Inhalt
Dieses
Praxisbuch bietet für ein ganzes Jahr Themen zur Bewegungsförderung. Der
Begriff „Spiel-Turnen“ entstand auf der Suche nach einem kindgerechten
Namen
für „psychomotorische Übungsstunden“, vor denen – nach Erfahrung der Autorin –
Eltern wie Kinder eine gewisse Scheu zeigten und meinten: „Das hört sich so
krank an!“. Nach einer kurzen Einführung in die Unterschiede zum „normalen“
Sportunterricht und die Ziele der Psychomotorik, finden sowohl ErzieherInnen
und LehrerInnen für Krabbelgruppen, Kindergarten, Hort und Grundschulklassen,
als auch ÜbungsleiterInnen in Sportvereinen knapp 100 Stundenvorschläge für
phantasievolle Bewegungsstunden, die alle Sinne ansprechen. Die Angebote sind
klar strukturiert, mit Material-Angaben und Vorschlägen zum Raum- bzw.
Hallenaufbau. Bei den verwendeten Materialien handelt es sich fast
ausschließlich um kostengünstiges Alltagsmaterial. Die Gliederung nach
Jahreszeiten entspricht den Förder- und Lehrplänen in Kindergarten und Schule
und erleichtert die Suche. Das Buch ist eine kleine erprobte „Ideen-Kiste“ für
den psychomotorischen Alltag in kleinen und großen Räumen, für große und kleine
Gruppen oder auch einzelne Kinder. (Quelle)
Infos zur Autorin
Kraus war 24 Jahre im Deutschen Taubblindenwerk als Erzieherin tätig. Dort
begann sie mit dem „Spielturnen“ als offenes Psychomotorik-Angebot.
Sonderturnen, Reha-Übungsleiterin Sensorik, Mototherapie bei sensomotorischer
Integrationsstörung, Motopädagogik. 10 Jahre leitete sie im Sportverein und
Kindergarten Bewegungs- und Turnstunden für Kinder von 3-16 Jahren.
Freiberuflich ist sie Referentin in der Weiterbildung für Erzieherinnen und
Erzieher. (Quelle)
Infos zum Buch
Preis: 15,80 € (Broschiert)
Warum wollte ich ein Fachbuch zum Thema „Spiel-Turnen“ lesen?
Wie ihr vielleicht wisst, bin ich Physiotherapeutin in einem Heiltherapeutisch/Heilpädagogischen Kinderzentrum mit angeschlossener Tagesförderstätte für jugendliche und erwachsene Schwerstbetroffene. Da ich immer auf der Suche nach neuen Ideen und Anregungen bin, suche ich quer durch die Verlagswelt nach neuen Büchern und stoße dabei immer wieder auf interessantes Material. Leider habe ich die Fortbildung zur Psychomotorikerin bisher nicht angefangen, bin jedoch sehr daran interessiert, weswegen sich Bücher in dieser Richtung natürlich anbieten.
Gliederung
(c) by Borgmann-Media |
Das Inhaltsverzeichnis sieht folgendermaßen aus (hier nur die Oberbegriffe):
1. Der Unterschied – Sportunterricht – psychomotorische Bewegungsstunde
2. Ideen-Kiste für die „Bonbons“
3. Im Frühling
4. Im Sommer
5. Im Herbst
6. Im Winter
7. Angebote in der Kleingruppe
8. Sand im Raum
9. Murmelbahn aus Kartons
10.Partnerübungen zum Ausgleichen von Haltungsschwächen, Koordination und
Körpergefühl mit unterschiedlichen Materialien
11.Körperschema – Körpergefühl
12.Spiele zur Unterstützung im Unterricht
13.Rechnen
14.Sprachförderung
15.Wasserspiele
– Literatur
– Musik
Fazit: Nach einem kurzen, einführenden, Kapitel, welches den Unterschied zwischen normalen „Sportstunden“ und psychomotorischen Stunden darlegt, wird das System der „Bonbons“ erklärt. Anschließend folgt die Gliederung der „Turn“-Ideen in die 4 Jahreszeiten sowie Angebote in der Kleingruppe, sowie diverse andere Ideen und Fördermöglichkeiten. Die Gliederung dessen gefällt mir sehr gut, besonders die Aufteilung nach Jahreszeiten (und somit Möglichkeiten) fiel mir sehr positiv ins Auge.
