Inhalt
Sam, der den Wolf in sich überwunden hat, und seiner Freundin Grace steht nach langer Zeit der Ungewissheit endlich ein gemeinsames Leben in Menschengestalt bevor – denken sie zumindest. Plötzlich scheint Grace‘ Leben ungewiss zu sein, sie hört sie Stimmen der Wölfe, die nach ihr Rufen, bemerkt ein drohendes Ziehen in ihrem Körper und ist sich ihrer Menschheit gar nicht mehr so sicher. Sie weiß – irgendwann wird sie gegen den Wolf in sich verlieren… Für Cole, einer der neuen Werwölfe, hingegen ist das Leben als Wolf alles was er will: Vergessen und sich selbst verlieren. Doch so leicht, wie er sich das vorgestellt hat, ist es nicht und die Wölfe vom Mercy Falls rücken immer mehr ins Licht der Aufmerksamkeit – und geraten so in größte Gefahr.
Zitate
„Dies ist eine Geschichte über Liebe. Ich wusste nicht, dass es so viele Arten von Liebe gibt, und auch nicht, was Menschen aus Liebe alles tun. Ich wusste nicht, dass es so viele Arten des Abschieds gibt.“
„Manchmal sehen die Augen etwas, was dem Gehirn verborgen bleibt. Du schlägst eine Zeitung auf und in Deinem Kopf ist plötzlich ein Satz, den Du noch gar nicht bewusst gelesen hast. Du kommst in einen Raum und merkst sofort, dass irgendetwas anders ist, ohne Dich umgesehen zu haben.“
„Im diesem Moment, als der kalte Abend sich gegen die Fenster drängte und darauf wartete, meine Gestalt zu verändern, war ich menschlicher, als ich es lange Zeit gewesen war.“
„[…] und mir kam der Gedanke, dass ihre glitzernden Augen für jeden von uns etwas anderes bedeuten. Sams Vergangenheit. Meine Gegenwart. Grace‘ Zukunft.“
Erster Satz des Buches
„Dies ist die Geschichte eines Jungen, der ein Wolf war, und eines Mädchens, das zu einem wurde.“
Fazit
„Ruht das Licht“ ist der zweite Band der Trilogie um die Wölfe von Mercy Falls, von Maggie Stiefvater. Nachdem mich Band 1 mitgerissen hatte, musste ich Band 2 direkt hinten anknüpfen, ich wollte keine Sekunde länger nicht wissen wollen, wie es mit Sam und Grace weitergeht. Wie ich, jetzt nach beenden des zweiten Romanes, jedoch leider zugeben muss, ist es, wie es so oft zu sein scheint: Band zwei einer Trilogie ist nie so gut wie Band 1 und häufig ist es sogar der schwächste Roman. Leider ist das auch hier der Fall, warum werde ich euch gleich näher bringen.
Sam, der sich seiner dauerhaften Gestalt als Mensch noch nicht wirklich sicher ist, freut sich jedoch über die anhaltende Kälte, den Schnee und vorallem darüber, dass die Verwandlung in einen Wolf ausbleibt. Sam bleibt, wie von in Band 1, auch in zweiten Roman immer sehr sympathisch und nett, wirkt jedoch häufig eher grüblerisch und still, vielmehr, als es in Band 1 der Fall war. Ab und an kommt er aus sich heraus und erfreut sich an seiner Menschlichkeit und da geht einem als Leser wirklich das Herz auf – man freut sich über Sam’s Triumph und wünscht ihm nichts sehnlicher, als das es so bleibt.
Grace verändert sich in diesem Band, wirkt zwar nicht weniger nett, jedoch definitiv entscheidungsfreudiger und rebellischer. Ihren Eltern, mit denen sie seit jeher ein eher ein Mitbewohnerverhältnis, als eine Eltern-Tochter-Beziehung pflegt, sagt sie besonders dann den Kampf an, als diese ihr den Umgang mit Sam verbieten wollen, weil sie mitbekommen haben, dass Sam nachts heimlich bei Grace übernachtet – hinter ihrem Rücken. Meiner Ansicht nach reagieren die Eltern jedoch total überzogen, vorallem wenn man bedenkt, dass sie sich die bisherigen 17 Jahre von Grace‘ Leben auch nur bedingt um ihre Tochter gekümmert haben – jetzt aber wollen sie ihr vorschreiben, was sie zu tun hat und regen sich fürchterlich darüber auf, dass ihre Tochter einen Freund hat. Grace Eltern, die mir bisher noch nie wirklich sympathisch waren, allerdings bisher auch nicht unsympathisch, verlieren in diesem Band jeglichen Funken Verständnis meinerseits und bewegen sich auf sehr dünnem Eis zwischen besorgten Eltern und dem „wiedergutmachen“ der Tatsache, dass sie ihre Tochter so sehr vernachlässigt haben.
