Inhalt
Die 18-jährige Theresa „Tessa“ Young besucht seit neuestem die Washington Central University und trifft dort auf Hardin Scott. Hardin ist unberechenbar und unverschämt, also das krasse Gegenteil von Tessa. Und ganz und gar nicht das, was sie sich für ihr Leben vorstellt. Trotzdem übt Hardin eine gewisse Anziehungskraft auf die junge Studentin aus und so kommt es, wie es kommen muss: Tessa verliebt sich in den Bad Boy. Dieses Liebe verändert sie… und sie wird nie wieder dieselbe sein.
Info’s zum Buch:
Seitenzahl: 704
Verlag: Heyne Verlag
Preis: 12,99 € (Broschiert) / 9,99 € (E-Book)
Erster Satz des Buches
„Das College schien immer so wichtig zu sein, als würde es über den Wert und die Zukunft eines Menschen entscheiden.“
Fazit
„After passion“ ist der erste Roman der Reihe „After“ von der Autorin Anna Todd. Wo auch immer man momentan hingeht, dieses Buch verfolgt einen einfach – und so kam auch ich nicht drumherum und musste dieses Buch einfach lesen. Als dieses Buch also vor ein paar Tagen in meinem Briefkasten landete, musste ich es einfach anfangen zu lesen – und konnte es kaum noch aus der Hand legen. Aber lest selbst…
Tessa Young ist ein 18-jähriges Mädchen, deren Wechsel von der Highschool zur Uni direkt auf den ersten Seiten stattfindet. Bewaffnet mit ihrer Mutter und ihrem Freund Noah begleiten wir sie auf der Reise zum Campus und nach einer kurzen Einführungsveranstaltung begleiten wir sie in ihr Studentenzimmer, wo sie auf ihre neue Mitbewohnerin Steph trifft. Steph ist anders, als es die meisten Studentinnen sind und anders, als sich Tessa ihre Mitbewohnerin ausgemalt hätte: Steph hat nicht nur flammend rote Haare, sondern ist auch noch tättowiert – und das nicht nur einmal! Außerdem hat sie ihre Zimmerseite quasi mit Postern von ebensolchen Menschen tapeziert und duldet Männerbesuch im Mädchenwohnheim – und ebendiese sind nicht weniger tättowiert! Während Tessa’s Mum nahe der Ohnmacht ist und auch Tessa leicht irritiert und weiß im ersten Moment nicht, wie sie sich verhalten soll. Als ihr ihre Mutter in einem Gespräch vorschlägt, sie solle das Zimmer wechseln, ist Tessa jedoch nur wenig begeistert, denn sie ist einfach nur froh, dass sie angekommen ist.
Über kurz oder lang lernt Tessa nicht nur Steph, Nate und Hardin kennen (der Männerbesuch beim ersten aufeinandertreffen), sondern auch noch den Rest des Freundeskreises denn direkt am ersten Wochenende nimmt Steph sie mit, auf eine der berühmt-berüchtigten Unipartys im Haus der Studentenverbindung. In der folgenden Zeit entwickeln sich die Dinge so, wie es Tessa niemals erwartet hätte: Sie trinkt das erste Mal Alkohol bis zum Rausch, sie küsst fremd (denn eigentlich hat sie ja einen Freund) und dann verliebt sie sich auch noch ausgerechnet in Hardin. Wo soll das nur hinführen?
