Inhalt
Während ihre Mutter nichts besseres zu tun hat, als den ganzen Tag zu trinken und mit ihrem Lover herumzuziehen, kümmern sich die Geschwister Maya (16) und Lochan (17) um ihre 3 kleineren Geschwister Kit (13), Tiffin (9) und Willa (5). Während die 2 alles versuchen um ihre kleine Familie intakt zu halten, sich gegenseitig trösten und unterstützen, entwickeln sich zwischen den beiden zärtliche Gefühle füreinander. Trotz des Wissens, dass sie etwas verbotenes tun können sie nicht mehr ohneeinander.. denn die Gefühle sind stärker…

Zitate 
“Ich mag vielleicht Selbstbewusst wirken, aber die meiste Zeit lache ich über Witze, die ich gar nicht lustig finde, und sage Sachen, die ich gar nicht wirklich meine. Denn am Ende geht es uns allen doch nur darum: Dazuzugehören, auf die ein oder andere Weise. Und deshalb versuchen wir um jeden Preis, so zu tun, als wären wir alle gleich.”

“Jedes Wort ist von einem Schluchzer begleitet. Ich kann kaum mehr atmen, ich gerate in Panik, alles bricht zusammen, alles löst sich auf.”

“Am Ende geht es nur darum, wie viel man ertragen kann, wie viel man aushalten und durchstehen kann.

Erster Satz des Buches
“Ich starre auf die kleinen, reglosen, verbrannten schwarzen Körper, die das abblätternde Weiß des Fensterbretts sprenkeln.”

Fazit
“Forbidden” ist ein Roman von Tabitha Suzuma. Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch durch eine Freundin, die während dem Lesen nur noch von diesem Buch schwärmte. Neugierig geworden musste ich mir diesen Roman dann auch bald zulegen – denn die Thematik sagte mir von Anfang an zu.

Wie die Inhaltsangabe schon deutlich zeigt, wird in diesem Roman die Liebesbeziehung zwischen zwei Geschwistern beschrieben – eine Thematik, die bei uns wohl eher ein Tabuthema darstellt. Doch gerade deswegen interessierte ich mich sofort dafür, denn: Bevor man etwas verurteilt, sollte man sich erst einmal mit diesem Thema befassen – und genau das nahm ich mir vor, als ich die erste Seite des Romanes aufschlug und anfing zu lesen.

Sehr gut fand ich es, dass man nicht von Anfang an in eine eher “unbekannte Situation” hineingeworfen wurde, sondern die Autorin langsam an’s Thema Inzest heransteuerte, die Gefühle zwischen den beiden Hauptprotagonisten deutlich gemacht wurden und für den Leser so genug Zeit blieb, um sich auf die “Situation” einzustellen. Am Anfang begegnen wir Lochan und Maya also in einer “normalen” Familie, zu Anfang sind sie einfach nur Geschwister. 

Lochan lernen wir als sehr stillen, schüchternen und zurückhaltenden jungen Mann kennen, der große Probleme damit hat, sich vor seinen Klassenkameraden zu äußern und auch ansonsten nicht viel mit Menschen zu tun haben will. Zuhause ist er anders: er muss Verantwortung übernehmen, seine Geschwister erziehen und dafür sorgen, dass immer alles gerade so gut läuft, dass das Jugendamt nicht auf sie aufmerksam wird. Lochan scheint große Probleme mit seinem Selbstbewusstsein zu haben und allein der Gedanke daran, dass er vor der Klasse sprechen muss, befördert ihn in einen nahezu Koma-ähnlichen Zustand. Trotz seines wandelnden Verhaltens (mal bestimmend, mal schüchtern) ist mir Lochan das Buch über doch sehr sympathisch geworden – er zeigt Verantwortungsbewusstsein und würde alles tun, um seinen Geschwistern ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen! Seine Verschwiegenheit seinen Mitschülern gegenüber belastet ihn sehr und seine schlimmste Angst ist es, dass sich seine Geschwister für ihn schämen – ein Gedanke, den ich durchaus nachvollziehen kann.

Maya begegnet uns als krasser Gegensatz zu Lochan: sehr offen, kennt viele Menschen, hat Freunde, ist freundlich und beliebt. Trotzdem ist ihr nichts wichtiger als ihre Familie und sie steckt so manches Mal zurück, um für ihre Familie da sein zu können. Ich mochte Maya sehr und auch, wenn gerade sie die Beziehung mich Lochan forciert hat (was meiner Ansicht nach überaus naiv und leichtsinnig war), hat sie eine gewisse Reife, nach der man bei vielen anderen 16 jährigen vergeblich suchen würde. 

