[ACHTUNG: Kann Spoiler zu Band 1 enthalten!]

Inhalt
Vor einiger Zeit ist Nora mit ihrem Lebensgefährten Oliver in ein neues Haus auf dem Land gezogen und ist nun fleißig dabei, das Prachtstück zu renovieren. Alles könnte so perfekt sein, wenn da nicht die schrecklichen Träume wären, die sie schon seit längerem plagen und nicht mehr loslassen. Sie versucht schließlich, der Sache auf den Grund zu gehen und bringt sich dabei in eine höchst brisante Situation….
 
Erster Satz des Buches
„Kein Mitleid. Das macht es nur schwer, das Nötige zu tun.“


Zitate
„Manchmal träumte ich oder vernahm von irgendwoher Worte, die ich nicht zuordnen konnte. Und es war schon vorgekommen, dass ich den Tod eines anderen Menschen – nun, nicht vorausgesehen, aber doch vorausgeahnt hatte. Es war kein Wissen im eigentlichen Sinne, eher eine Mischung aus körperlicher und geistiger Empfindung. Wie Hunger oder Liebe. Ich spürte es einfach, obwohl man es weder sehen noch anfassen noch beweisen konnte.“


Fazit
„Nora Morgenroth: Der Hüter“ ist der zweite Band der Nora Morgenroth – „Reihe“, von der Autorin Kerstin Michelsen. Letzte Woche stellte ich euch in meiner Rezension Band 1 der Reihe vor, kurz darauf begann ich auch schon mit dem Lesen von Band 2, der mir von der Autorin selbst wieder als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde!

Vor einiger Zeit also ist Nora mit ihrem Freund Oliver in ein schönes altes Landhaus gezogen, welches zwar etwas renovierungsbedürftig ist, aber trotzdem wunderschön. Während sich unsere Hauptprotagonistin nach den Erlebnissen in der Vergangenheit (siehe Band 1) als aufstrebende Buchautorin sieht, arbeitet ihr Freund weiterhin bei der Polizei und ermittelt gerade in einem Fall, bei dem es um einen vermeindlichen Serientäter geht, der Frauen entführt und vermutlich auch ermordet. Da er aus ermittlungstechnischen Gründen nicht zuviel erzählen darf, aber sehr oft außer Haus zu tun hat, bleibt es an Nora hängen, einiges im Haus zu renovieren, was sie jedoch in ihren Schreibpausen mit Vorliebe in Angriff nimmt. Eines Tages ist sie gerade dabei, ein Gästezimmer zu streichen und über ihre gemeinsame Zukunft mit Oliver nachzudenken, als sie wieder von einer Vision „heimgesucht“ wird. Die Vision ist schrecklich und ängstigt Nora zutiefst und obwohl sie versucht, sich ihrem Freund gegenüber nichts anmerken zu lassen, scheint er zu ahnen, dass etwas nicht stimmt und kümmert sich liebevoll um sie. So vergehen noch einige Situationen, in denen Nora immer wieder von diesen „Visionen“ heimgesucht wird, bis sie sich dazu entschließt, nicht länger davor wegzulaufen, sondern der Sache auf den Grund zu gehen. Als sie glaubt, die Ursache für das ganze gefunden zu haben, beschließt sie, das Übel bei der Wurzel zu packen und ganz genau nachzuforschen. Dabei begibt sie sich jedoch in eine ziemlich missliche Lage und auf einmal geht es um viel mehr, als nur ein paar hartnäckige Visionen…

Nora war mir bereits im ersten Band sehr sympathisch, in Band 2 toppt sie dies jedoch noch, denn sie handelt stets mit klarem Verstand und einer gehörigen Portion Mut. Auch wenn sich dieser Roman grundsätzlich von Band 1 unterscheidet, da die Ausgangslage eine völlig andere ist, so kann ich nur sagen, dass er mir sogar fast noch besser gefällt – denn dieses Mal wird die Situation nicht nur sehr heikel, auch der Ausgang ist ungewiss. Beim ersten Roman war das ganze ja quasi „schon passiert“, während hier noch alles in Frage steht. Die Visionen, die Nora besonders zu Beginn des Romanes plagen, sind für sie in dem Sinne zwar nichts neues, der Inhalt ist jedoch ein völlig anderer, wesentlich grausamer, blutrünstiger und schockierender, was der armen Frau verständlicherweise ein mulmiges Gefühl, ja nahezu Ängste versursacht! Ich persönlich wäre mit diesen Bildern vermutlich relativ schnell aus der Haut gefahren, hätte versucht das ganze zu Unterdrücken und nicht mehr an mich heranzulassen – daher ist es durchaus verständlich, dass unsere Hauptprotagonistin ebenfalls stellenweise versucht, die Visionen zu unterdrücken, indem sie sich mit etwas anderem beschäftigt und sich ablenkt. Da sie sich aber selbst über die Tatsache bewusst ist, dass sie das ganze nicht dauerhaft von sich wegschieben kann, lässt sie die Visionen irgendwann dann doch zu – denn nur so kann sie sie endgültig loswerden. Mit Oliver scheint sie unglaublich glücklich zu sein und, nach dem Fiasko mit ihrem (Ex-) Ehemann, endlich den richtigen Partner gefunden zu haben. Trotzdem setzen ihr die Visionen so sehr zu, dass sie ihm einmal sogar versehentlich eine blutige Nase verpasst – ihr Sinne sind in diesem Moment geschärft und er ist eben zur falschen Zeit am falschen Ort. Doch nicht nur das lässt sie leiden: Nora bekommt das Gefühl, dass durch die Visionen sogar ihre eigene Gefühlswelt beeinflusst wird…

Auch wenn wir von Oliver selbst nur wenig zu sehen bekommen, so scheint er doch ein überaus sympathischer Mann zu sein: liebevoll, nett, freundlich und total vernarrt in Nora. Es ist schön zu lesen, wie glücklich die beiden miteinander zu sein scheinen und bekommt das Gefühl, dass Oliver unserer Hauptprotagonistin richtig gut tut! Schade, dass wir ihn nur so wenig kennenlernen… aber was nicht ist, kann ja noch werden, sag ich nur 🙂

Insgesamt bin ich richtiggehend begeistert, von diesem tollen Thriller! Er ist spannend, tiefgreifend, berührend und ziemlich unvorhersehbar, was den Lesegenuss noch viel größer macht. Die Protagonisten, sowohl diejenigen, die schon aus dem ersten Roman bekannt waren, als auch die neu aufgetretenen, waren extrem interessant gestaltet und schienen alle ihre Position im Roman zu haben, keiner wirkte aufgesetzt oder unnötig! An die Geschichte wird man langsam herangeführt, dann gewinnt das ganze an Fahrt und endet dann ziemlich turbulent – eine perfekte Geschichte für Menschen, die spannende Thriller lieben, bei denen man nie weiß, was als nächstes passieren wird und die mit einem übernatürlichen Touch versehen wurden! Sprachlich konnte mich die Autorin auch wieder total überzeugen und auch die Länge der einzelnen Kapitel, bzw. des kompletten Romanes waren angemessen.

Wertung: 5 von 5 Sterne!

Ein herzliches Dankeschön an die Autorin, für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!

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