Die eigentliche Liebesbeziehung zwischen Grace und Sam, die in Roman 1 so wunderschön beschrieben wurde, kommt in „Ruht das Licht“ nur noch wenig zum Vorschein, die Sehnsucht scheint auf ein Minimum geschrumpft. Insgesamt wirkt es fast so, als ob die beiden in ihrer Beziehung einen großen Schritt nach hinten gemacht haben, sie wirken keusch und schüchtern und garnicht mehr so verliebt wie ganz am Anfang. Vielmehr wird nun Grace drohende Verwandlung – worüber man sich jedoch nie so sicher ist – thematisiert, sowie die Geschichte vom Cole, dem neuen Werwolf, hervorgeholt und deutlich gemacht. Außerdem spielt auch Isabel, die Schwester von Jack aus Band 1, eine wesentlich größere Rolle und überdeckt so unter anderem die Liebesgeschichte zwischen Sam und Grace. Natürlich muss sich ein Roman weiterentwickeln und sicherlich würde dieses Buch eine bessere Wertung bekommen, wenn ich es unabhängig zu Band 1 bewerten könnte – für mich jedoch gehört dieses Buch zu einer Trilogie und kann deswegen nur bedingt unabhängig bewertet werden -, diese Weiterentwicklung besteht jedoch nicht wirklich, vielmehr wird versucht neue Charaktere in die Geschichte einzubringen und sie so noch mehr in Fahrt zu bringen. Die drohende Verwandlung von Grace ist durchaus interessant, statt jedoch über einen kurzen Zeitraum mehr oder weniger intensiv behandelt zu werden, zieht sie sich über das ganze Buch und liegt mehr wie ein Schatten über der ganzen Geschichte – was durchaus positiv zu werten wäre, wenn das ganze spannender gestaltet worden wäre.
Die Geschichte des neuen Wolfes Cole ist eigentlich ganz interessant, ein abgehalfteter Rockstar, hochintelligent aber abgerutscht in Drogensümpfe. Trotz der Tatsache, dass uns recht schnell offenbart wird, worum es sich bei Cole handelt finde ich seine Entwicklung und gerade die Rückblicke in seine Vergangenheit immer wieder recht interessant, es zeigt uns, wie sich Menschen entwickeln können und manchmal zu dem werden, was sie heute sind. Ich habe viel über Cole und seine Entwicklung nachgedacht und ich bin gespannt, was mich im dritten Band noch so alles erwartet. Zu Anfang fand ich ihn jedoch eher unsympathisch und überheblich, diese Fassade legte er jedoch nach und nach ab und der „wahre“ Cole kam zum Vorschein – und dieser Cole ist eigentlich garkein so schlechter Mensch, wie er immer denkt.
Isabel, mittlerweile eine Freundin von Grace, zeigte sich schon gegen Ende des ersten Bandes loyaler und sympathischer als Anfangs vermutet. Auch in diesem Band begegnet sie uns wieder und wir können mehr denn je an ihrem Gefühlsleben teilnehmen. Auf mich wirkt sie, als ob sie zwar eine harte Schale, aber einen weichen Kern hätte und im Grund bestätigt sich diese Annahme mit fortschreitender Geschichte immer mehr.
„Nach dem Sommer“, der erste Roman der Trilogie, wurde sowohl aus Sam’s als auch aus Grace‘ Sichtweise in Ich-Form erzählt, „Ruht das Licht“ wartet jedoch gleich mit 4 verschiedenen „Ich-Erzählern“ auf: Sam, Grace, Isabel und Cole. Für mich persönlich war das dann doch etwas viel, auch wenn ich jeden der Erzähler (zumindest im Nachhinein) irgendwie gemocht habe. So viele Eindrücke, so viele verschiedene Gefühle – es überlastet dann doch manchmal und birgt Schwierigkeiten, so schnell zwischen den einzelnen Charakteren hin und her zu wechseln; manchmal musste ich zurück zum Anfang des Kapitels blättern, weil ich nicht mehr wusste, wer nun erzählt.
Im großen und ganzen konnte mich „Ruht das Licht“ dann aber doch überzeugen, der Sprachstil war nach wie vor wunderschön, die Beschreibungen toll, die Charaktere liebenswert und die eigentliche Geschichte – eigentlich sehr lesenswert. Besonders das Ende konnte mich dann in bekannter Stiefvater’sche Manier mitreißen und vergessen lassen, dass ich zu Anfang gar nicht so begeistert von diesem Buch war – ich bin auf jedenfall gespannt, wie es in Band 3 dann weitergeht! Auf Grund der vielen kleinen Dinge, die mich daran allerdings gestört haben, kann ich diesem Buch jedoch keine 5 Sterne mehr geben.
Wertung: 4 von 5 Sternen.
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