Fazit zu 1. Der Unterschied – Sportunterricht – psychomotorische Bewegungsstunde
Dieses erste Kapitel macht uns schnell klar, dass es sich bei der psychomotorischen Bewegungsstunde nicht um etwas leistungsorientiertes handelt, wie es im normalen Sportunterricht der Fall ist, sondern dass jeder nach eigenem Können (oder nicht Können) handelt. Die Stärken sollen gestärkt werden, wodurch die Schwächen natürlich abnehmen – ein tolles Konzept!
„Nicht eine messbare Leistung zählt, sondern der Mensch in seiner Gesamtheit mit all seinen individuellen Möglichkeiten, seiner Kreativität.“ (S. 12)
Auch die Ziele der Psychomotorik werden näher erläutert und ein Stundenablauf ganz genau erläutert. Ich, die bisher mit Psychomotorik nur ganz wenig zu tun hatte, fand die Beschreibungen nicht nur sehr interessant, sondern auch äußerst aufschlussreich und muss wirklich sagen, dass mich dieses Buch nur noch mehr überzeugt, in naher Zukunft die Psychomotorik-Fortbildung machen zu wollen.
Fazit zu 2. Ideen-Kiste für die „Bonbons“
Dieses, nur sehr kurze, Kapitel gibt wieder, wie sich die Autorin neue „Bonbons“ für die einzelnen Stunden ausdenkt und nach welchen Konzept sie Ideen dafür entwickelt. Sie beschreibt nicht nur, wie sie bei der Langzeitplanung vorgeht, sondern erwähnt auch noch einmal, wie man Überforderung vermeidet. Auch wenn ich nicht ganz verstanden habe, weswegen man diesem Abschnitt ein eigenes Kapitel widmet, so empfand ich den Inhalt doch als sehr interessant und aufschlussreich, besonders da er relativ kurz gehalten ist und dennoch viele Informationen beinhaltet.
Fazit zu 3. Im Frühling, 4. Im Sommer, 5. Im Herbst und 6. Im Winter
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Die einzelnen Kapitel mit Ideen für die verschiedenen Jahreszeiten sind ein wahrer Schatz. In jedem Kapitel macht sich die Autorin zu Beginn Gedanken darüber, was in dieser Jahreszeit wichtig ist (was ist zu sehen, was zu fühlen, welchen Beschäftigungen kann man nachgehen, welche Bewegungen ausführen und welche Musik passt dazu) und hat dazu passend so einiges an Ideen parat, was man mit den Kindern machen kann. Dabei gibt es vielfältige Möglichkeiten, die ein breites Spektrum an Materialien und Abwechslung bieten und mit denen man so einige Stunden füllen könnte. Der Aufbau der einzelnen „Aufgaben“ ist recht kurz und übersichtlich gehalten und direkt unterhalb der Überschrift wird das benötigte Material aufgezählt.
Fazit zu 7. Angebote in der Kleingruppe
Dieses Kapitel gefiel mir außerordentlich gut, denn hier beschreibt die Autorin, unter anderem, das Zusammenspiel dreier behinderter Kinder (Seh- und Hörbehinderung) und ihr psychomotorisches agieren innerhalb der Gruppe. Außerdem gibt sie Anhaltspunkte über das funktioniere Zusammenspiel verschiedener Kinder innerhalb einer Kleingruppe und regt an, immer nur Kinder in einer Gruppe zusammenzuführen, welche sich gegenseitig Stärken könnten. Auch die vorgeschlagenen Spiele und Übungen zum Kennenlernen gefielen mir sehr gut und ich werde das ein oder andere ganz bestimmt mal ausprobieren!
Fazit zu 8. Sand im Raum und 9. Murmelbahn aus Kartons
Das Prinzip von „Sand im Raum“ gefällt mir recht gut, auch wenn es in meiner eigentlichen Therapie, wie ich sie zum aktuellen Zeitpunkt vollführe, nicht recht ausführbar ist. Dennoch finde ich die Ideen und Anregungen dessen, wie man den Sand im Raum anwenden und benutzen kann, sehr schön und wertvoll. Ebenso wie die Murmelbahn aus Kartons, die zwar einer Menge Bastelarbeit benötigen, aber eine sehr schöne Beschäftigung für die Kinder darstellen.
