Inhalt
Die 15-jährige Carolin hat mit Jungs, Party und Sex eigentlich wenig am Hut, für sie zählt nur ihr Fußball. Als sie sich dann jedoch in Vincent verliebt, passiert es: Sie wird schwanger. Carolin muss sich nun mit den verschiedensten Gefühlen auseinandersetzen: Angst, Ablehnung, leise Gefühle für das ungeborene Leben. Doch was will sie wirklich – ist sie bereit, mit 15 schon Mutter zu werden?

Zitate
„Ich muss es wissen. Länger halte ich es nicht mehr aus. Ich habe keine Blutung bekommen, und immer mehr habe ich das Gefühl, dass alle um mich herum irgendetwas argwöhnen, weil ich mich kaum noch verstellen kann. Das Wort >schwanger< hat ganz und gar von mir Besitz ergriffen, es ist das Erste, was ich morgens denke, sobald ich die Augen aufschlage, und das Letzte, bevor ich am Abend einschlafe. Alles, was ich tun muss, läuft mechanisch ab, die langen Stunden in der Schule, meine Gespräche mit Bianca, ob ich meiner Mutter in der Küche helfe oder mit Janni Türme aus Legosteinen baue. Wie ein Roboter funktioniere ich, gebe die Antworten, die von mir erwartet werden, verrichte die Dinge so, wie ich und alle anderen es von mir gewohnt sind. Doch in meinem Kopf hämmert immerzu dieses eine Wort, das ich so fürchte und das mich im Moment gefangen hält, wie ein zu fest gebundener Schleier.“


Erster Satz des Buches
„>Carolin, wo hast Du denn Deine Augen!<, brüllt mein Vater von seinem Platz auf der Trainerbank, so laut, dass alle Spielerinnen es hören und bestimmt auch die Zuschauer.“

Fazit 
„Elfte Woche“ ist ein Roman der Autorin Christine Fehér. Vor einigen Jahren hatte ich das Buch als Leihgabe von einer Freundin bekommen und es schon damals verschlungen. Als ich dann irgendwann wieder einmal bei reBuy bestellte, fiel mir ausgerechnet dieses Buch wieder ein und natürlich musste ich es mitbestellen. Heute, an einem Tag, an dem ich absolut keine Lust auf ein neues Fantasybuch hatte, kramte ich es also hervor und begann es erneut zu lesen.

Carolin begegnet uns als sportbegeistertes, ehrgeiziges Mädchen, ihr Leben ist und bleibt der Fußball. Als wahrer Stolz ihres Vaters fegt sie Wochenende für Wochenende über den Fußballplatz und legt eine Spitzenleistung hin – wofür sie die anderen natürlich bewundern, trotzdem ist Carolin allseits beliebt und Neid scheint es unter den Spielerinnen nicht zu geben – trotz der Tatsache, dass der Trainer ausgerechnet Carolins Vater ist. Als ihre Freundin Bianca sie dann auf eine Party mitschleppt, fühlt sie sich zuerst unwohl, vorallem weil Bianca sich sofort an die Fersen eines Typen heftet und sie alleine lässt. Das stille Mädchen kann mit Partys und Jungs wenig anfangen, ist aber sofort fasziniert, als sie Vincent trifft. Zuerst wirkt Vincent abweisend, doch schließlich unterhalten sich die beiden und Carolin mag ihn von Anfang an. Als er ihr von seiner Ex-Freundin erzählt, der er noch nachtrauert, hat er Carolins Herz bereits im Sturm erobert – immerhin  zeigt er Gefühle und scheint sich nicht zu scheuen, auch ein Tränchen zu vergießen. Als die beiden schließlich Tanzen, küsst er sie und Carolin kann zuhause und auch am Tag danach nurnoch an Vincent denken. Als Leser fühlt man sich wunderbar an die erste Liebe zurückerinnert, die Sehnsucht, das warten auf Nachrichten, die Angst, dass er sich nicht meldet! All das macht Carolin sympathisch, ihre Gefühle sind greifbar und können nachvollzogen werden – ich mochte Carolin von Anfang an!