Zu Beginn des Buches lernen wir Tessa kennen – als strukturierte, ehrgeizige und etwas prüde Persönlichkeit, die scheinbar so ganz und gar nicht aus sich herausgehen kann und ganz nach ihren persönlichen Vorstellungen lebt. Jedes Detail ihres Lebens ist streng durchgeplant, alles ist durchdacht und darf nicht im geringsten abweichen. Tessa scheint keineswegs flexibel oder abenteuerlustig und auch nicht gewillt, auch nur irgendetwas daran zu ändern, sei es nur durch Schminke oder ein Glas eines alkoholischen Getränks. Trotzdem versucht sie am ersten Freitag im Wohnheim, nicht alleine zu sein und schließt sich Steph an, die auf eine Uni-Party geht. Wie es aber nunmal so ist, läuft auch diese Party nicht so gesittet ab, wie sich Tessa das vorgestellt hat und so wird sie schnell zu ihrem persönlichen Albtraum. Sie merkt schnell, dass die nicht zu diesen Menschen passt, dass das Klientel hier einfach nicht ihren Charakterzügen entspricht und sie dem ganzen eher schockiert als offen gegenübersteht. Trotzdem wirkt Steph’s Kumpel Hardin eine gewisse Faszination auf sie aus und aus irgendeinem Grund muss sie ihn wie gebannt betrachten, jedes Mal, wenn er ihr über den Weg läuft. Im Laufe des Romanes entwickelt sich Tessa weiter, geht zumindest ein wenig aus sich heraus – eine Entwicklung, wie ich sie mag, denn sie wandelt sich nicht um 180°, sondern treibt in kleinen Schritten einen Prozess voran. Grundsätzlich fand ich Tessa zwar sympathisch, allerdings auch etwas naiv, so naiv, dass es schon fast weh tut. Sie handelt im einen Moment sehr vernünftig (fast schon ZU vernünftig), tut im anderen Moment aber Dinge, die man nicht nachvollziehen kann – vielleicht liegt das aber auch ein wenig an ihrer Art: sie ist ein „Gutmensch“, traut keinem etwas böses zu und ist im Grunde viel zu „brav“, für diese ganze Szene, in der sie sich bewegt. Je weiter sich Tessa entwickelt, desto selbstständiger wird sie, bereit, ihr eigenes Leben zu führen und sich nicht immer von ihrer Mutter sagen zu lassen, wie sie sich zu verhalten hat. Trotz ihrer überkorrekten Art, die sie nur phasenweise ablegt, neigt sie dennoch dazu, ihren Freund Noah zu hintergehen und ihm mehr zu verschweigen, als sie es sollte. Dies ist einer ihrer Charakterzüge, den ich einerseits nicht mit ihrer gesamten Art in Einklang bringen und zum anderen nicht gutheißen konnte. Trotzdem mochte ich Tessa und ihren Lebenswandel zu verfolgen, erwies sich als ziemlich interessant.
Hardin Scott ist das genaue Gegenteil von Tessa: er ist unberechenbar, unverschämt, fast sogar dreist, kennt keinerlei Skrupel und ist die Inkarnation des Bad Boy. Direkt zu Beginn schon übt er eine starke Faszination auf Tessa auf, die der Leser nicht direkt nachvollziehen kann, denn im Grunde unterscheidet er sich im ersten Moment nicht von Nate, den Tessa im selben Atemzug kennenlernt – bis auf seine Unhöflichkeit. Vielleicht fühlt sich Tessa durch ebendiese Art angezogen – endlich mal jemand, der nicht korrekt und überperfekt ist, wie ihre ganze kleine Welt, in der sie zu Beginn noch lebt, endlich mal jemand, der auf die kommerzielle Welt pfeift und sein eigenes Ding durchzieht. Gepierct und tätowiert, dadurch (wohl) gesellschaftlich weniger akzeptiert, übt er schon direkt zu Beginn eine Faszination auf Tessa aus, die er auch durch seine Gemeinheiten nicht wieder mindern kann und so entwickelt es sich, dass sich die beiden irgendwie näher kommen. Zwischen den beiden entwickelt sich etwas, was man nicht greifen kann, nicht verstehen oder erklären kann. Für Liebe ist es zu seltsam, für Hass zu intensiv, zu positiv. Hardin ist ein junger Mann, der keine Gefühle zulassen kann, sein eigenes Ding durchzieht und am besten damit klar kommt, wenn er Zerstörung und Chaos hinterlässt – emotional wie physisch. Im Laufe der Geschichte geht es dem Leser wohl so wie Tessa: Hardin übt eine Faszination auf einen aus, jedoch nicht aus Liebe, sondern aus Neugier: was muss mit einem Menschen passieren, dass er sich so entwickelt? Welche Gefühle hat er tatsächlich, welche gibt er vor? Was ist er für ein Mensch?
Wer denkt, dass es sich bei „After passion“ um einen einfachen Jugendroman handelt, der ist ein wenig auf dem Holzweg, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint. Die Gefühle und die Hintergründe, die sich hier auftun, sind größer, als die in einer normalen Jugend-Lovestory, anders und doch irgendwie genauso. Über dieses Buch zu urteilen ist nicht leicht, denn die über 700 Seiten zogen mich gleichermaßen in ihren Bann und ich wollte unbedingt wissen wie es weitergeht, wie sie sich auch phasenweise abstießen, weil sich die Szenen immer wiederholten: Immer wenn sich Tessa und Hardin emotional näher kommen „wollten“, artet es in Streit aus, weil Hardin einfach nicht der Typ Mensch ist, der jemanden an sich heranlassen will. Tessa hingegen reagiert meist mit Tränen -verständlicherweise-, denn Hardins Worte sind stets hart und unfair.
