Inhalt
“”Wir sehen die Dinge
nicht so, wie sie sind, sondern wir sehen sie so, wie wir sind.”
(Anais Nin)
Herbert F. Witzel hat
diese Worte der französischen Schriftstellerin Anais Nin an den Anfang
der ersten seiner hier versammelten Weihnachtsgeschichten gestellt.
Sieben kleine Stücke, erzählt mit dem Gefühl für den Augenblick,
nachdenklichem Humor und teils bittersüßer Weltsicht. Lassen Sie sich
entführen in die Welt kleiner und großer Leute. Und erfahren Sie ganz
nebenbei, warum ein Fisch den Hunger der Welt vergessen machen könnte,
wenn man ihn denn lassen würde. (Michael Rebien) (Kurzbeschreibung von dieser Seite)
Fazit
Bei “Begegnungen außer Landes” handelt es sich um mehrere Weihnachtsgeschichten des Autors Herbert Friedrich Witzel. Da ein Buch mit verschiedenen Geschichten nur schlecht als ganzes beurteilt werden kann, möchte ich zu jeder Geschichte ein paar Zeilen schreiben und die Zitate jeweils dazu packen – anders als bei meinen üblichen Rezensionen. Zu diesem Buch kam ich, da mich der Autor selbst anschrieb und fragte, ob ich gerne eines seiner Bücher rezensieren möchte – was ich natürlich gerne tat. Weihnachtsgeschichten lassen sich besonders zur passenden Jahreszeit gut lesen und stimmen vorallem mich, als Weihnachtsmuffel. etwas mehr auf diese besondere Zeit des Jahres ein.
1. Geschichte: Begegnungen außer Landes:
Zitat: “Der Weg ist das Ziel und Ziele entstehen beim Gehen.”
Die erste Geschichte, “Begegnungen außer Landes”, handelt davon, dass im Land ein “Tempel der Gemeinsamkeit” gebaut werden soll, in dem alle Götter vereint werden sollen. Als der Tempel fertig gestellt ist, müssen Nachtwächter angeheuert werden, denn die Götter, die diesen Tempel zieren, bestehen aus den wertvollsten Materialen dieser Welt: Gold, Silber, Elfenbein, Perlen, Smaragden, Rubinen und Diamanten. In kürzester Zeit werden diese Reichtümer entwendet und der Polizeipräsident Blomquist, sowie die Nachtwächter versuchen herauszufinden, wer die Schätze gestohlen haben könnte. Als dies vollbracht ist, sind die Nachtwächter plötzlich arbeitlos und beschließen, ganz im Stil der 3 Weisen aus dem Morgenland, nach Betlehem zu wandern, um den neugeborenen König zu besuchen.
Ich persönlich fand diese Geschichte äußerst amüsant, insbesondere deswegen, weil der Autor eine lockere Atmosphäre schafft, altbekannte Dinge neu verpackt und so auch einem Weihnachtsmuffel das ein oder andere Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Die Dialoge sind erfrischend und die Geschichte hat genau die richtige Länge um ihren Inhalt angemessen zu präsentieren. Zwischen den belustigenden Szenen sind aber auch ein paar philosophische Ansätze verpackt (siehe Zitate), die mir sehr gut gefielen und die diese Geschichte einfach lesenswert machen! 5/5 Sterne
2. Geschichte: Weihnachten im Harz:
Zitat: “So ist es geschehen im Harz am 926. Geburtstag Jesu Christi”
In der zweiten Geschichte geht es um Heinricht den I., der eine Möglichkeit sucht, Ordnung in sein Reich zu bringen. Auf den Rat seiner Frau Mathilda wandert er am frühen Morgen in den Wald um antworten auf seine Frage zu finden, so wie es einst Jesus getan hatte – dieser soll nämlich an eine einsame Stätte gewandert sein und dort gebetet haben. Daraufhin verirrt sich Heinrich und seine Zukunft scheint ungewiss…
Auch wenn diese Geschichte nur sehr kurz war, gefiel sie mir außerordentlich gut. Heinrich weiß nicht weiter und versucht sich an den Methoden von Jesus um zu einer Antwort zu finden. Auch wenn ich nun wirklich kein gläubiger Mensch bin, fand ich diese Idee richtig toll und gerade der Ausgang der Geschichte und der Gedanke dahinter konnten meine Begeisterung wecken. 5/5 Sterne
3. Geschichte: Weihnachten als erster Anfang:
Zitat: “Was muss ich tun, um gerettet zu werden?”
