Inhalt
Johanna „Jo“ ist 17 Jahre alt und kann den Tag ihres 18-ten Geburtstags kaum noch erwarten. An diesem Tag will sie endlich weg, endlich raus aus der Normalität und rein ins richtige Leben. Sie will mit ihrem Kumpel Koch, den sie aus dem Restaurant kennt, weg, ab nach Kreta und alles hinter sich lassen. Doch plötzlich verschwindet Koch und Jo muss, mal wieder, lernen, dass das Leben nicht immer so ist, wie es scheint. Und dass es noch jemanden gibt, dem sie wichtig ist…
Info’s zum Buch:
Seitenzahl: 224
Verlag: Loewe Verlag
Preis: 12,95 € (Gebunden) / 11,99 € (E-Book)
Zitate
„Koch sagt, man selbst weiß genau, was einem das Leben lebenswert macht, und ist es noch so schräg, man darf sich von niemandem was anderes einreden lassen.“
Erster Satz des Buches
„Ich bin zu spät.“
Fazit
„Egal wohin“ ist der zweite Roman der Autorin Franziska Moll. Vor einiger Zeit las ich eine überzeugende Rezension des Debüt Romanes der Autorin, was meine Lust, einen ihrer Romane zu lesen, weckte. So flatterte also vor einigen Tagen der Roman „Egal wohin“ in meinen Briefkasten und schon bald begann ich zu lesen.
Johanna Rosenberger, genannt Jo, ist eine schwierige Persönlichkeit, die man nicht sofort als richtig sympathisch erkennen kann. Statt im reichen, großen Haus ihrer Eltern zu wohnen, haust sie im Geräteschuppen dahinter und will mit ihren Erzeugern nicht allzu viel zu tun haben. Sie ist sehr eigen, aber auch sehr verletzlich, was sie unter einer gehörigen Portion Gleichgültigkeit und jeder Menge Ablehnung zu verstecken versucht. Der einzige, der sich ihre Bewunderung recht schnell erkämpft, ist Koch. Koch ist der Koch des Restaurants, in dem Jo kellnert und trotz des Altersunterschiedes, den Jo gar nicht so genau kennt, verstehen sich die beiden blendend. Koch fragt nicht, Koch verlangt nicht, er nimmt sie so, wie sie ist – und das gefällt Jo. Aus irgendeinem Grund haben die beiden geplant, an Jo’s 18. Geburtstag nach Kreta abzuhauen, dort ihr eigenes Restaurant zu eröffnen und dort zu bleiben – weit weg vom Alltag und allen Anforderungen des alltäglichen Lebens. Das alleine ist es, was Jo aufrecht erhält und auf das sie sich jeden Tag aufs neue freut.
Das Verhältnis zu ihren Eltern ist mehr als schwierig, doch statt sich mit ihnen auseinanderzusetzen und Konfliktlösung zu betreiben, geht Jo ihnen lieber aus dem Weg. Ihren Vater bekommt sie höchstselten zu Gesicht und ihrer Mutter gegenüber legt sie ein Verhalten an den Tag, welches mehr als unverschämt ist. Wie es jedoch meistens so ist, hat auch dieses Verhalten einen triftigen Grund und so erfahren wir im Laufe des Buches immer mehr von Jo’s Leben, immer mehr, von ihrer Vergangenheit, immer mehr, von ihrer gegenwärtigen Situation. Wir beginnen zu begreifen, was in dieser jungen Frau vor sich geht und vor welchen Dämonen sie zu fliehen versucht und ich für meinen Teil konnte sie dann zwar immer noch nicht sehr sympathisch finden, aber zumindest ihr Verhalten nachempfinden.
