Entwicklungsstörung. Sie zeigt sich in vielen verschiedenen Ausprägungen, so
dass diagnostische Kriterien nicht immer eindeutig zuzuordnen sind. Die Autorin
bringt mit dieser praxisorientierten und wissenschaftlich fundierten
Darstellung Klarheit in die Begriffsverwirrung um autistische Störungen. Der
Band erscheint in der Reihe „Manuale psychischer Störungen bei Kindern und
Jugendlichen“. Sie steht für einen interdisziplinären Ansatz: Therapeuten sind
aufgefordert, über den Tellerrand zu blicken. (Kurzbeschreibung von www.amazon.de)
zum Buch
144 Seiten
Verlag
€ (Gebundene Ausgabe) / 14,99€ (Ebook)
wollte ich ausgerechnet ein Fachbuch über Frühkindlichen Autismus lesen?
arbeite ich seit Anfang Dezember (2015) als Physiotherapeutin in einem
Therapeutischen Kinderzentrum. Dort begegnen mir nicht nur Kinder mit
Entwicklungsverzögerungen, Gendefekten, Mehrfach- und Schwerstbehinderungen,
etc. sondern eben auch Kinder mit psychischen Beeinträchtigungen. Da ich
der Meinung bin, dass man in einer solchen Einrichtung nicht nur seine
eigene Suppe kochen, sondern auch einmal über den Tellerrand hinausschauen
sollte, lese/bearbeite ich immer wieder gerne diverse Fachbücher (auch
anderer Berufsgruppen), denn diese Form der Weiterbildung kann nur helfen, in
seinem Beruf besser voranzukommen bzw. eine bessere Therapie für die
Kinder/Patienten zu gewährleisten.
Inhaltsverzeichnis mit einer Gliederung in 8 größere Kapitel mit jeweils
einigen kleinen Unterkapiteln:
frühkindlichen Autismus
und Epidemiologie
Entwicklungspsychopatholgie
Störungsspezifische Diagnostik
und multiaxiale Bewertung
sinnig und besonders die kurzen „Beschreibungen“ der Kategorien (z.B.
Worum es geht, etc) find ich sehr gut, denn sie erklären in aller Kürze, was
uns in dem Kapitel erwarten wird und erleichtern die Suche, wenn man etwas
nachschlagen möchte.
zu Kapitel 1: Ein Blick zurück: Zur Geschichte des frühkindlichen Autismus
Geschichte des Autismus und erklärt uns, dass Autismus schon recht
früh bemerkt, aber nicht als solcher erkannt wurde. Früher nahm man sogar an,
dass Autismus eine früher Form der Schizophrenie sei, eine Tatsache, die
ich überaus interessant finde! Auch die Theorien zur Entstehung von Autismus,
die früher vorherrschten, sind äußerst spannend, wenn auch nicht minder an den
Haaren herbeigezogen.
des Autismus ähneln, werden hier ebenfalls beschrieben und genauer
differenziert, was recht spannend ist – besonders, wenn man die
anderen Erkrankungen bisher gar nicht kannte.
historische Entwicklung des Störungsbildes noch einmal aufgegriffen
und detailliert dargestellt, mit der Jahreszahl, dem „Entdecker“
und der jeweiligen Beschreibung.
zu Kapitel 2. Worum es geht: Definition, Klassifikation
und Epidemiologie
aller Deutlichkeit, worum es sich beim frühkindlichen
Autismus überhaupt handelt und definiert anhand einfacher Beschreibungen
das komplexe Störungsbild. Außerdem findet eine Klassifizierung nach dem ICD
Code statt.
Kindern mit frühkindlichem Autismus und ähnlichen Formen/Störungsbildern
(Rett-Syndrom, Frühkindlicher und atypischer Autismus, Asperger-Syndrom,
etc.) fand ich die Liste der Leitsymptome, denn oftmals behandelt man
solche Kinder und ist unsicher, welche Symptome auf den Autismus
zurückzuführen sind und welche nicht. Eine Tabelle mit
diagnostischen Kriterien erleichtert das finden und man muss nicht immer
auf den Fließtext zurückgreifen, wenn man nach bestimmten Anhaltspunkten sucht.
Besonders interessant fand ich hier die spezifische Unterscheidung
zwischen dem Asperger-Syndrom und einem frühkindlichen Autismus.
tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gibt Auskunft und überraschte mich
mit der Tatsache, dass Jungen (bis auf das Rett-Syndrom, was
nur Mädchen betrifft) deutlich häufiger betroffen sind, als Mädchen.
Eine Tatsache, die mir bis dato nicht bewusst war.
empfand ich ebenfalls als recht interessant, wenn auch nicht zwangsläufig
einfach.
fand ich wohl den Teil über die Sondergruppen, der die Thematik behandelt,
ob alle autistischen Kinder auch eine Intelligenzminderung vorweisen, sowie
einige Worte zum Thema Sprachdefizite. Da ich viel mit autistischen Kindern
arbeite, konnte ich besonders diese beiden Punkte gedanklich gut auf
„meine“ Kinder beziehen und so eine bessere Verknüpfung herstellen.
schließlich etwas Über die Ausschlussdiagnostik – also darüber, dass
Autismus nur dann diagnostiziert werden kann, wenn alle anderen tiefgreifenden
Entwicklungsstörungen ausgeschlossen werden können.