Die Beziehung zwischen Lochan und Maya entwickelt sich stetig, ebenso die Gefühle füreinander. Die beiden sind von Kindheitsbeinen an mehr beste Freunde als Geschwister, trösten sich gegenseitig, sind immer füreinander da und würden alles füreinander tun. Während zu Beginn des Romanes noch nichts von dieser gegenseitigen Anziehungskraft zu spüren ist, wird es später immer deutlicher, wie sehr sich die beiden eine Beziehung miteinander wünschen – jedoch genau wissen, dass das nicht möglich sein wird. Es gibt viele Gespräche, viele Tränen, viel Leid – aber auch viel Knistern in der Luft, viele Gefühle und himmelhochjauchzend-zu-Tode-betrübte Protagonisten. 

Gerade die Gespräche der beiden Hauptpersonen haben mich sehr viel zum Nachdenken angeregt, denn dieses Buch vermittelt den Gedanken: Wie kann eine Liebe falsch sein, die sich so richtig anfühlt? Zum einen ist da natürlich der Faktor “Inzest”, der das ganze irgendwie sehr skurril wirken lässt, zum anderen bleibt – zumindest für mich – immer noch der Gedanke im Raum: Man kann nicht entscheiden wen man liebt – auch wenn es falsch ist / zu sein scheint – was also tun? Ich finde das ganze immer noch sehr zwiespältig, was vermutlich aber auch daran liegt, dass ich es mir einfach nicht wirklich vorstellen kann. Zum einen habe ich keine Geschwister, zum anderen erscheint mir allein die Vorstellung, dass man sich in sein eigenes Geschwisterchen verlieben könnte irgendwie absurd. Trotzdem fesselt dieses Buch, es lässt nicht mehr los und spukt mir auch jetzt noch (einige Tage nach dem beenden) irgendwie im Kopf herum.

Zu diesem Roman und zur Beziehung von Lochan und Maya muss ich nun noch sagen: Auch wenn es mich sehr stark zum nachdenken angeregt hat, kam der “Inzest – Gedanke” hierbei nur bedingt heraus, die beiden wirkten im kompletten Roman eher wie ein Pärchen dass eine Familie führt, beste Freunde oder sonstiges – aber nicht wie ein Geschwisterpaar. Die Gefühle, die die Autorin beschreibt scheinen echt, greifbar, nachvollziehbar! Verboten aber gewollt, verrückt aber so normale… man versteht den Zwiespalt der beiden und doch wünscht man sich, dass sie endlich zusammenfinden – eben weil man die beiden nicht als Geschwister ansieht. 

Die jüngeren Geschwister von Maya und Lochan wirken herzallerliebst, wundervoll, nervig, überheblich und doch auch einfach nur irgendwie “wie Kinder.” Die “kleinen” haben es nicht einfach, brauchen viel Aufmerksamkeit und es wird bald sehr deutlich, dass sie große Angst davor haben Maya und Lochan “auch noch” zu verlieren – immerhin ist die Mutter oft genug weg. Man entwickelt ein gewisses Mitleid, ich als Leser fand jedoch, dass sie stellenweise sehr gut und erwachsen mit der Situation umgehen – Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. 

Das Ende des Romanes fand ich – erschreckend, interessant, unerwartet aber einfach perfekt. Ein anderes Ende hätte ich mir nicht gewünscht, es passt einfach zu den Umständen der Geschichte und schon während des Lesens fragte ich mich unablässig, wie die Geschichte wohl enden würde. Ich wurde jedenfalls nicht enttäuscht!

Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht von Lochan und Maya erzählt, was ich durchaus sehr sinnvoll fand. Man erhält einen Einblick in die Gefühlswelt des einzelnen und kann durch den Wechsel einen Blick auf die Gedanken der beiden werfen, was einem die meisten aufkommenden Fragen recht schnell beantwortet. Die Kapitel sind in einer ausreichenden länge, die Schrift in einer normalen Größe. Die Autorin schreibt flüssig und in einer gut verständlichen Sprache und benutzt eigentlich keine Fremdwörter. 
Fazit: Ein wunderbares Buch, dass man gelesen haben sollte, vor allem wenn man interessiert ist an neuen, eher “tabuisierten” Themen. Ich persönlich konnte für mich zu keinem wirklichen Schluss kommen, wie ich das beurteilen möchte, aber: VERurteile nie jemanden, bevor Du nicht seine Geschichte oder seine Gründe kennst. Das möchte ich euch auf jeden Fall mit auf den Weg geben.

Wertung: 5 von 5 Sternen!

Achja:
Während des lesens habe ich mich mal ein bisschen durch Internet gewühlt, einfach um herauszufinden, wie der rechtliche Aspekt bei Inzest in den einzelnen Ländern aussieht: Herrje, da gibts einige Unterschiede! Aber sehr interessant, werde ich wohl in der nächsten Zeit mal etwas weiter verfolgen – aber keine Angst – ich habe kein “persönliches Interesse” an diesem Thema, ich bin einfach nur Allgemein neugierig!

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