser kennen und tauchen ein, in eine Welt voller Depression, Selbsthass, Erfolg, Selbstlosigkeit und Tragik, die man gerade von diesen beiden Charakteren so gar nicht erwartet hätte. Besonders Cole wird mir immer sympathischer, er tut alles um das Rudel zu retten und um ein Heilmittel zu finden – obwohl er selbst sein Leben als Wolf liebt. Er opfert sich immer mehr auf und man merkt, dass hinter der harten Schale doch ein weicher Kern steckt – Cole ist also irgendwie ein „rauer Kuschelwolf zum liebhaben“. Isabel, die seit dem Tod ihres Bruders Jack immer umgänglicher geworden ist und sich immer besser mit Grace versteht dürfte in diesem Roman nicht fehlen. Sie ist für Grace die perfekte Freundin, setzt sich für sie ein und lebt doch ihr eigenes Leben. Die Anziehung zwischen Cole und Isabel ist das ganze Buch über unübersehbar und ich persönlich wünschte mir immer, dass aus den beiden etwas werden würde.
Rachel, Grace‘ Freundin aus früheren Tagen, wird schließlich auch in Grace‘ Geheimnis eingeweiht, ist aber erstmal richtig misstrauisch, vor allem Sam gegenüber. Obwohl ich sie in Band 1 eigentlich noch irgendwie mochte, brauchte ich in diesem Band sehr lange, bis ich wirklich sagen konnte dass sie mir noch sympathisch ist – das kam dann erst irgendwann später. Ihr Verhalten war einfach sehr seltsam, wenn aber auch irgendwie nachvollziehbar – wie würde ich mich wohl verhalten, wenn meine beste Freundin verschwindet, ihr Freund verdächtigt wird und er mich letztendlich auf dem Parkplatz vor der Schule anspricht? Wer weiß, vielleicht würde ich genauso reagieren wie Rachel.
Der Roman wurde, genau wie Band 2, wieder aus den verschiedenen Ansichten von Grace, Sam, Isabel und Cole erzählt, dieses Mal aber wesentlich verständlicher als beim Vorgängerband. Der Wechsel zwischen den einzelnen Ich-Erzählern gestaltete sich dieses Mal einfacher, womöglich weil man mit den einzelnen Personen nun vertrauter war und dieser Wechsel bereits in Band 2 stattfand. Die Sprache ist flüssig und gut verständlich, die Kapitel ausreichend lang und die Geschichte stellenweise sehr fesselnd.
Das Ende dieser Trilogie, ungewollt aber unvermeidbar, war der ganzen Trilogie gegenüber sehr angemessen – für mich zwar nicht vorhersehbar aber durchaus zufriedenstellend. Der große „Showdown“, der irgendwie ja kommen musste war spannend, interessant und traurig, die Gefühle schienen echt und konnte durchaus vermittelt werden. Die ungeahnte Unterstützung, die Sam in diesem Buch erfährt lies mich schmunzeln, ohne diese Unterstützung wären wohl viele Dinge etwas anders abgelaufen – manchmal sollte man vielleicht einfach nur auf ein kleines Wunder hoffen!
„In Deinen Augen“ erzählt nicht nur die Geschichte der Wölfe im Wald von Mercy Falls und ihren Kampf ums Überleben, sondern handelt auch von Vergebung, Aufopferung und der ganz großen Liebe. Auf den ersten Blick erzählt sie die Liebesgeschichte zweier Menschen, doch wirft man einen Blick hinter die Kulisse, so merkt man, dass es hier nicht nur um Sam und Grace geht, sondern auch um Isabel und Cole und Sam und Beck. Die besonderen Verhältnisse dieser so verschiedenen Menschen werden hier definitiv in den Vordergrund gestellt und lassen uns eintauchen in eine Welt voller positiver und negativer Erfahrungen, vieler unterschiedlicher Gefühle und einer Geschichte, die ein würdigeres Ende nicht hätte finden können.
Wertung: 5 von 5 Sternen!
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