Inhalt
Die siebzehnjährige Lena lebt in einer Welt, in der die
Liebe als Krankheit identifiziert wurde. Sie erhielt einen wissenschaftlichen
Namen erhielt (Armor deliria nervosa) und man erfand sogar ein Heilmittel –
eine kleine OP, nach der man unfähig wird zu lieben. Kurz vor ihrem 18.
Geburtstag soll auch Lena dieser OP unterzogen werden und somit verhindert
werden, dass sie sich jemals verliebt. Doch dann lernt sie Alex kennen, der
Gefühle in ihr hervorruft, von denen sie plötzlich gar nicht mehr so sehr davon
überzeugt ist, dass sie schlecht sein könnten…
Zitate
„Es war nicht immer alles so gut wie jetzt. In der Schule
haben wir gelernt, dass die Leute früher, in den dunklen Zeiten, nicht wussten,
was für eine tödliche Krankheit die Liebe ist. Sie hielten sie lange sogar für
etwas Gutes, etwas, worüber man sich freuen und wonach man streben sollte. Aber
genau deshalb ist sie ja so gefährlich: >Sie beeinträchtigt den Verstand,
bis man nicht mehr in der Lage ist, klar zu denken oder rationale Entscheidungen
über das eigene Wohlergehen zu treffen.< (Das ist Symptom Nummer zwölf, aus
dem Abschnitt über Armor deliria nervosa im Persönlichen Sicherheits- und
Schutztrakt. Glück und Gesundheit für alle, 12. Auflage, oder, wie wir es
nennen, das Buch Psst.)“
„Es ist komisch, wie das Leben funktioniert. Man will etwas
und wartet und wartet und es kommt einem ewig vor, bis es eintritt. Dann ist es
so weit und es geht vorbei und dann möchte man nichts lieber, als sich in den
Moment zurückziehen, bevor sich die Dinge verändert haben.“
„Das Wasser ist ein riesiger Spiegel, den der Himmel rosa
und golden färbt. Genau in diesem einen Augenblick, in dem ich um die Kurve
biege, gibt die Sonne – ein Bogen aus reinem Gold über dem Horizont – ihre
letzten blitzenden Sonnenstrahlen ab, macht die Dunkelheit des Wassers
zunichte, taucht alles für den Bruchteil einer Sekunde in Weiß und verschwindet
dann, versinkt und nimmt das Rosa, das Rot und den Purpur aus dem Himmel mit
sich, auf dessen ausgeblutetem Grund nichts als Dunkelheit zurückbleibt.“
„Die meisten Dinge des Lebens, sogar die größten Bewegungen
auf der Erde, beginnen mit etwas kleinem. Ein Erdbeben, das eine Stadt
zerstört, beginnt vielleicht mit einer leichten Erschütterung, einem Zittern,
kaum wahrnehmbar. Musik beginnt mit einer Schwingung.“
„Manchmal, wenn man Dinge einfach betrachtet, wenn man
einfach still dasitzt und die Welt existieren lässt – dann, ich schwöre es,
bleibt die Zeit manchmal für einen winzigen Augenblick stehen und die Welt hält
in ihrer Drehung inne. Nur einen Augenblick lang. Und wenn es irgendeine
Möglichkeit gäbe, in diesem Augenblick zu leben, würde man ewig leben.“
Fazit
„Delirium“ ist der erste Teil der „Armor-Trilogie“ von
Lauren Oliver. Relativ schnell nach Erscheinen dieses Romanes musste ich ihn
mir unbedingt kaufen – doch wie es manchmal so ist, kauft man die neuesten
Bücher, um sie dann als wahre SuB-Leichen irgendwo vergammeln zu lassen,
einfach weil einem zuviel Arbeit, zu viele Rezi-Exemplare oder sonstiges
dazwischen kommen, oder man manchmal einfach Lust auf ein anderes Genre hat.
Nachdem ich in letzter Zeit viele fantastische Romane gelesen hatte, wollte ich
mich nun mal wieder an einen dystopischen Roman wagen und entschied mich aus
diesem Grunde für Delirium. Da dies für mich erst der dritte dystopische Roman
sein sollte (die ersten beiden waren Band 1&2 von Cassia & Ky), war ich
gespannt, welchen Schreibstil und welche Form der Zukunft die Autorin hier
verwenden würde. Erwartungsvoll schlug ich also die erste Seite auf und wurde
direkt in Lena’s Geschichte katapultiert.
Zu Beginn der Geschichte zeigt sich die Hauptprotagonistin
Lena eher als pflichtbewusstes, verantwortungsvolles junges Mädchen, dass sich
nichts schöneres vorstellen kann, als endlich den Eingriff hinter sich zu
bringen, der ihr Immunität verschafft: Immunität gegen die Liebeskrankheit, die
Armor deliria nervosa. Allein diese Tatsache verführte mich schon zum lesen
dieses Buches, wie ist wohl eine Welt, in der die Liebe nicht mehr existiert?
Einmal in den Roman eingefunden findet man (oder zumindest ich) das schon alles
sehr seltsam, trotz der Tatsache dass man keine Liebe empfinden darf und kann
scheint ein Familienleben zu existieren, doch wie funktioniert das ohne Liebe?
