Inhalt
Nachdem Hermines kleine Tochter Emma durch einen tragischen Unfall ums Leben kam, zerbrach Hermines Welt völlig. Ihr Mann, der ihr auch noch die Schuld an dem Unglück gibt, verschwindet anschließen völlig aus ihrem Leben – mitsamt dem gemeinsamen Sohn Georg. Auf Hermine wartet eine Zeit der Sehnsucht und der Einsamkeit, aus der sie nicht so einfach entfliehen kann. Als sie Jahrzehnte später erfährt, dass ihr Ex-Mann gestorben ist, schöpft sie neue Hoffnung und sucht im Keller nach Spuren, die sie zu ihrem Sohn führen könnten – und entdeckt dabei eine geheimnisvolle Tür…

Zitate

„Hermine wollte und konnte nicht mehr. Es war genug oder besser gesagt, es war mehr als genug. Sie war alt, und sie war müde. Sie schloss die Augen, und der letzte Gedanke, bevor sie an Ort und Stelle einschlief, war, dass sie am liebsten nie wieder aufstehen würde.“

Erster Satz des Buches 
„Das Erwachen war mühsam.“
 
Fazit „Hermines Tür“ ist ein Roman der Autorin Kerstin Michelsen. Nachdem ich schon alle anderen Bücher der Autorin gelesen hatte, wollte ich natürlich auch an der Lovelybooks-Leserunde zu diesem Roman teilnehmen, bei dem sich 10 Leser für ein Rezensionsexemplar bewerben konnten.

Anfangs tat ich mir mit diesem Roman zugegebenermaßen etwas schwer und das hineinfinden in die Geschichte brauchte seine Zeit. Das lag vorallem daran, dass sie Stimmung des gesamten Romanes eher düster und depressiv gehalten ist, was jedoch absolut zur Thematik passt und was eine Menge Gefühle beinhaltet, ohne die der Roman nur halb so berührend wäre.

Hermine begegnet uns zu Beginn der Geschichte als gebrochene alte Frau, die mit ihrem Leben weitgehend abgeschlossen zu haben scheint. Sie geht nicht mehr vor die Haustür, außer um ihren Garten zu pflegen, und lässt sich von einem Boten ihre Einkäufe nach Hause bringen. Das Obergeschoss ihres Hauses betritt sie nicht mehr -zu viele schmerzhafte Erinnerungen sind damit verbunden- und ihr Haus, sowie ihr Erscheinungsbild pflegt sie eher dürftig. Nach und nach erfahren wir die Hintergründe ihres zurückgezogenen Daseins und tauchen ein, in eine grausame Welt voller Gewalt, Angst, Missbrauch und Unterdrückung, die mich als Leser mehr als nur ein bisschen berührte. Stück für Stück erhalten wir Einblicke in Hermines Vergangenheit, als Kind, im Krieg, mit ihrem Mann Wilhelm und fangen an zu Begreifen, weswegen diese Frau ein solches Dasein fristet, wie sie es heute tut.

Die Einblicke in ihre Vergangenheit erfolgt in Episoden, immer wieder durchwachsen von Erlebnissen der Gegenwart. Wir erfahren nicht nur eine Menge Einzelheiten über Hermine und ihr Leben, sondern erhalten ebenfalls einen Einblick ins Leben des Wilhelm Offen – wer er war und was ihn zu dem machte, der uns in der Geschichte immer wieder so einprägsam begegnet.

Hermines Leben berührt, fesselt, deprimiert, macht wütend und lässt mich als Leser stellenweise in einer Hilflosigkeit zurück, in der ich mich ganz und gar nicht wohlfühlen konnte. So oft wollte ich etwas unternehmen, Hermine helfen, sie schütteln, ihr zeigen, dass es auch anders ausgehen kann – doch diese Möglichkeit besteht natürlich nicht. Genauso möchte ich Hermines Mann Wilhelm schütteln, verdreschen oder einfach nur mal mit ihm sprechen, herausfinden was in seinem Kopf vorgeht! Auch wenn Kerstin Michelsen oft sehr eindrucksvoll schildert, was wohl im Kopf des Ex-Soldaten vorgeht oder vorgehen könnte, so konnte ich seine Taten natürlich nicht nachvollziehen und verzweifelte oft an seinem Wesen.

Als Hermine schließlich die geheimnisvolle Tür findet, ändert sich einiges und seltsame Dinge geschehen – die zu meiner Freude für den Leser am Ende sehr frei interpretierbar und mit mehreren Möglichkeiten erklärbar blieben. Je nach Art des Romanes finde ich solch ein Ende manchmal fragwürdig, in diesem Falle hätte die Autorin meiner Ansicht nach jedoch keinen besseren Weg finden können, um dem Leser die freie Wahl bei seinen Gedanken zu lassen. Mir persönlich ging dieser Roman schon während des Lesens oftmals nach und ich bin sicher, dass ich auch jetzt – nach dem Beenden – noch so einige Male darüber nachdenken werde, wie sich das Leben in den letzten Jahrzehnten verändert hat – oder eben auch nicht.

„Hermines Tür“ ist sicherlich keine einfach, locker flockige Lektüre, die man (oder ich) so einfach innerhalb weniger Stunden lesen und verarbeiten kann…ich musste zwischendurch immer wieder Pausen machen und das ganze etwas sacken lassen, denn auf Grund der Tatsache, dass ich mir die Gefühle der Protagonistin Hermine sehr genau vorstellen und sie stellenweise sogar spüren konnte, ging mir das ganze doch sehr nahe. Oft war ich nach dem Lesen regelrecht aufgewühlt und musste mich etwas ablenken, um später nochmal intensiver über die Vorgänge nachdenken zu können.
Ich für meinen Teil kann diesen Roman uneingeschränkt empfehlen und freue mich, dass ich an dieser Leserunde teilnehmen durfte.

Wertung: 5 von 5 Sterne!

Ein herzliches Dankeschön an die Autorin und Lovelybooks!

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