Die übrigen Charaktere, Nate, Molly, Zed, alles Menschen aus dem Freundeskreis um Hardin waren oft undurchsichtig und schwer zu beurteilen, wenn auch überaus faszinierend. Tessas Mitbewohnerin Steph war mir stets sympathisch und ich fand es phasenweise sehr schade, dass man sie so wenig kennenlernt. Besonders toll fand ich Landon, einer der Mitschüler von Tessa, die mit Hardin’s Freundeskreis nur wenig zu tun hatten, sich aber trotzdem zu einem sehr guten Freund von Tessa entwickelt. Er ist immer für Tessa da, hilft ihr wo er kann und tröstet sie später bei jeder Gelegenheit. Landon ist Tessa’s Fels in der Brandung, der Mensch, den sie als echten Freund bezeichnen sollte – ganz zum Missfallen von Hardin.
Wie es in einem Jugendroman so ist, der auf dem College spielt, so kommen wir natürlich auch nicht umhin, Sex-Szenen und alles was dazugehört mitzuerleben, was an sich nicht weiter tragisch ist. Ich als alter Hase im Bereich der erotischen Formulierungen in der Welt der Romane habe nun schon so einiges gelesen, war jedoch von den Szene aus diesem Buch so gar nicht überzeugt. Auch wenn das ganze Buch sehr flüssig zu lesen ist und durchaus realistisch beschrieben wird, so hapert es doch an den Sex-Szenen, denn diese klingen nicht nur gekünstelt, sondern so, als ob die Autorin bei jeder Szene mehrmals neu überlegen musste, wie sie es bestmöglich verpackt. So wirken diese Episoden abgehackt und unnatürlich und besonders Hardin’s Neigung „Fuck“ zu sagen, wenn ihm etwas besonders gut gefällt, empfand ich irgendwann als ziemlich nervtötend.
Was die Wirkung dieses Romanes auf sehr junge und jugendliche Leser angeht, so bin ich etwas mit mir selbst im Zwiespalt, denn Tessa’s Verhalten empfinde ich nicht unbedingt als „nachahmungsfähig“. Nicht nur, dass sie ihren Freund hintergeht und lieber einen anderen küsst – weil sie denkt, dass er es ohnehin nicht mitbekommen wird, weil das mit Hardin ja eh bald vorbei sein wird/keine Zukunft hat, auch als die Situation mit Noah geklärt ist, ist ihr Verhalten gegenüber Hardin einfach nur peinlich, stellenweise. Sie benimmt sich nicht nur wie ein läufiges Hündchen, dass seinem Herrchen stetig hinterherdackeln muss und schwach wird, wenn der stattliche Rüde vorbeikommt, sondern hat auch keinerlei Rückrat. Jedes Mal, wenn Hardin und Tessa streiten und er versucht, sie mit sexuellen Gefälligkeiten zu ködern, willigt sie ein und der Streit ist vergessen. Zudem führen die beiden auf Gut Deutsch gesagt – häufiger eine „Fick-Beziehung“ (Entschuldigung), als eine, in der man miteinander redet. Ich bin wahrlich kein Moralapostel und was mich angeht, so fand ich Tessas Verhalten zwar nicht immer nachvollziehbar, aber durchaus interessant für den Verlauf der Geschichte. Was die eigentliche Zielgruppe des ganzen angeht, so bin ich jedoch etwas skeptisch, ob dies das (meist ohnehin schon sehr fragwürdige) Bild der heutigen Jugend tatsächlich so ins positive hinein beeinflussen wird. Natürlich könnte man jetzt einwerfen, dass „Shades of Grey“ sicherlich auch fernab jeglicher Realität liegt, jedoch ist nicht nur die Protagonistin eine ganz andere, sondern auch die Zielgruppe, die man zu erreichen versucht.
Interessant fand ich übrigens die Tatsache, dass Anna Todd die Figur des Hardin mit dem Bild von Harry Styles (One Direction) im Kopf entwarf. Als ich nach Harry googelte, so konnte ich ihn jedoch nicht wirklich mit dem Bild in Einklang bringen, welches ich mir selbst von Hardin gebastelt hatte.
Wertung: 4 von 5 Sterne!
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