In dieser Geschichte geht es um einen 16 jährigen, jungen Mann, der in der Nacht eines heftigen Orkans von Noah träumt, der seine Arche baut und von jeder Tierart 2 mitnehmen möchte. Der Junge betrachtet dies aus weiter ferne, als Zuschauer und als am siebten Tag die Sindflut eintritt, versinkt auch er in den Fluten. Als er schließlich aufwacht, ist er ziellos, planlos und ihn quält immer wieder derselbe Gedanke: Was muss ich tun um gerettet zu werden, wie können mir meine Sünden vergeben werden? Von nun an ist sein Leben geprägt von der Suche nach Vergebung…
Eine sehr schöne Geschichte, die auch einem Menschen wie mir, der nicht wirklich gläubig ist, zeigt, dass man manchmal wirklich einfach nur an etwas glauben muss, denn durch den Glauben werden viele Dinge leichter. Man soll keinen Menschen nach seinem äußeren, seinem Bildungsstand oder seiner Herkunft beurteilen, denn manchmal sind genau die Menschen, von denen wir es nicht erwarten würden, genau die, die uns in manch einer Situation weiterhelfen können. Sehr sehr schön, diese Geschichte, mit einem tollen Hintergedanken! 5/5 Sterne
4. Geschichte: Weihnachten in Farbe:
Zitat: “Warum eigentlich nicht? Schön genug sind wir ja”
Die vierte Geschichte handelt von einem armen Maler, der nichts weiter besitzt, als eine Staffelei und bei der Familie eines Postangestellten untergekommen ist. Dieser erzählt und seine Lebensgeschichte…
Eine schöne Geschichte, die uns etwas aus dem Leben des armen Malers erzählt und uns berichtet, wie er zur Malerei kam – außerdem, was er als Maler allein wegen seines äußeren und seiner Ausstrahlung so alles zu erdulden hatte… man verbat ihm das Malen auf öffentlicher Straße, einfach weil er etwas anders war, als die Menschen um ihn herum und – wie könnte es anders sein – die Menschen fühlten sich von ihm gestört und geängstigt. Menschen können grausam sein, wenn jemand anders ist… 5/5 Sterne
5. Geschichte: Weihnachten im Briefumschlag:
Zitat: “Die Welt will betrogen sein, also wird sie betrogen”
Diese Geschichte erzählt uns, wie der Autor im Jahre 2008 höchstselbst einen Brief an sein Patenkind Sonja schreibt und von seinem Weihnachten im Jahre 1956 erzählt.
Eine wunderschöne Geschichte, die mich als Leser natürlich darüber nachdenken lässt, ob sich dieses Geschichte genau so ereignet hat, oder ob da die Fantasie des Autors doch ein wenig mitgespielt hat? 😉 Besonders schön fand ich es, etwas aus der Kindheit des Autors zu erfahren (mal davon abgesehen, dass das auch alles frei erfunden sein könnte) und vorallem mal einen winzigen Einblick in die Weihnachtszeit vor mehr als 50 Jahren zu erhaschen! 1956 war der Autor – laut der Geschichte – 9 Jahre alt und besonders dieser kindliche Einblick, den er uns hier gewährt, lässt einen hin und wieder etwas schmunzeln. Die Stelle, in der der junge Herbert von seinem großen Bruder Wolfram vorgekaukelt bekommt, dass er die Sprache der Karpfen spricht, gefiel mir besonders gut, vorallem da die Karpfen angeblichen folgenden Satz von sich gaben: “Nach uns die Sintflut”. Sehr schön, diese Geschichte! 5/5 Sterne
6. Geschichte: Der Weihnachtsfisch:
Zitat: “Fröhliche Weihnachten und ein gesundes neues Jahr, kleiner Mann, für Dich und alle Hungerleider
dieser Welt”
Diese sechste Geschichte erzählt von einem kleinen Mann, der mit einer Plastiktüte (Marke: ALDI) in den Bundestag marschiert, weil er etwas damit erreichen möchte.