Jeden Tag träumt Jo von ihrem Leben auf Kreta, weit weg von ihren Eltern, ihrer Mutter, die ihr nach wie vor versucht Vorschriften zu machen. Als Koch eines Tages plötzlich nicht mehr im Restaurant auftaucht, hofft Jo jeden einzelnen Moment darauf, dass er wieder zurückkommt und beide ihren Traum wahr machen können. Der Versuch ihn zu finden, gestaltet sich jedoch eher schwierig, denn eigentlich weiß sie nichts über ihn – weder seinen Namen, noch seine Adresse, noch sein Alter. Amar, der kurz vor Kochs verschwinden aufgetaucht ist, weiß jedoch ein wenig über ihn und so machen sich die beiden auf die Suche nach dem Verschollenen.
Amar, ein Afghanischer Flüchtlingsjunge, war mir von Anfang an sympathisch. Durch seine Erscheinung wirkt er stets unsichtbar und versucht ohnehin nicht besonders aufzufallen. Trotzdem freundet er sich ebenfalls ein wenig mit Koch an und dieser verrät ihm nicht nur die Tricks beim Kochen, sondern auch ein klein wenig über sich selbst. Amar ist hilfsbereit, nett, mit einem niedlichen Sprachproblem und einem gesunden Interesse an Jo. Als Koch verschwindet könnte man fast meinen, dass er versucht, ein wenig von Koch’s Art zu übernehmen, denn er beginnt sich, auf seine Weise, um Jo zu kümmern.
Die angebliche Liebesgeschichte, die sich in diesem Buch entspinnen soll, ist mir wohl verborgen geblieben und ich glaube auch fast, dass jemand wie Jo eigentlich gar nicht mehr in der Lage ist, wirkliche Gefühle zu empfinden. Dies liegt wohl daran, dass sie ihr Herz verschlossen hat und stets Angst hat, verlassen und enttäuscht zu werden, was sie wohl auch nicht mehr so einfach ablegen kann. Jo ist eine gebrochene Persönlichkeit, mit einer harten Schale und einem weichen Kern.
Über Koch erhalten wir nur sehr sehr wenige Infos, was ich für meinen Teil sehr schade finde. Koch scheint mir eine interessante Persönlichkeit zu sein, die es wert wäre, etwas näher beleuchtet zu werden. Gegen Ende des Romanes erfahren wir jedoch noch etwas über ihn, was man so wohl nicht erwartet hätte!
Insgesamt klappte ich diesen Roman mit sehr gemischten Gefühlen zu. Die Story an sich schien mir interessant zu sein, die Arbeit im Restaurant, von der wir viel miterleben, ebenso wie ihr Leben im Geräteschuppen des Herrenhauses scheinen spannend und mit vielen Hintergründen bespickt zu sein. Die Art und Weise zu schreiben der Autorin fand ich stellenweise gleichermaßen interessant, wie auch nervig, denn auf fast jeder Seite übersetzt Jo einzelne Wörter oder Satzteile ins Griechische. Außerdem erhalten wir zwischen den Kapiteln immer mal wieder kurze, nicht ins Bild passende, Passagen, die man bis zum Schluss nicht zuzuordnen weiß und die nur verwirren. Auch die Besuche bei ihrem Therapeuten, den sie fast in den Wahnsinn treibt, mit ihrer Störrigkeit, scheinen interessant, aber zu wenig ausgereift zu sein, fast so als ob sie die Termine wohl bräuchte, sie der Autorin aber zu lästig zum schreiben waren. So läuft also jeder Termin nahezu gleich ab: Jo redet nicht oder nur über ihre Fahrstunden, der Therapeut lässt sie reden oder stellt Fragen, bis Jo schweigt. Trotzdem kann ich dieses Buch nicht komplett negativ bewerten, denn die Tiefgründigkeit, die einem erst gegen Ende so wirklich bewusst wird, ist einfach zu wertvoll, um sie schlecht zu beurteilen, schlecht davon zu denken. Viele Dinge, die Jo denkt, sagt oder tut ergeben erst am Schluss einen Sinn, wenn man verstanden hat, warum sie sich so verhält, wie sie es tut. Auch Koch’s verschwinden wird logisch erklärt und so bleiben wir nach der letzten Seite zurück und fragen uns, in welche Zukunft unsere Jo nun schlittern wird…
Wertung: 3 von 5 Sterne
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