Inhalt
Das Mädchen Auri lebt mutterseelenallein im „Unterding“, den verlassenen Räumen und Gängen unterhalb der Universität von Imre und fristet dort ihr tägliches Dasein. Sie hat eine etwas eigene Sicht auf alle Dinge und wartet darauf, dass 7 Tage vergehen, damit ER endlich wieder zu Besuch kommt. So begleiten wir Auri in diesen Tagen des Wartens und bekommen einen Eindruck von ihrem Leben im Unterding.

Info’s zum Buch:

Seitenzahl: 173
Verlag: Klett-Cotta Verlag
Preis: 17,95 € (Gebunden) / 13,99€ (Ebook)
Reihe: Königsmörder Chronik, Band 2,5

Erster Satz des Buches
„Als Auri aufwachte, wusste sie, dass sie noch sieben Tage hatte.“

Fazit 
„Die Musik der Stille“ ist ein Roman des Autors Patrick Rothfuss. Vielleicht könnt ihr euch noch an meine sehr positive Rezension zu „Der Name des Windes“ erinnern? Dann könnt ihr euch sicher vorstellen, dass ich überaus neugierig auf dieses kleine Büchlein war und es mir nicht nehmen lassen konnte, es unbedingt zu lesen. 

Bereits im Vorwort warnt uns der Autor, dass diese Geschichte möglicherweise nicht für Jedermann etwas sei und dass man auf keinen Fall mit diesem Buch beginnen sollte, wenn man die anderen seiner Exemplare nicht schon gelesen hätte! In beidem hat er eigentlich recht: zum einen handelt es sich um eine sehr seltsame Geschichte, die sicherlich nicht jedem gefällt – denn es ist eine Geschichte, bei der sich alles um eine einzige Person dreht, es fehlen jegliche Dialoge und alles dreht sich nur um die Verrichtung täglicher Dinge, in Auri’s Alltag. Auch kann man bei diesem Roman nicht wirklich von einem Spannungsaufbau sprechen, denn im Grunde gibt es diesen nicht – was also reizt einen, dieses Buch zu lesen? Dazu später mehr.

Zum anderen ist es, zumindest meiner Meinung nach, unabdingbar, zumindest ein Buch der Königsmörder-Trilogie gelesen zu haben, denn nur dann kann man wirklich verstehen, worum es in „Die Musik der Stille“ tatsächlich geht. Man lernt Auri, zumindest im ersten Band (den 2. habe ich ja noch nicht gelesen) zwar nur sporadisch kennen, erfährt aber einiges über die Universität und auch das Verhältnis zwischen Kvothe, auf den sie zu warten scheint, und Auri selbst. Außerdem lernt man das Unterding zumindest ein wenig kennen, was von Vorteil ist, um von den Erklärungen Auris in diesem Band nicht völlig überrannt zu werden.

Zurück zu der Frage, wieso man einen Roman lesen sollte, der keinerlei Spannung und Dialoge enthält und sich knapp 170 Seiten lang nur mit einer Person beschäftigt! Im Grunde war es zu Beginn die reine Neugier. Da mir Auri aus „Der Name des Windes“ bekannt war und ich extrem gespannt auf mehr Informationen zu ihrer Figur war, griff ich zu diesem Roman. Nun sitze ich hier, habe das Buch beendet und bin mir immer noch nicht ganz darüber im klaren, was für eine Person Auri eigentlich ist. Das mag den Grund haben, dass sie sehr vielschichtig ist, mehr, als es zu Beginn den Eindruck macht. Böse Zungen mögen behaupten, dass es sich bei ihr um eine extrem verrückte und zwanghafte Person handelt und im Grunde weiß auch Auri, dass es ihrem Innersten „nicht gut“ geht. Trotzdem halte ich sie nicht ausschließlich für geistesgestört, vielmehr denkt und agiert sie auf einer anderen Ebene, als der Rest der Welt, was sie zwar zu einer Besonderheit macht. 

Vieles in Auris Welt dreht sich darum, dass sich Gegenstände oder gar die ganze Welt „am richtigen Platz“ und in „völliger Ordnung“ befinden müssen und sie die Aufgabe hat, genau dafür zu sorgen. Auri behandelt die Gegenstände in ihrer kleinen Welt nicht als leblose Dinge, sondern als Objekte mit einer Seele, mit Gefühlen, Wünschen und Vorstellungen. Dementsprechend lässt sie ihnen auch eine gewisse Fürsorge und Wertschätzung entgegenkommen, die sie häufig mit einem Küsschen unterstreicht. Letzteres tut sie sehr oft, ebenso wie das Waschen von Händen, Füßen und Gesicht. Diese beiden Dinge werden sehr oft erwähnt und sollen wohl mitunter Auris Zwanghaftigkeit ausdrücken, verschiedene Tätigkeiten immer und immer wieder aufzugreifen.

Welches Verhältnis man als Leser zur einzigen Protagonistin des ganzen aufbaut, ist schwer zu beschreiben, denn im Laufe des Romanes durchlitt ich viele Gefühle. An manchen der beschriebenen Tagen mochte und verstand ich Auri sehr gut, sie scheint ein sehr einsamer Mensch zu sein, der nur darauf wartet, menschlichen Kontakt (in diesem Falle zu Kvothe) zu erhalten und dies mit Geschenken zu vergüten. An anderen Tagen verabscheute ich Auri für ihre seltsame, in sich gekehrte, missmutige und jähzornige Art (besonders am 4. Tag) und kam nicht umhin mich zu freuen, wenn dieser Tag (oder das ganze Buch?) irgendwann sein Ende findet. 

Diese Stimmung hielt jedoch nicht lange vor und schon versank ich wieder in dieser sonderbaren Welt eines einsamen Mädchens, die genauso verwirrend, wie faszinierend auf mich wirkte. Mehr als einmal habe ich überlegt, das Buch nicht zu beenden und doch habe ich es getan.. vielleicht, weil es mich trotz seiner seltsamen Art fesselte, vielleicht, weil ich trotz allem eine gewisse Sympathie für Auri entwickelte und vielleicht… weil ich einfach ein Mensch für eine seltsame Geschichten bin.

Wertung: 4 von 5 Sterne



Ein herzliches Dankeschön an den Klett-Cotta Verlag, für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!
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