Als sich die beiden dann „näher kommen“, wird Carolin schwanger, allerdings ist ihr dies eine ganze Zeit lang nicht bewusst. Erst als ihre Periode überfällig wird, beginnt sie darüber nachzudenken und ihr wird bewusst, dass es vielleicht gar nicht wahr sein könnte, dass man beim „ersten Mal“ nicht schwanger werden kann! Wochenlang trägt sie diesen „Horrorgedanken“ mit sich herum, erst dann macht sie einen Schwangerschaftstest – der natürlich positiv ausfällt. Ich persönlich fand es etwa schockierend, dass man davon ausgeht, vom ersten Mal nicht schwanger werden zu können – leider glaube ich jedoch, dass dies immer noch eine weitläufige Meinung ist, die es schnellstens auszulöschen gilt! Nicht nur, weil Verhütung unglaublich wichtig ist, schon allein aus der Tatsache heraus, dass mit Kondomen eine Menge Krankheiten verhindert werden können – und darüber sollte man sich als Teenager eben auch so seine Gedanken machen.  Die Angst, die Carolin von dem Moment an begleitet, ab dem sie glaubt schwanger zu sein, kann wohl jedes Mädchen nachvollziehen, dass sich schon einmal selbst in der Situation befunden hat: ob die Angst nun begründet oder unbegründet ist – schön ist dieses Gefühl niemals. Völlig verständlich also, dass Carolin an fast nichts anderes mehr denken kann und ihre Welt auch nicht rosiger aussieht, als sie schließlich den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hält.

Aus Angst es ihren Eltern anzuvertrauen, behält sie es erstmal für sich und weiß nicht, wie sie nun mit der Situation umgehen soll, wie es weitergehen soll. Es folgt eine schwere Zeit voller belastender Gefühle, Ängste, Hoffnungen, Ablehnung und die Unterstützung von elterlicher Seite fehlt komplett. Als sie ihre Schwangerschaft beichtet, stößt sie von allen Seiten auf Widerstand und muss sich nun für sich selbst entscheiden – ist sie mit 15 schon bereit Mutter zu werden?

Carolins Fußballverein spielt in ihrem Lebe eine gewaltige Rolle, daran hat sie Spaß, dort hat sie Freunde und auch ihr Vater ist mit Leib und Seele dabei. Trotzdem habe ich gerade bei ihm das Gefühl, dass es für ihn kein anderes Leben für seine Tochter gibt: Sie wird professionelle Fußballerin und sonst nichts. Wenn ich mir ihn so anschaue, dann scheint es mir, als ob er ihr kein normales Leben könnt, keine normalen Freunde und erst Recht keine Beziehung. Irgendwie war mir der gute Mann etwas suspekt, wenn auch nicht gänzlich unsympathisch. 

Vincent, der Vater von Carolins ungeborenem Kind, erschloss sich mir irgendwie nicht wirklich. Ich konnte nicht verstehen, was Carolin an ihm findet, dieses Geheimnis blieb mir dann auch das ganze Buch über eher verborgen. Trotzdem wirken die beiden zusammen richtig niedlich und es gefällt einfach, wie glücklich Carolin in seiner Gegenwart ist. 

„Elfte Woche“ schildert realitätsnah die Situation vieler junger Mädchen heute: Durch Unwissenheit werden sie schwanger, wissen nicht wie weiter und stehen vor einer der schwierigsten Entscheidungen, die ein Mensch jemals treffen muss: der Entscheidung zwischen Leben und Tod. Sind sie in jungen Jahren schon bereit Mutter zu werden, Verantwortung zu übernehmen? Erhalten sie Unterstützung oder sind sie auf sich alleine gestellt? Wenn eine Abtreibung in Frage kommt, wer kümmert sich dann um das Mädchen? All diese Fragen müssen geklärt und durchdacht werden, ein Prozess, der wahrscheinlich einiges an Energie und Herzblut kosten wird. Im Gegensatz zu anderen Rezensenten (vorallem bei Goodreads) kann ich nicht sagen, dass ich die Hauptprotagonistin unnatürlich naiv fand – jeder, der heutzutage mal auf die Straße geht, sieht von selbst, dass die jungen Mädchen immer früher Erwachsener wirken wollen: Sie zeigen immer früher mehr Haut, haben früher den ersten Freund, schminken sich früher, etc. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass es sich hierbei trotzdem noch irgendwie um Kinder oder eben Jugendlich handelt, die ihre Entscheidungen und Handlungen vielleicht noch nicht so abschätzen können, wie vielleicht manch Erwachsener -und genau dann passieren solche Dinge wie in diesem Roman beschrieben. Sie erscheinen nicht so naiv, sie SIND so naiv, sie glauben wirklich, dass sie das erste Mal davor schützt, schwanger zu werden. Und genau für diese Kinder und Jugendlichen sind solche Bücher wie „Elfte Woche“ gut und sinnvoll, denn so werden sie sanft an etwas herangeführt, dessen Thematik weit über die Aufklärung hinausgeht und mehr zum Nachdenken anregt, als ein schnell dahin genuscheltes Aufklärungsgespräch (das natürlich aber trotzdem unumgänglich ist!!!)

Wertung: 5 von 5 Sternen!

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