Fazit zu 10.Partnerübungen zum Ausgleichen von Haltungsschwächen, Koordination und Körpergefühl mit unterschiedlichen Materialien
Kapitel 10 war mir in der kurzen Zeit, in der ich mich schon mit diesem Buch beschäftige, schon eine wertvolle Hilfe, denn gerade weil ich zum aktuellen Zeitpunkt zwei Kinder in Behandlung habe, die ich mit Partnerübungen therapieren möchte, suche ich immer wieder nach neuen Anregungen in diesem Bereich. Die Ideen sind zwar nicht neu, weichen aber von meinem eigentlichen Konzept ab, bieten etwas neues und aufschlussreiches und regen mich weiter dazu an, mir eigene Dinge einfallen zu lassen, die mir langfristig gesehen helfen könnten. Untermalt werden diese Ideen wieder von schlüssigen Bildern, die das geschriebene nochmals verdeutlichen.
Fazit zu 11.Körperschema – Körpergefühl
Das Körperschema – Körpergefühl Kapitel gefällt mir persönlich sehr gut, da „unsere“ Kinder diesbezüglich oft große Defizite aufweisen und eine Förderung unbedingt notwendig ist. Die Aufgaben / Spiele sind vielfältig und abwechslungsreich und für jedermann dürfte etwas dabei sein. Die gewählten Übungen sind leicht durchzuführen und in aller Kürze erklärt, ohne dabei unverständlich zu wirken.
Fazit zu 12.Spiele zur Unterstützung im Unterricht
Die unterstützenden Spiele zum Unterricht sind zwar für unsere Kindergartenkinder nicht, bzw. nur bedingt geeignet, allerdings mit unseren älteren Ambulanzkindern sehr gut auszuführen und werden auch mit Begeisterung aufgenommen. Auch hier begeistern die Ideen und sind recht abwechslungsreich gehalten.
Fazit zu 13.Rechnen, 14.Sprachförderung und 15.Wasserspiele
Die Ideen- bzw. Aufgabensammlung zu den Themen „Rechnen“ und „Sprachförderung“ sind stellenweise schon altbewährt, aber gerade deswegen umso beliebter. Die „neueren“, bzw. mir unbekannteren Ideen fand ich ebenfalls sehr gut und werde sie auf jeden Fall in naher Zukunft ausprobieren. Die Wasserspiele werden wir in unserer Einrichtung zwar leider nicht ausführen können, da wir nicht die Möglichkeit haben, ein Schwimmbecken aufzusuchen, dennoch gefielen mir die Ideen wahnsinnig gut und besonders der dazugehörige Sprechgesang würde unseren Kindern wohl sehr gut gefallen.
Gesamtfazit
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Bei diesem Fachbuch handelt es sich um ein Buch mit Spiralbindung, was ich persönlich sehr gut finde, da man es so auf einer Seite aufschlagen kann, ohne dass es zuklappt. Die darin befindlichen Ideen sind nicht nur abwechslungsreich und gut durchdacht, sondern stets kurz beschrieben, sodass man die wesentlichen Inhalte schnell erfassen kann. Dazu gibt es viele Bilder, die das Ganze untermalen und einen noch viel besseren Einblick in die Thematik bieten. Besonders gut gefiel mit die Unterteilung in die verschiedenen Jahreszeiten, da man die Übungen dann sehr gut danach ausrichten kann und den Kindern ein angepasstes „Lernen“ anbieten kann. Die benötigten Materialien sind nicht außergewöhnlich und können in aller Regel recht schnell besorgt werden, sodass nichts davon zu aufwendig ist und lange im Voraus geplant werden muss. Für die Physiotherapeutische Behandlung als solches ist dieses Buch weniger geeignet, aber das sollte dem geneigten Leser eines Psychomotorischen Fachbuches eigentlich bewusst sein, denn die Physiotherapie und die Psychomotorik lassen sich zwar vereinen, sind aber von Grund auf dennoch verschieden.
Wertung: 5 von 5 Sterne!
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