Auch hier liefert uns der Autor wieder eine kleine aber feine Geschichte, die uns eigentlich alle mal zum nachdenken anregen sollte, doch es ist wie so oft: die Protagonisten, die um den kleinen Mann herum mitspielen, verstehen sein Anliegen nicht, obwohl er eigentlich die Lösung für ein weltweit bestehendes Problem auf den Tisch bringt: den Hunger. Und ist es nicht ganz oft so, auf unserer schönen kleinen Welt? Man muss einer Partei angehören und optisch mehr hermachen als ein kleiner armer Mann mit Aldi-Plastiktüte, sonst wird man nicht ernst genommen – da kann man den weltbesten Vorschlag im Gepäck haben. 5/5 Sterne
7. Geschichte: Weihnachten als Aussteigerprojekt:
Zitat: “Wenn Du eine Nacht lang glücklich sein willst, dann betrinkt Dich […]. Wenn Du wochenlang
glücklich sein willst, dann verreise ans Meer oder in die Berge. Wenn Du ein Jahr lang glücklich sein
willst, dann heirate eine Frau, die Du liebst. Wenn Du ein Leben lang glücklich sein willst – werde
Gärtner.”
Die letzte Geschichte erzählt uns von den Musikern <melchi.org>, Balthazard, und Gaspard, die mit den Frauen Regina und Rebecca in einer Gärtnerei wohnen und sich selbst als Aussteigerprojekt bezeichnen. Sie leben in ihrer eigenen kleinen Welt und versuchen mit ihrer Musik über die Runden zu kommen – dabei haben sie zu Anfang noch nichtmal einen Namen.
Durch diese Geschichte wird uns mal wieder deutlich gemacht, die leicht wir Menschen uns doch über den Tisch ziehen lassen, wenn wir unsere Träume verwirklichen wollen. Es zeigt aber auch, dass das nicht das Ende der Welt darstellt – jeder macht schließlich mal Fehler und vielleicht findet man ja auch gerade durch diese Fehler sein wahres Glück? Eine tolle Geschichte, die mich das Buch letztendlich etwas wehmütig zuklappen lässt… 5/5 Sterne
=> Gesamtfazit
Herbert Friedrich Witzel schafft es, ernste Themen ganz liebevoll zu verpacken, ein bisschen Humor hinzuzugeben und einen so dazu zu bringen, mal wieder über manche Dinge nachzudenken und sich zu fragen, ob nicht jeder von uns mit ein klein bisschen “Arbeit” dafür sorgen könnte, dass sich manche Dinge auf der Welt ändern. Ich würde diese Weihnachtsgeschichten nicht als “typisch” beschreiben, sie besitzen ihren ganz eigenen Charme und sind, trotz parallelen zu den ursprünglichen Geschichten, eine ganz eigene kleine Geschichte, eine ganz kleine, eigene Welt, in die es sich als Leser, besonders zur Weihnachtszeit, einzutauchen lohnt.
Eigentlich hatte ich vor, am Ende meine Lieblingsgeschichten hier zu benennen, allerdings kann ich mich gar nicht so recht entscheiden. Jede dieser Geschichten zeigt uns die Welt, wie wir sie manchmal vielleicht nicht wahrnehmen, jede Geschichte sagt etwas aus und fordert uns zum nachdenken auf. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses tolle Büchlein lesen durfte und möchte mich auf diesem Wege auch noch einmal herzlich beim Autor bedanken, dass er mir dieses Rezensionsexemplar überlassen hat und mir damit meine Weihnachtszeit etwas versüßen konnte (und das sagt ein Weihnachtsmuffel!!)
Wertung: 5/5 Sterne für dieses Büchlein!
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