zu Kapitel 3. Was erklärbar ist: Ätiologie und Entwicklungspsychopatholgie
spannend, sowie lehrreich, denn hier werden sowohl genetische Faktoren,
beteiligte Neurotransmittersysteme, als auch bildgebende, neuropsychologische
und neurophysiologische Befunde besprochen und mit dem Krankheitsbild
verknüpft. Auch prä- und perinatale Befunde werden besprochen, aber nur mit
einigen wenigen Sätzen bedacht. Als Therapeut sind solche Zusatzinformationen
unabdingbar, denn gerade bei Eitergesprächen sind solche Informationen sehr
nützlich.
zu Kapitel 4. Der Blick auf das besondere: Störungsspezifische
Diagnostik
Symptomatik, sowie die störungsspezifische Entwicklungsgeschichte, Komorbiditäten,
Begleitstörungen, störungsrelevante Rahmenbedingungen und beschreibt uns
einiges zum Thema Diagnostik. Auch wenn ich, als Physiotherapeutin, keine
Diagnosen stellen darf und mich dementsprechend auch nicht weiter damit befasst
habe, empfand ich dieses Kapitel als sehr interessant und Aufschlussreich, da
es wichtige Zusatzinformationen bietet, die für den Elternkontakt durchaus von
Vorteil sein können. Besonders gelungen fand ich hier eine Tabelle, die das
kindliche Spielverhalten aufgegliedert in Alter, Phasen, Inhalt, Besonderheiten
beim frühkindlichen Autismus, sowie einem Beispiel zeigt.
zu Kapitel 5. Unterscheiden ist wichtig: Differentialdiagnose und
multiaxiale Bewertung
anderem, recht deutlich in das 6-achsige, mehrdimensionale Modell der
Beschreibungen psychischer Störungen im Kinder- und Jugendalter einlesen. Was
auf den ersten Blick kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach, denn auf
den verschiedenen Achsen befindet sich, kurz erklärt, solche Faktoren wie
Hauptdiagnose, umschriebene Entwicklungsstörungen, der intellektuellen
Leistungsfähigkeit, etc. und so gliedert sich das ganze logisch in ein
mehrdimensionales Modell. Eine Tabelle verdeutlicht das ganze noch etwas mehr
und beseitigt auch kleinere Unklarheiten schnell. Außerdem beschreibt Kapitel 5
noch einiges zum Thema Abgrenzungen von psychischen und Entwicklungsstörungen,
sowie innerhalb des Autismus-Spektrums. Wie auch das Kapitel zuvor ist dies
nicht wirklich relevant für mein Berufsbild, dennoch empfand ich es als sehr
interessant und aufschlussreich.
zu Kapitel 6. Was zu tun ist: Interventionen
denn in unserer Einrichtung versuchen Pädagogen und Therapeuten nicht nur Hand
in Hand zu arbeiten, sondern sich dementsprechend auch gegenseitig über diverse
Maßnahmen und Therapiemethoden zu informieren. Dennoch ist man in aller Regel
nur sehr oberflächlich über die Methoden der anderen informiert, weswegen
dieses Kapitel viele hilfreiche und aufschlussreiche Informationen
verschiedener Methodik bietet. Auch die Verhaltenstherapeutischen Ansätze
empfand ich als sehr interessant.
zu Kapitel 7. Der Blick voraus: Verlauf und Prognose
frühkindlicher Autismus, bis ins Erwachsenenalter? Kapitel 7 beschreibt nicht
nur den Verlauf der Symptomatik, sondern beurteilt auch die Prognostischen
Faktoren und Beurteilung verschiedener Umstände (Klomorbidität, etc). Auch die
Themen Mortalität und Lebensqualität wird nicht ausgelassen, was ich persönlich
gerade für die Beratung der Eltern und diverse Fragen sehr hilfreich
finde.
zu Kapitel 8. Was wir nicht wissen: Offene Fragen
ungeklärten Punkte des Frühkindlichen Autismus auf, beispielsweise die
biologische Pathogenese oder die Diagnostik betreffend. An sich ist dieses
Kapitel abschließend noch einmal recht interessant, zeigt aber ebenfalls auf,
dass viele Dinge im Bereich des Autismus noch nicht ausreichend erforscht
sind.
weniger für Physiotherapeuten geeignet ist, die sich eine Hilfe zur
eigentlichen Therapie erhoffen, da dieses Fachbuch nicht für unser Berufsfeld
konzipiert wurde und wir meiner Ansicht nach somit auch keine großartigen
Therapievorschläge erwarten können. Was die Hintergrundinformation angeht, so
kann ich dieses Buch nur ganz klar empfehlen, denn gerade für Therapeuten –
oder auch Pädagogen, die mit derart „betroffenen“ Kindern arbeiten,
klären sich hier viele Fragen und so manche Therapiesituation kann nun
möglicherweise anders abgehalten werden – weil man sich etwas mehr mit der
Thematik beschäftigt hat und nun mehr auf das entsprechende Kind eingehen kann.
Die Erklärungen und Beschreibungen waren stets gut verständlich formuliert,
sodass zu keinem Zeitpunkt Unklarheiten blieben. Für Eltern empfinde ich dieses
Buch als weniger sinnvoll, außer für jene, die sich genauestens in die Thematik
einlesen möchten und keine Mühen scheuen. Insgesamt kann ich diesen Buch
wirklich nur empfehlen und vergebe daher
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