Zwar wird den Jugendlichen nach der OP ein Partner zugeteilt, mit dem sie eine
Familie gründen müssen, doch wie erzieht man Kinder ohne Liebe? Im Grunde wurde
bisher nur ein kurzer Einblick in die Familien gewährt, hin und wieder wird das
Familienleben von Lena zwar beschrieben, doch irgendwie scheint das doch alles
gar nicht so gefühlsarm zu sein, wie es sollte. Ich persönlich fand das jedoch
nicht schlecht, komplett gefühllose Protagonisten wären wohl doch auch eher
Teil eines „Roboter-Roman’s“ gewesen und hätten mir vermutlich wenig Freude bereitet.
Lena selbst scheint, zumindest am Anfang, genau so zufrieden zu sein wie sie
ist. Ein braves, eher stilles, gefügiges, verantwortungsvolles junges Mädchen.
In diesem Stadium fand ich sie stellenweise doch etwas anstrengend und vor
allem als ihre beste Freundin Hana hin und wieder über „die Stränge“ schlägt,
spielt sich Lena eher als Moralapostel auf und man denkt „Geh doch mal aus Dir
raus!“ Allerdings muss man sie wohl auch versuchen zu verstehen: Die Regeln zu
dieser Zeit sind nun mal einfach ganz andere als bei uns, Dinge die bei uns
völlig natürlich sind, sind dort eine Straftat und so muss man sich als Leser
doch öfter etwas umgewöhnen und umdenken um Lena’s Verhalten nachvollziehen zu
können.
Als Lena dann letztendlich Alex kennen lernt, der ganz
andere Seiten an ihr zu Tage bringt, wird sie dem Leser wohl wesentlich
sympathischer, sie wird wagemutiger, manchmal auch etwas leichtsinnig, sieht
nicht mehr alles so eng und versucht ihr Leben etwas aufregender zu gestalten.
Sie dehnt jedoch die Grenzen irgendwann nicht nur mehr aus, sie ignoriert sie
komplett, so gesehen macht sie innerhalb dieses Romanes eigentlich eine
komplette Wandlung durch, für sie jedoch zum positiven hin.
Alex, der Junge der Lena gehörig den Kopf verdreht, ist eine
wahnsinnig interessante und vielseitige Persönlichkeit. Er hat eine spannende
Vorgeschichte und scheint ganz anders als all die anderen Menschen, die in dem
Amerika in ferner Zukunft leben, hat andere Ziele und Ideale und begegnet Lena
ganz anders als die Menschen zuvor. Als Leser schließt man Alex sofort ins Herz
und vor allem, als sich die zarte (aber verbotene) Liebesgeschichte zwischen
den beiden entwickelt bangt man immer und hofft, dass sich Lena nicht doch
alles anders überlegt und ihn verlässt weil sie sich ihrem Eingriff unterziehen
möchte.
Lena’s beste Freundin aus Kindertagen, Hana, ist die
rebellischere der beiden. Schon direkt zu Beginn der Geschichte wird diese
Seite an ihr deutlich, was sie zu einer sehr sympathischen, wilden jungen Frau
macht. Sie versucht Lena immer wieder aus ihrem tristen Alltag zu reißen, sehr
zum Entsetzen von Lena selbst. Als Leser weiß man an manchen Stellen der
Geschichte nicht wirklich, was man von Hana halten soll, letztendlich konnte
ich sie für mich jedoch als sehr positive Person verbuchen, bei der ich froh
war, dass sie Lena zur Seite gestellt wurde.
Lena’s Familie, besonders ihre Tante Carol, die sich seit
dem Tod von Lena`s Mutter um das Mädchen kümmert, versucht alles um Lena das
Leben so angenehm wie möglich zu machen, zumindest soweit ihr ihr gefühlloses
Leben dies ermöglicht. Insgesamt fand ich Lenas Familie eher etwas seltsam, die
einzige die dort etwas herausstach war Lena’s kleine Nichte Grace, sie schien
trotz ihrer etwas seltsamen Art doch sehr lieb und nett zu sein.
Zum Abschluss muss ich sagen, dass mich dieses Buch mehr als
nur überzeugen konnte. „Delirium“ glänzt mit einer wunderbaren, liebevollen,
tragischen und weitgehendst realistischen Geschichte (zumindest insofern ein
dystopischer Roman realistisch sein kann), grandiosen Zitaten, die es allemal
wert waren zitiert zu werden und interessanten, tiefgehenden, sympathischen
Charakteren, die einen in eine Welt im neuen Amerika entführen, die wir so noch
nie gesehen haben. Die verschiedenen Seiten der Liebe, die in diesem Roman
angeführt werden, bringen einen zum Nachdenken, zum Schmunzeln und zum Grübeln
und nicht zuletzt befördern sie wohl die ein oder andere Erinnerung zu Tage,
hervorgerufen durch die absolute Verteufelung jeglicher romantischer Gefühle
und der Erinnerung an deren negativen Aspekte. Es zeigt uns, dass wir mit
unserem heutigen Leben eigentlich zufrieden sein sollten und froh sein sollten,
dass wir uns mit den Regeln (denen wir uns heute unterwerfen „müssen“)
zufrieden sein sollten, denn wer weiß, was die Zukunft noch bringt?
Wertung: 5 von 5 Sternen!
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